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Die schwarze Kathedrale

Die schwarze Kathedrale

Titel: Die schwarze Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Palliser
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ich’s auch nicht, denn wenn er um halb sechs gekommen wäre, hätte der alte Mr. Stonex ihm nicht aufgemacht. Eddy hat er nur immer um vier Uhr reingelassen, wenn er ihm das Essen gebracht hat. Sonst hat er die Tür nur für mich aufgemacht.«
    »Er hat die Tür nur für Sie aufgemacht?« wiederholte der Major. »Geben Sie damit nicht praktisch zu, daß Sie um halb sechs mit Perkins gekommen sind? Niemand außer Ihnen wäre eingelassen worden.«
    »Nein, bin ich nicht. Und es macht auch gar keinen Sinn, das zu behaupten. Mr. Stonex hat mir nur um sieben Uhr morgens und um sechs Uhr am Abend aufgemacht. Zu jeder anderen Zeit hätte ich klopfen können, bis mir die Fingerknöchel geblutet hätten, und es hätte doch nichts genützt. Er hatte doch solche Angst, daß man ihn ausrauben könnte.«
    »Gehen Sie jetzt«, sagte der Major zu ihr. »Ich brauche Sie momentan nicht mehr. Aber begeben Sie sich nach Hause und bleiben Sie dort.«
    Wütend und verängstigt machte sie sich davon. »Bevor Sie gehen, Mrs. Bubbosh«, mischte sich der Sergeant ein, »sagen Sie doch bitte dem Major noch, was Sie auch mir gesagt haben, wie überrascht Sie nämlich waren, als Sie sahen, wie es in diesem Zimmer ausschaute.«
    »Diese ganze Unordnung«, sagte sie und blickte sich um. »Als ich heute mittag hier wegging, war alles tiptop in Ordnung.«
    »Und der Tee?« fragte der Sergeant. »Diese Kuchen habe ich noch nie gesehen. Und er hat auch noch nie jemanden zum Tee eingeladen, seit ich bei ihm arbeite.«
    Der Major sah überrascht von ihr zum Sergeanten. »Sie sagen also«, fragte der Sergeant freundlich, »daß Mr. Stonex Ihnen nicht erzählt hat, daß er diese Herren zum Tee eingeladen hat? Und daß Sie das Essen nicht vorbereitet haben?«
    »Das ist richtig, Sir. Ich habe nichts davon gewußt.«
    Der Sergeant sah seinen Vorgesetzten an. »Also gut, gehen Sie jetzt«, sagte der Major und blickte ihr nach, als sie hinausging. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, wandte er sich an Austin und mich. »Die Frau lügt. Dieser Fall ist kinderleicht zu lösen. Der Verstand eines Verbrechers ist per definitionem begrenzt. Der Mörder war vermutlich dieser Perkins oder ein Verwandter von Mrs. Bubbosh, und sie hat ihn hereingelassen, als der alte Stonex ihr wie gewöhnlich um sechs die Tür geöffnet hat.«
    »Bei allem Respekt, Herr Major«, wandte Sergeant Adams ein, »aber wenn der Mörder das Haus erst um sechs Uhr betreten hätte, dann hätte er schwerlich genug Zeit gehabt, den Mord zu begehen. Ich selbst habe die Nachricht, daß ich hierherkommen soll, ein paar Minuten vor halb sieben erhalten, und Mrs. Bubbosh brauchte auch noch eine Weile, um Mr. Wattam zu holen und zusammen mit ihm zurückzukommen, und dann mußte erst jemand laufen, um mich auf der Polizeiwache zu alarmieren.«
    »Das ist kein Problem«, entgegnete der Major. »Der Komplize war die ganze Zeit über im Haus. Schlau, wie sie sind, haben er und Mrs. Bubbosh ausgemacht, daß sie ruhig schon Alarm schlagen sollte, während er noch da war. Dadurch hat er mindestens dreißig Minuten lang Zeit gehabt, vielleicht sogar noch länger. Sie haben das Haus um zehn vor sieben betreten, nicht wahr? Der Komplize könnte das Haus erst in diesem Augenblick verlassen haben, denn Sie haben ja zugegeben, daß Sie es verabsäumt haben, den Hintereingang zu sichern.«
    »Das ist richtig, Sir. Ich bin auch nicht auf den Gedanken gekommen, daß dem alten Herrn etwas Schlimmeres passiert sein könnte als eine plötzliche Krankheit. Aber die Tatsache, daß ich den Wachtmeister nicht zur Hintertür geschickt habe, hat bestimmt nichts geändert, denn als ich ein paar Minuten später nachsah, war sie verschlossen. Es kann also niemand auf diesem Weg entkommen sein.«
    Der Major stieß einen Grunzlaut aus. »Also, die Vordertür war ja auch verschlossen, und irgendwie muß er ja nun entkommen sein. Haben Sie nach den Schlüsseln gesucht?«
    »Wir haben sowohl die Leiche als auch das ganze Haus durchsucht, Sir.«
    »Dann sehen Sie noch einmal nach, Sergeant.«
    Der Sergeant verließ das Zimmer. Der Major schüttelte den Kopf. »Es war eine grobe Nachlässigkeit, nicht sofort einen Mann an der Hintertür zu postieren. Die Art und Weise, wie der Sergeant diesen äußerst simplen Fall gehandhabt hat, war alles andere als beispielhaft.«
    »Ja, ist der Fall denn so einfach?« fragte ich.
    »Die einfachste Sache der Welt. Der oder die Räuber haben es fertiggebracht, in das gut gesicherte Haus

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