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Die Schwarze Festung

Die Schwarze Festung

Titel: Die Schwarze Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gekommen. Die wenigen Minuten, die sie möglicherweise hier draußen warten mußten, konnten über ihr Leben entscheiden. Dann, nach einer Zeit des Wartens, die ihr unendlich lang vorkam, schwang die Tür wieder auf. Doch die Gestalt, die aus der Schleuse herausschwebte, war nicht French. Es war ein junger Mann, der einen zerschlissenen, an zahllosen Stellen geflickten einteiligen Anzug von ehemals weißer Farbe trug. Er war nicht in einen Raumanzug gehüllt, sondern steckte in einer jener durchsichtigen Transportblasen, wie sie French aus dem Regal im Lagerraum genommen hatte. Charity konnte weder auf noch in seinem improvisierten Schutzanzug ein Sauerstoffpack entdecken. Offensichtlich zehrten Frenchs Leute bei ihren Ausflügen ins Vakuum nur von dem Luftvorrat, der in ihren Anzügen eingeschlossen war. Die Gestalt trieb ein kleines Stück aus der Schleuse heraus, ehe sie sich mit der linken Hand an der Luke festklammerte und mit der anderen eine Bewegung machte, die Schleuse zu betreten. Charity gab Stone ein Zeichen, ihr zu folgen. Ihr Blick streifte das Gesicht des jungen Mannes, als sie an ihm vorüberschwebte. Seine Augen waren weit aufgerissen und starr vor Unglaube, Ehrfurcht – aber auch Angst. Zweifellos waren sie die ersten Menschen, die dieser junge Mann außer den Bewohnern des Hortes in seinem Leben zu Gesicht bekam. Wenn Charity daran dachte, wie French auf ihren Anblick reagiert hatte, so würden ihnen vielleicht einige sehr schwierige Augenblicke bevorstehen. Sie bugsierte Stone vor sich in die winzige Schleusenkammer, quetschte sich selbst hinein und zog die Luke hinter sich zu. Es gab keine Beleuchtung hier drinnen, so daß sie für einige Sekunden blind war, aber der schwere Riegel war kaum eingerastet, als sie auch schon hörte, wie sich in der Wand hinter ihr ein zweiter, gleichartiger Mechanismus bewegte und zischend Sauerstoff in die Kammer zu strömen begann. Gleichzeitig bekam ihr Körper etwas von seinem Gewicht zurück. Offensichtlich wirkte die künstliche Schwerkraft auch hier, die die Moroni in der Orbit-Stadt erzeugten. Aus der gegenüberliegenden Wand öffnete sich eine runde Luke über ihren Köpfen. Gelbes, sehr blasses Licht erfüllte die Luftschleuse. Charity sah Schatten, blinzelte und kniff die Augen zusammen, aber die Beleuchtung im Inneren des Shuttles reichte einfach nicht aus, um die Gestalten, die im Kreis um die Luke herumstanden und zu ihnen herabblickten, genauer erkennen zu können. Stone wollte nach dem Rand der Luke greifen und sich herausziehen, aber Charity hielt ihn mit einer raschen Bewegung zurück. Sie konnte die Gesichter über sich noch immer nicht erkennen, um so deutlicher fühlte sie die Spannung, die in der Luft lag. Sie hatten so entsetzlich wenig Zeit, aber sie mußten diesen Menschen die Gelegenheit geben, sich an ihren Anblick zu gewöhnen. Der gefährliche Moment verging. Plötzlich beugte sich einer der Schatten vor. Charity erkannte French, der auf die Knie gesunken war und ihr die Hand entgegenstreckte. Mit einem erleichterten Aufatmen griff sie danach und ließ sich in die Höhe ziehen. Charity glitt ein gutes Stück über den Rand der Schleuse hinaus und landete ungeschickt neben French. Einen Moment zu spät begriff sie, daß der Boden aus einem offensichtlich nicht-magnetischen Metall bestand. Ihre Haftsohlen griffen nicht. Sie machte einen weiteren, unsicheren Schritt, um ihr Gleichgewicht wiederzufinden, und wäre trotzdem gestürzt, hätte French sie nicht aufgefangen. Sie nickte dankbar, drehte sich vollends zu ihm herum und ließ ihren Blick flüchtig über das knappe Dutzend Gesichter streifen, das sie umgab. Jedes einzelne Gesicht ähnelte French: schmal und ausgezehrt, mit dunklen, tief in den Höhlen liegenden Augen, rissigen Lippen und einer Haut, die niemals mit Sonnenlicht in Berührung gekommen war und die von kleinen eiternden Geschwüren bedeckt wurde. Es waren fünf oder sechs Frauen und die gleiche Anzahl Männer, und bis auf einen schien kaum jemand älter zu sein als French. Hinter der Reihe der Erwachsenen, die sie unverwandt und mit dem gleichen Ausdruck von Entsetzen und Ehrfurcht wie die Gestalt draußen anstarrten, erblickte sie drei oder vier Kinder. Ein eisiger Schauer durchlief sie. Frenchs Anblick war unheimlich gewesen. Aber dieses Dutzend Menschen (Menschen? Waren das wirklich Menschen?) erfüllte sie mit Furcht und einer an Ekel grenzenden Abscheu, für die sie sich selbst schämte, die sie aber nur

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