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Die schwarze Bruderschaft

Die schwarze Bruderschaft

Titel: Die schwarze Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bei der
höllischen Fahrt in die Tiefe war alles, was nicht niet- und
nagelfest war, losgerissen und durch das Wasser gewirbelt
worden. Überall lagen zerborstene Möbel, losgerissene Türen
und zertrümmerte Maschinenteile. Sie durchquerten einige
Räume, in denen sie regelrecht über Trümmerberge
hinwegklettern mußten, und einmal mußten sie sogar ein Stück
des Weges zurückgehen, weil es einfach kein Durchkommen
gab.
Und trotz allem schien Yasal mit traumwandlerischer
Sicherheit seinen Weg zu finden. Mike hatte den sicheren
Eindruck, daß er noch viel schneller gewesen wäre, hätte er
nicht auf sie Rücksicht genommen. Er begann sich allmählich
zu fragen, warum sie überhaupt hier waren
- wie die Dinge
bisher lagen, behinderten sie Yasal eher, statt ihm zu helfen.
»Das ist seltsam«, sagte Singh plötzlich. »Was ist seltsam?«
Singh schwieg einen Augenblick. »Erinnert Ihr Euch, Herr«,
sagte er dann. »Wir haben vorhin darüber gesprochen: die
Toten. Die ertrunkenen Passagiere und die Besatzung. «
Und ob sich Mike daran erinnerte. Erneut fröstelte er, und
diesmal lag es eindeutig nicht an der eisigen Kälte, die
allmählich durch seinen Anzug zu kriechen begann. Er sah sich
um, fast als rechne er damit, ganze Legionen von Toten durch
das klare Wasser auf sich zutreiben zu sehen. »Wo sind sie
alle?« fragte Singh.
Mike blickte ihn verwirrt an - und riß plötzlich die Augen auf.
Singh hatte Recht. Sie waren bereits tief in den Rumpf des
Schiffes eingedrungen und durchquerten gerade etwas, was
vielleicht einmal ein Speisesaal gewesen war, aber sie hatten
bisher keinen einzigen Leichnam gesehen!
»Vielleicht... vielleicht sind sie abgetrieben worden«, sagte er
stockend.
»Hier drinnen gibt es keine Strömung. « Mike ersparte es sich,
seinen zweiten Gedanken auszusprechen: nämlich daß die Toten
einfach von Raubfischen gefressen worden waren. Sie hatten
bisher nicht einmal eine Spur von Leben gesehen, geschweige
denn einen Raubfisch.
»Unheimlich«, murmelte er. Aber zugleich war er auch
erleichtert. Ihr Ausflug in dieses gigantische Wrack war
schlimm genug, aber vielleicht blieb ihnen das Allerschlimmste
erspart. Aber die Sache war sehr rätselhaft. Und es blieb dabei.
Sie durchquerten den Saal und stiegen eine große Treppe hinab,
folgten Yasal durch eine vollkommen verwüstete Küche und
anschließend drei, vier weitere Räume, deren ursprünglicher
Bestimmungszweck nicht einmal mehr zu erraten war, aber sie
fanden keine Toten. Es war, als wäre das Schiff leer gewesen,
als es sank. Oder als hätte jemand die Toten geholt. Schließlich
betraten sie die Laderäume des Schiffes. Das Chaos war hier
noch wesentlich größer, so daß es bald selbst Yasal schwerfiel,
einen Weg für sie zu finden. Mike sah immer öfter auf die Uhr.
Der Sauerstoffvorrat in ihren Anzügen war nicht unbeschränkt.
Sie hatten die Hälfte davon fast verbraucht und würden sich
bald auf den Rückweg machen müssen. Gerade als er zu
überlegen begann, wie er Yasal auf diesen Umstand
aufmerksam machen konnte, erreichten sie ihr Ziel. Sie hatten
einen völlig verheerten Lagerraum voller großer, fast
ausnahmslos aufgeplatzter Kisten durchquert, und vor ihnen lag
ein großes metallenes Tor, offensichtlich der Durchgang zu
einem weiteren Lager. Yasal gebot ihnen mit einer
entsprechenden Geste, zurückzubleiben, und machte sich allein
einen Moment lang daran zu schaffen. Mike konnte nicht genau
erkennen, was er tat, aber plötzlich blitzte ein grelles weißes
Licht auf, und schon im nächsten Augenblick öffnete sich die
Tür einen Spaltbreit - und Singh und er hatten ihre liebe Mühe,
sich auf den Beinen zu halten. Ein ungeheurer Sog ergriff sie
mit einem Mal und zerrte sie auf die Tür zu. Mike griff
haltsuchend um sich, fand irgend etwas, woran er sich
klammern konnte, und sah aus den Augenwinkeln, daß es Singh
nicht besser erging. Es dauerte nur einige wenige Sekunden,
bevor sich das tobende Wasser wieder beruhigte, aber diese
Sekunden beanspruchten seine gesamte Kraft.
»Was... was war denn das?« keuchte er, als es endlich vorbei
war und er es vorsichtig wagte, seinen Halt loszulassen.
»Der Lagerraum muß noch voller Luft gewesen sein«,
antwortete Singh. »Yasal hat irgendwie die Tür aufgesprengt. «
Mit klopfendem Herzen bewegte sich Mike auf die Tür zu, die
nun weit offenstand. Er fragte sich, was sie dahinter finden
würden
- Kisten voller Schätze, wie Trautman und Ben
anzunehmen schienen, oder etwas ganz,

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