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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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vielleicht eine Widmung draufschreiben, wenn ich es signiere? Vielleicht so eine Art Gruß oder so was?«
    »Du sagst doch immer, die Texte sollen für sich selbst sprechen.«
    Es war fast wie eine Beichte, als er übergangslos sagte: »Ich kann es nicht.«
    Ich kann nicht einmal daran denken, was ich über meinen Namenszug schreiben soll. Ich habe Tausende von Autogrammkarten signiert – in Restaurants, Flughäfen, auf der Via Appia und auf der Spitze des Eiffelturms, irgendwo hingekauert, frierend und fast erdrückt von Menschenmassen.
    Nie habe ich auch nur einen Augenblick lang gezögert, aber jetzt bedeutet jedes einzelne Wort eine ungeheure Anstrengung.
    »Ich kann Leuten, die ich nie richtig kennenlernen werde, keine Artigkeiten sagen«, hörte er sich selbst in der Hoffnung äußern, sie werde ihm beipflichten.
    Aber Sarah war froh, ihm widersprechen zu können, wenn er Unrecht hatte. »Darin bist du im Gegenteil sehr gut. Das tust du doch die ganze Zeit. Ich könnte es nicht, aber ich könnte auch kein Drehbuch schreiben.«
    »Bist du denn überhaupt sicher, daß Tinte dieser Art auf den Plastikhüllen schreibt?«

    »Es ist dieselbe, die wir immer benutzen.«
    »Ein- oder zweimal hat es aber nicht geklappt, und die Tinte ist verlaufen. Das hat ausgesehen, als hätte man versucht, auf Löschpapier zu schreiben.«
    »Es wird funktionieren.« Sie wandte sich wieder zur Tür.
    »Du mußt es nur versuchen.«
    Er begann zu schreiben und ertappte sich dabei, wie er mit Druckbuchstaben, die ihm überraschend gut gelangen, den Satz eines der Darsteller niederschrieb, jenes, der die Flasche geworfen hatte. Es war ein Satz, den er einer Hemingway-Biographie entnommen hatte, etwas, das der junge Hemingway gesagt hatte, um seinen Eltern oder sich selbst zu imponieren.
    »Vor nichts Angst.«
    Das machte sich gut, fand er. Die Druckbuchstaben erinnerten ihn stark an die ungelenke Handwerker-Schrift seines Vaters. Er hatte darüber schon früher nachgedacht –
    wenn ich älter werde, werde ich mehr und mehr sein wie er.
    Er unterzeichnete mit seinem Namen.
    Er war gerade dabei, seine letzte Signatur zu vollenden, als Sarahs Stimme über das Sprechgerät an sein Ohr drang. »Ich habe hier einen höchst seltsamen Telefonanruf«, sagte sie.
    Er wollte schon wie gewöhnlich sagen, der Anrufer solle sagen, worum es gehe, er werde zurückrufen.
    Aber Sarah würde niemals einen ›seltsamen‹ Telefonanruf erwähnen. Er starrte auf die kleine Sprechmuschel der Gegensprechanlage. Irgend etwas an ihrem Tonfall hatte ihn aufmerksam werden lassen. »Wer ist es denn?«
    Sie schien sein Zögern vorausgeahnt zu haben, denn mit fragendem Unterton in der Stimme erwiderte sie: »Er sagt, er sei ein alter Freund.«
    Als sie seinen Namen nannte, sank er zurück, unfähig, sich auch nur zu bewegen. Das konnte nicht wahr sein. Es war unmöglich. Er dachte: Bestimmt habe ich nicht richtig gehört.
    Bestimmt hat sie den Namen falsch verstanden.
    Seine Hand tastete sich zum Telefon vor und blieb dort liegen. Er konnte ihr nicht mehr befehlen, den Hörer abzunehmen. Er konnte nur einfach hinsehen, auf seine Hand, die Gegensprechanlage, die Briefe auf dem Tisch, als könne er sich auf einmal nicht mehr erinnern, wer er überhaupt war.
    Sarah fragte ihn, was sie tun solle, und er konnte die Zunge nicht zu einer Antwort in Bewegung setzen.
    Natürlich nicht.
    Er schaute auf seine Hand wie ein Mann, der aus einem Traum erwachte und Mühe hat, zu einem Bild zusammenzufügen, was er sah. Was er fühlte, war jenseits aller Emotionen, aber wenn es noch irgendein Gefühl außer Schock und Zweifel in ihm gab, dann war es Freude.
    Doch ganz plötzlich gewann der Unglaube die Oberhand. Das ist ein dummer Streich, dachte er – ein makabrer Witz.
    Niemand kann aus dem Tod zurückkehren.

    3
    Selbst als er die vertraute Stimme aus der Muschel kommen hörte, die genauso klang, wie Asquiths Stimme klingen mußte, dachte Speke: Das kann er nicht sein.
    Er spürte diesen Anflug von Unglaube, der ihn auch dann jedesmal überkam, wenn ihm jemand ein Foto von einem UFO
    zeigte oder vom Schneemenschen oder dem Ungeheuer von Loch Ness. Im Grunde war er überzeugt, und doch war ihm, als stimme da etwas nicht, etwas, für das er keinen Namen wußte.
    Das mußte ein Trick sein. Doch wer war dann, fragte er sich, dieser Magier? Die Stimme klang trocken, ironisch. So könnte sie in der Tat klingen, wenn die Toten sich entschlössen, irgendwelche Leute am Telefon anzurufen

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