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Die schwarze Bruderschaft

Die schwarze Bruderschaft

Titel: Die schwarze Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ganz anderes?
Das erste, was er im Licht seines Scheinwerfers sah, war ein
Ballen weißer Stoff. Er war durch den plötzlichen
Wassereinbruch offensichtlich losgerissen worden und wirbelte
sich überschlagend durch den Raum, und es war nicht der
einzige. Hier und da trieben weitere der gut mannslangen,
weißen Bündel dahin, und auf dem Boden stapelten sich gleich
Dutzende, wenn nicht Hunderte der sonderbaren Gebilde. Mike
ließ den Strahl seines Scheinwerfers ein paarmal durch den
Lagerraum gleiten, der fast die Abmessungen einer kleinen
Turnhalle hatte. Ein Teil der verbliebenen Luft hatte sich unter
der Decke gesammelt und bildete einen silbernen Himmel aus
Millionen zerbrochener Halbmonde. Das und die weißen Ballen
waren die einzigen Dinge, die sich in dem Raum befanden.
»Was ist denn das?« fragte Mike. »Das soll der Schatz der
Cheopspyramide sein?«
Singh schwieg. Er bewegte sich schwerfällig weiter in den
Raum hinein und wollte sich nach einem der Ballen bücken,
aber er kam nicht dazu, die Bewegung zu Ende zu fuhren. Yasal
war mit einem blitzschnellen Schritt neben ihm und riß ihn so
grob zurück, daß er fast die Balance verloren hätte.
»Ja«, sagte Mike säuerlich. »Kein Zweifel. Das ist der Schatz.
«
Während Singh mit wild rudernden Armen sein Gleichgewicht wiederfand, ließ sich Mike behutsam in die Hocke
sinken, um einen der seltsamen »Stoffballen« genauer in
Augenschein zu nehmen. Yasal beobachtete ihn mißtrauisch,
versuchte aber nicht, ihn davon abzuhalten. Offensichtlich
wollte er nur nicht, daß sie die Bündel berührten.
Mike sah jetzt, daß ihn sein erster Eindruck getäuscht hatte.
Es war kein Stoffballen, und es war auch nicht rund, wie es ein
solcher gewesen wäre, sondern sechseckig. Wo hatte er diese
Form schon einmal gesehen? Außerdem war es gar kein Stoff.
Es war...
Mike suchte vergeblich nach einer Bezeichnung für das, was
er sah. Es ähnelte nichts, was er jemals zu Gesicht bekommen
hatte. Mal schimmerte es wie Metall, dann schien es wie Stoff
zu sein, etwas wie ein unendlich feines Gespinst vielleicht,
gegen das selbst die kostbarste Seide wie grobes Sackleinen
erschienen wäre, und es wirkte zugleich sehr zerbrechlich wie
äußerst massiv. Nach dem, was Singh widerfahren war, wagte
er es nicht, es zu berühren, aber er war sicher, daß dieser
sonderbare Kokon so stabil wie Stahl war. »Das muß es sein,
wonach sie gesucht haben«, sagte er überflüssigerweise. »Es
scheint nicht beschädigt zu sein. Offensichtlich ist der
Laderaum luftdicht geblieben. Die ganze Zeit über. Was... was
kann das sein?«
»Ich habe keine Ahnung«, sagte Singh. »Aber ich frage mich,
wie wir es an Bord der NAUTILUS bekommen sollen. «
Mike sah ihn fragend an.
»Wir haben fast eine Stunde gebraucht, um hierherzukommen«, antwortete Singh mit einer erklärenden Geste. »Und
wir brauchen garantiert länger für den Rückweg, selbst wenn
diese Bündel so leicht sind, wie es scheint. Wißt Ihr, wie viele
es sind?« Mike sah sich ratlos um und schüttelte den Kopf.
»Sehr viele«, sagte er kleinlaut. »Dutzende. « »Wohl eher
Hunderte«, verbesserte ihn Singh. »Wir würden Wochen
brauchen, um sie alle auf die NAUTILUS zu schaffen. Und so
viel Zeit haben wir nicht. « Mike gestand sich ein, daß er auf
diesen Gedanken noch gar nicht gekommen war. Bisher waren
sie ja immer davon ausgegangen, nur einige Kisten aus dem
Wrack der TITANIC holen zu müssen; eine Aufgabe, die mit
zwei oder drei Expeditionen hier herunter sicher zu bewältigen
gewesen wäre. Aber das hier... »Das ist unmöglich!« sagte er
überzeugt. Singh nickte betrübt. Die Bewegung war hinter der
Scheibe seines Helmes kaum zu erkennen, aber sie versetzte
Mike trotzdem einen gewaltigen Schrecken. Seine Worte hatten
keinen anderen Sinn gehabt, als Singh widersprechen zu lassen.
Er hatte einfach vorausgesetzt, daß der Inder wie immer schon
einen Ausweg parat haben würde. Diesmal schien es nicht der
Fall zu sein. Und das bedeutete, daß sie ihre Aufgabe unmöglich
in der ihnen zur Verfügung stehenden Zeit bewältigen konnten.
Und das wiederum bedeutete, daß er Serena und Astaroth
niemals wiedersehen würde. Verzweifelt sah er hoch und
blickte sich nach Yasal um. Er entdeckte den Beduinen an der
gegenüberliegenden Seite des Raums. Yasal hatte vor der Wand
Aufstellung genommen und beide Arme in einer seltsamen,
beinahe beschwörend anmutenden Geste erhoben. Er stand
vollkommen reglos da. »Was tut er da?« murmelte

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