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Die schwarze Bruderschaft

Die schwarze Bruderschaft

Titel: Die schwarze Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Vorahnung wurde Gewißheit, als sie ihr
Ziel erreichten: die Bodenschleuse der NAUTILUS, eine kleine
Tauchkammer, die gerade groß genug für zwei Personen war.
Yasal machte eine entsprechende Geste, hineinzugehen, aber
Mike schüttelte entschieden den Kopf.
»Ich bin doch nicht wahnsinnig!« sagte er. »Du weißt nicht,
was du da verlangst! Die Taucheranzüge sind nicht für diesen
Wasserdruck -« Yasal schnitt ihm mit einer herrischen Geste
das Wort ab, und Mike gab auf. Er war nicht einmal sicher, ob
seine Behauptung tatsächlich der Wahrheit entsprach. Die
Taucheranzüge, über die die NAUTILUS verfügte, waren der
übrigen menschlichen Technik ebenso überlegen wie das Schiff
selbst. Aber sie hatten sie niemals in dieser Tiefe ausprobiert,
und Mike hatte auch keine Lust, am eigenen Leib
herauszufinden, ob sie wirklich für einen Spaziergang in mehr
als zweitausend Meter tiefem Wasser geeignet waren.
Yasal interessierte sich wenig dafür, wozu er Lust hatte oder
nicht. Er wiederholte seine Aufforderung ein drittes Mal - und
diesmal auf eine Weise, die eindeutig drohend wirkte
-, und
Singh und er gaben auf. Hintereinander quetschten sie sich in
die kleine Tauchkammer und halfen sich gegenseitig dabei, die
klobigen Anzüge anzulegen und die Sauerstoffflaschen zu
montieren. Kurz bevor er das schwere Panzerschott über ihnen
schloß, bedeutete Yasal ihnen, draußen auf ihn zu warten; die
Kammer war nicht groß genug, um zu dritt hindurchzugehen.
»Witzbold«, murmelte Mike. »Was denkt er denn, wo wir
hingehen werden?«
»Irgend etwas stimmt mit den Anzügen nicht«, erklang Singhs
Stimme in Mikes Helm. Mike erschrak. »Wie?«
»Ich weiß auch nicht, was, aber irgendwie... « Singh suchte
hörbar nach Worten. »Sie haben etwas damit gemacht.
Vielleicht haben sie sie verändert, damit sie den Druck in dieser
Tiefe aushalten. « Mike hoffte es inständig. Während das
Wasser rings um sie herum allmählich höher zu steigen begann,
versuchte er Singhs Anzug durch die Sichtscheibe seines
Helmes genauer zu mustern. Ihm fiel kein Unterschied an den
klobigen Anzügen auf, die jede Bewegung zu einer bewußten
Anstrengung machten. Die runde Scheibe in dem schweren
Messinghelm verlieh seinem Träger etwas Zyklopenhaftes.
Dann fiel Mike doch etwas auf: Über dem schwarzen,
gummiähnlichen Material, aus dem der gesamte Anzug gefertigt
war, war plötzlich... noch etwas. Mike konnte es in dem
schwachen Licht im Inneren der Schleusenkammer nicht richtig
erkennen, aber es schien etwas wie ein feines, mattschwarzes
Netz zu sein.
»Unsere Freunde waren ziemlich fleißig, scheint mir«, sagte
er.
»Ja. Und ich bete, daß sie gewußt haben, was sie tun«,
antwortete Singh.
Das Wasser stieg rasch höher. Mittlerweile reichte es Mike
bereits bis zur Hüfte. Er spürte die Kälte selbst durch das dicke
Material des Taucheranzuges hindurch, aber von dem
erwarteten Druck, der ihn eigentlich auf der Stelle hätte
zermalmen müssen, war nichts zu fühlen. Das Wasser stieg
höher, erreichte seine Schultern und überspülte schließlich
seinen Helm. Nichts. Was immer Hasim und Yasal mit den
Anzügen getan hatten, es wirkte.
Als die Kammer geflutet war, schalteten sie ihre Scheinwerfer
ein und verließen die NAUTILUS durch die Bodenschleuse. Im
ersten Moment umgab sie vollkommene Schwärze, in der selbst
die beiden starken Scheinwerferstrahlen dünn und verloren
wirkten, denn es gab nichts, worauf sie sie hätten richten können. Dann aber folgte er Singh aus dem Schatten der
NAUTILUS heraus, und jetzt sahen sie das gigantische Schiff,
das im Licht der großen Bugscheinwerfer des U-Bootes über
ihnen emporragte. Von hier aus betrachtet, wirkte es noch
gigantischer als aus der vermeintlichen Sicherheit des Salons
heraus. Das Schiff schien jetzt tatsächlich zu einem Berg
geworden zu sein, wenn auch zu einem stählernen, von
Menschenhand gemachten Berg, der vierzig, fünfzig oder auch
mehr Meter über ihnen emporragte und sich zu beiden Seiten
weiter in die ewige Nacht des Meeresgrundes hinein erstreckte,
als das Licht der Scheinwerfer reichte. Es war genau wie oben
im Salon: Singh und er standen einfach stumm da und blickten
das Schiff an, ohne sich zu rühren.
Ein sonderbares Gefühl überkam Mike, als sein Blick über die
mehr als mannsgroßen Buchstaben glitt, die den Namen des
Schiffes bildeten. TITANIC. Das Schiff war ein Titan. Es war
der Stolz der Weltmeere gewesen - oder hätte es werden sollen,
denn die Katastrophe hatte es

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