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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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werden. Er konnte ihnen nicht die Antworten geben, die sie wollten. Niemand wusste, wer da im Moor sein Unwesen trieb. Und niemand wusste, wann er das nächste Mal zuschlagen würde.
    Aber Owen machte sich seine eigenen Gedanken. Es bräuchte ihm nur jemand die richtige Frage zu stellen, und er würde sie nicht länger für sich behalten können.

13
    Die Schreibtischlampe war so gedreht, dass das Licht Diane Fry in die Augen schien und Maggie Crews Gesicht im Schatten blieb. Es wurde langsam Abend, am Himmel über Matlock zeichneten sich kaum noch letzte Spuren von Helligkeit ab. Fry überkam ein immer stärker werdendes Unbehagen in dieser Wohnung. An Maggies Stelle hätte sie sich hier trotz der Alarmknöpfe und der zusätzlichen Polizeistreifen nicht sicher gefühlt.
    »Sie sehen doch ein, dass ich mit Ihnen sprechen muss?«, sagte sie.
    »Reden Sie nur. Ich habe jede Menge Zeit.«
    Wenn sie aus Maggie Crew irgendetwas herausholen wollte, durfte sie nicht lockerlassen, so viel war Fry nach dem Studium ihrer Akte und den Gesprächen mit Inspector Armstrong klar geworden. Die verschütteten Erinnerungen dieser Frau konnten der Polizei helfen, den Messerstecher zu identifizieren, der zum Mörder geworden war.
    »Ich möchte mit Ihnen über das letzte Opfer reden«, sagte sie.
    Maggie spielte schweigend an der Lampe herum. Keine Spur von Interesse. Fry unternahm einen neuen Vorstoß.
    »Über die Frau, deren Leiche im Ringham Moor aufgefunden wurde.«
    Maggie zuckte mit den Schultern. Fry bezwang ihre Ungeduld. In der Akte stand, dass Maggie Crew enttäuscht und verbittert war, weil es der Polizei nicht gelungen war, den Angreifer zu fassen. Sie durfte sich durch persönliche Stimmungen nicht von der Arbeit ablenken lassen.
    »Ich weiß nichts über Ihr neues Opfer«, sagte Maggie. »Gar nichts.«
    »Dann will ich Ihnen helfen. Die Frau heißt Jenny Weston. Sie ist dreißig Jahre alt. Das heißt, sie war dreißig Jahre alt, als sie starb. Älter wird sie nicht mehr werden.
    Jenny Weston war eins siebenundsechzig groß, und sie wog sechzig Kilo. Sie hatte vor kurzem mit einer Diät begonnen, war aber nicht sonderlich erfolgreich dabei. Sie wohnte in einem modernisierten Reihenhaus in Totley, am Stadtrand von Sheffield, und sie war Abteilungsleiterin im Call-Center einer Versicherungsgesellschaft. Schon möglich, dass Sie und Jenny nicht viele Gemeinsamkeiten hatten, aber ich könnte mir trotzdem vorstellen, dass Sie gut miteinander ausgekommen wären. Jenny fuhr gern Rad, und sie mochte klassische Musik, vor allem Haydn und Strauß. Wie ich sehe, hören Sie ebenfalls Strauß, Maggie.«
    Fry deutete mit dem Kopf zur Stereoanlage, auf der die CD G’schichten aus dem Wiener Wald lag, die Einzige im Regal, die nicht in einen Ständer eingeordnet war. Ein seltener Farbklecks in der dunklen Ecke.
    Die Lampe senkte sich ein wenig. Nachdem Fry sich blinzelnd auf das schwächere Licht eingestellt hatte, traten Maggies Umrisse etwas deutlicher hervor.
    »Jemand hat sie mir geliehen«, sagte Maggie. »Ich habe sie noch nicht gespielt.«
    »Jenny hat ihre Kleidung bei Marks & Spencer und Next gekauft, wo sie Kundenkarten hatte. Ihre Bank war die NatWest, aber ihr Kreditkartenkonto hatte sie bei einem Unternehmen, das Greenpeace unterstützt. Sie war sehr tierlieb. Sie gehörte mehreren Vereinen an, darunter auch dem Tierschutzverein, und sie hat sich ehrenamtlich beim Katzenschutzbund engagiert. Sie hatte einen Kater, der Nelson heißt. Wissen Sie, warum sie ihn so genannt hat? Er war ein Streuner. Als sie ihn aufgelesen hat, hielt er wegen einer Infektion immer ein Auge geschlossen, genau wie Admiral Nelson. Hatten Sie jemals eine Katze, Maggie?«
    Maggie starrte ins Leere. Fry hatte keine Ahnung, ob sie überhaupt zu ihr durchdrang.
    »Wir wissen noch viel mehr über Jenny. Wir wissen, dass sie sich in der Stadtbücherei Biographien über Showstars und Romane von Maeve Binchy ausgeliehen hat. Sie fuhr einen blauen Fiat Cinquecento, den sie nicht sehr oft gewaschen hat. Auf dem Rücksitz lagen ein Paar Ersatzschuhe, eine Orange und ihr Handy. Als wir es angewählt haben, spielte es die Wilhelm-Tell-Ouvertüre.«
    Maggies Blick war ausdruckslos, aber sie hatte die Schultern angespannt, und ihre Hände tasteten rastlos umher.
    »Nein«, sagte sie. »Rossini höre ich mir auch nicht an.«
    Fry hatte alle Einzelheiten über Jennys Leben parat. Doch über die junge Frau, die vor einigen Wochen bei ihr in Totley gewohnt hatte,

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