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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Außenseiterin ist«, sagte er.
    »Wer?«
    »Diane Fry. Ein Außenseiter zu sein kann ganz schön schwierig sein. Das dauert seine Zeit, bis man damit zurechtkommt.«
    »Wem sagst du das?«, antwortete Weenink. »Ich bin doch selber ein Außenseiter und werde es immer bleiben. Weder Fisch noch Fleisch.«
    »Du meinst, weil du Holländer bist?«
    »Ein halber Holländer. Mein Dad stammt aus Rotterdam. Er ist in den Siebzigerjahren nach England gekommen und hat auf einer Werft gearbeitet. Und zuletzt in Sheffield.«
    »Auf einer Werft?«
    »Eben. Es gibt keine Werften mehr. Deshalb war er ja zuletzt in Sheffield, da hat er in einem Stahlwerk malocht, bis das auch dichtgemacht wurde.«
    »Haben sie dich als Kind wegen deiner Herkunft oft hochgenommen?«
    Weenink verzog das Gesicht. »Was glaubst du denn? Ich habe meinen Dad jeden Tag verflucht, weil er kein Engländer war. Tulpenheini und Käskopp haben sie mich in der Schule genannt. Besonders schön war auch Käsefußindianer.«
    »Immer noch besser als Käsetorte«, witzelte Cooper.
    »Was?« Weenink lief rot an.
    »Entschuldige, entschuldige.« Cooper sehnte einen Grund herbei, aufstehen zu können.
    »Ist ja auch egal«, sagte Weenink langsam. »Als ich größer war als alle anderen zusammen, haben sie mich in Ruhe gelassen.« Er starrte ins Leere. »Zumindest, nachdem ich dem Ersten die Zähne ausgeschlagen hatte.«
     
    »Tut mir Leid, die Bürgersprechstunde ist hiermit beendet. Nächster Tagesordnungspunkt – das Protokoll der letzten Versammlung.«
    Die Vorsitzende des Gemeinderats von Cargreave, Mary Salt, trug eine weiße Strickjacke und einen Tweedrock. Sie war so kurzsichtig, dass sie ihre Kollegen am anderen Ende des Tisches kaum zu erkennen schien.
    Owen Fox gehörte nicht zu ihrer Fraktion. Er war parteilos, weshalb seine Stimme nicht viel Gewicht hatte, vor allem dann nicht, wenn es um wichtige Beschlüsse ging, wie zum Beispiel um die Entscheidung, wofür der dem Dorf zustehende Anteil an der Gemeindesteuer verwendet werden sollte. Aber er und die Vorsitzende kannten sich schon seit vielen Jahren.
    Es war kalt in dem hallenden Gemeindesaal mit dem knarzenden Holzboden und der kleinen Bühne, auf der schon die Kulisse für die Proben des Weihnachtsstücks aufgebaut war. Von seinem Platz aus konnte Owen die Beine der Vorsitzenden Salt unter dem Tisch sehen, wie pralle Würste in der Pelle steckten sie in der fleischfarbenen Strumpfhose. Schade, dass er keine Gabel hatte. Er hätte zu gern hinein gepiekst.
    Die Gemeinderatssitzung begann mit einer fünfzehnminütigen Bürgersprechstunde. Normalerweise saßen höchstens ein, zwei bekannte Gesichter hinten im Raum. Aber heute Abend war der Saal so voll, dass man zusätzliche Stühle hatte aufstellen müssen. Die Leute wollten wissen, was für ihre Sicherheit getan wurde. Sie forderten die Teilnahme eines hochrangigen Polizeibeamten an der nächsten Sitzung, und der Schriftführer wurde beauftragt, den Chief Constable anzuschreiben. Nach einer Viertelstunde ging die Vorsitzende zum nächsten Tagesordnungspunkt über.
    Die zu behandelnden Themen waren vielfältig: ein Briefwechsel mit der Nationalparkbehörde über eine Besucherumfrage und Fördergelder für die Landschaftspflege, die Antwort des Gemeinderats auf eine Anfrage bezüglich Straßenlaternen und eine Diskussion über die Einführung einer Höhenschranke am Dorfparkplatz, um die Zigeuner daran zu hindern, ihre Wohnwagen dort abzustellen. Es wurde über den Erfolg des Aufforstungsprogramms zur Jahrtausendwende berichtet und die Brunnendekoration für das nächste Jahr besprochen. Der Bücherbus würde das Dorf in Zukunft jeden zweiten Donnerstag anfahren. Der Bowls Club plante einen Quizabend. Bald waren die Gefahren, die auf die Wanderer im Ringham Moor lauerten, vergessen. Die fünfzehn Minuten, die der Öffentlichkeit zustanden, waren längst vorbei.
    »Liegt sonst noch etwas an?«, fragte die Vorsitzende abschließend und blickte in die Runde.
    Es kam keine weitere Wortmeldung. Owen sah auf die Uhr. Das war ja erfreulich schnell gegangen. Einige Gemeinderäte würden sich nun in den Pub vertagen, um den neuesten Dorfklatsch auszutauschen, aber Owen freute sich darauf, nach Hause zu kommen. Ihm war nicht nach Geselligkeit zumute, darauf hatte er noch nie viel Wert gelegt.
    »Dann erkläre ich die Sitzung für geschlossen.«
    Owen hielt mit langen Schritten auf die Tür zu, um nicht mit Fragen über die Attacken im Ringham Moor behelligt zu

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