Die schwarze Kathedrale
eines reichen Mannes einzudringen, von dem man allgemein annahm, daß er Geld und Wertsachen herumliegen hatte. Sie töteten den Besitzer und durchsuchten das Haus nach Geld. Adams hat sein Bestes getan, möglichst viel Schlamm aufzuwühlen, aber es gibt immer eine Möglichkeit, eine Sache zu verkomplizieren. Die Kunst, einen Fall zu lösen, besteht, wie ich immer sage, darin, die scheinbare Komplexität auf die Einfachheit der Wahrheit zu reduzieren.« Er wandte sich lächelnd an mich. »Sie, zum Beispiel, sagen, daß das Haus bereits verwüstet war, als Sie heute nachmittag zum Tee hierherkamen.«
»Ja, das habe ich gesagt.«
»Meinen Sie wirklich verwüstet oder nur, daß der alte Herr ein paar Schubladen aufgezogen hatte, weil er nach der Geschichte gesucht hatte, die er Ihnen zeigen wollte?« Ohne meine Antwort abzuwarten wandte er sich an Austin: »Sie, Mr. Fickling, haben meines Wissens nur ausgesagt, daß im Raum die Spuren einer achtlosen Suche erkennbar waren.«
Austin nickte. Ich sah ihn überrascht an.
»Unterscheiden sich Ihre Aussagen wirklich so sehr voneinander?« Er wandte sich wieder an mich. »Sie wollen doch wohl nicht behaupten, daß die Unordnung, die sie vorfanden, ganz genau so war wie die jetzige?«
»Ich würde sagen, daß ich das nicht für jeden einzelnen Gegenstand beschwören könnte.«
»Gut, dann haben die Räuber offensichtlich das Haus zusätzlich zu der Unordnung, die sowieso schon herrschte, noch weiter verwüstet. Das ist doch ein Fortschritt.« In diesem Augenblick kam der Sergeant herein. Der Major schnellte herum. »Nun, Adams?«
»Ich habe sie nicht gefunden, Sir.«
»Dann lassen Sie das Haus morgen beim ersten Tageslicht von ein paar Ihrer besten Beamten durchsuchen. Diese Schlüssel müssen doch irgendwo hier im Haus sein.«
»Bei allem Respekt, Sir«, antwortete Sergeant Adams, »derjenige, der dies hier angerichtet hat, muß sie benutzt haben, um das Haus hinter sich abzuschließen.« Der Major nickte. »In diesem Fall können sie natürlich überall sein«, fuhr der Sergeant fort. »Er wird versucht haben, sie so schnell wie möglich loszuwerden, weil sie ihn natürlich verraten würden.«
»Lassen Sie den Garten hinter dem Haus überprüfen, sowie es hell genug ist. Wenn Sie sie dort nicht finden, sollen Ihre Männer jeden Millimeter dieser Ecke des Domplatzes absuchen.«
Kaum hatte der Major den Satz beendet, wurde an die Haustür geklopft, und Adams öffnete. Zwei Polizisten führten einen verängstigten jungen Mann in Handschellen herein. Seine Kleidung war zerrissen, sein Gesicht verschwollen.
»Aha!« schrie der Major. »Der berühmte Kellner Perkins. Wo haben Sie diese Kratzer und blauen Flecken her?«
»Er hat versucht wegzurennen, Sir«, erwiderte einer der Polizisten.
»So, so. Und haben Sie etwas in seinen Taschen gefunden?«
»Nein, nichts, Sir.«
»Sergeant, gehen Sie zu ihm nach Hause, und suchen Sie nach den Sachen, die er hier gestohlen hat. Und sehen Sie auch nach den Schlüsseln.«
Adams nickte uns zum Abschied zu und eilte davon.
Der Major wandte sich wieder an den Gefangenen. »Sie sind also ein enger Freund von Mrs. Bubbosh?«
Dem Mann blieb der Mund offenstehen, und der Major schnauzte: »In Gottes Namen, Mann, Sie kennen sie doch?«
»Jeder kennt Tante Meggie, Sir.«
»Was geschah, als Sie heute nachmittag um halb sechs zu diesem Haus kamen?«
Er errötete und senkte den Kopf. »Zu der Zeit bin ich nicht gekommen. Ich komme immer nur um vier. Genau um vier – nach der Kirchenuhr. Der alte Herr nahm das sehr genau.«
»Mr. Stonex hatte Ihnen doch gesagt, Sie sollten um halb sechs kommen und einen Krug Bier bringen.«
»Nein, Sir. Das stimmt nicht!« Perkins hatte einen hochroten Kopf und hielt den Blick auf seine Schuhe gesenkt. Es war ganz offensichtlich, daß er nicht die Wahrheit sagte, aber seine Unfähigkeit zu lügen weckte in mir den Verdacht, daß er unschuldig sein könnte.
»Sie lügen!« brüllte der Major. Er drehte sich halb zu uns um. »Diese beiden Herren haben gehört, wie Mr. Stonex gesagt hat, daß Sie kommen würden. Und sie haben auch gehört, wie Sie um halb sechs an die Türe klopften.«
Er wandte uns sein verstörtes Gesicht zu. »Das verstehe ich nicht. Das ist nicht richtig. Es ist nicht wahr.«
»Zu dem Thema will ich noch mehr von Ihnen erfahren. Bringen Sie ihn ins Eßzimmer.«
»Ich werde nichts sagen«, rief der junge Mann noch, als er hinausgeführt wurde.
Der Major wandte sich wieder an
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