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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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gegen die ersten aufsteigenden Tränen ankämpfen mußte. Es war nicht nötig zu brüllen. Er konnte mit Asquith anders fertig werden. »Die Frau, die du umgebracht hast.«

    »Die Frau, die ich umgebracht habe«, wiederholte Asquith trocken.
    »Sie war ein freundlicher, liebenswerter Mensch«, sagte Speke.
    Asquith schien nicht zugehört zu haben. Er zitterte und fing an, sich das rohe Fleisch seiner Arme zu kratzen. Dann faßte er sich wieder. »Sie war meine Schwester«, sagte er abrupt.
    Speke starrte ihn an. »Clara?«
    »Nein, großer Gott, nein.« Ein glucksendes Lachen. »Maria.
    Sie war meine Schwester. Ich habe das alles so geplant. Schon vor langer Zeit.«
    »Schon vor langer Zeit.« Speke sagte es hölzern, als wiederhole er einen Satz in einer fremden Sprache.
    »Ich war wirklich brillant, glaube ich. Sogar deine kirchliche Heirat habe ich geplant, ich, der Meister aller Puppenspieler, der große Demaskierer. Die Einladung in ihre Vernissage –
    alles mein Werk. Ich habe das alles geplant. Meine Schwester war der Köder, blieb der Köder und war zuletzt noch am heutigen Tag ein Köder. Ihr Schrei hat dich aus dem Haus gelockt.«
    Speke mußte einen Augenblick zur Seite sehen. Vielleicht hatte er versucht zu glauben, daß Maria gelogen hatte.
    Vielleicht versuchte er, sich selbst einzureden, daß Maria vielleicht noch immer unschuldig war. Bestimmt konnte sie nichts mit Asquith zu tun gehabt haben, hatte er gedacht.
    Sein Atem ging abgehackt. Er war ein gebrochener Mann.
    Seine Frau, seine ›geliebte Maus‹, hatte ihn vom ersten Tag an belogen. Hatte sie ihn je geliebt? Es war schlimm genug, eines anderen Menschen Zukunft sich in Luft auflösen zu sehen.
    Aber nun verschwand seine Vergangenheit, tauchte unter im Nebel, seine jüngste Vergangenheit, seine Liebe. Er hatte einen üblen Geschmack auf der Zunge, sein Magen war zu einem kalten, schwarzen Klumpen geworden.

    »Aber falls es dir ein Trost ist«, sagte Asquith, »ich glaube, sie fing langsam an, dich zu lieben. Das ist die Wahrheit. Sie fing an, dich zu lieben trotz allem, was ich sagen mochte. Du bist einer von dieser Sorte Mann, verstehst du, genau wie König David in den alten Erzählungen. Egal, wie sehr er auch gesündigt haben mochte und wieviel Strafe er auch verdient hatte, Gottes Liebe zu ihm war unerschütterlich. Es gibt solche Menschen, Hamilton. Du bist einer, den die Sonne selbst liebt.«
    Speke konnte nichts sagen.
    »Und ich. Ich bin ein Scharlatan, ein Gegner, einer von der Schattenseite des Lebens, einer von der Sorte, die sich mit einem Leben hinter der Fußleiste zufrieden geben müssen, unter dem Fundament.«
    Asquiths blasige Hand schob sich langsam auf den Feuerhaken zu. Sie streichelte die ganze Länge des Schaftes, der auf dem Schreibtisch lag. »Ich wußte, du würdest leicht zu täuschen sein. Du hast ja keine Vorstellung davon, wie die Menschen wirklich sind. Hamilton, du warst immer zu vertrauensselig. Du hast immer geglaubt, die Welt sei gut.«
    Spekes Stimme klang gebrochen. »Ich habe sie geliebt.«
    Warum nur benutzte er die Vergangenheitsform. Liebte er sie denn nicht mehr?
    Er riß sich zusammen. Er mußte sich auf das konzentrieren, was jetzt bevorstand, auf diese häßliche Konfrontation mit Asquith, die Auseinandersetzung mit der Wahrheit.
    »Du willst nichts mehr davon hören«, sagte Asquith. »Es macht dich krank.«
    »Ich will alles hören«, sagte Speke mit rauher Stimme.
    »Das willst du nicht.«
    Speke wartete ab.
    »Ich plante als letztes, auf deinen Landsitz zu kommen, deinen bezaubernden Landsitz, Gegenstand so vieler Artikel in den Gazetten, und meinen Tod, erlitten von deiner Hand, vorzutäuschen. Um das ins Werk zu setzen, mußte ich mir den denkbar ungeeignetsten Tag für meinen Besuch aussuchen, einen Tag, an dem dein Terminkalender bis obenhin voll war.
    Diesen Tag habe ich auch mit Marias Hilfe ausgewählt.«
    Asquith wartete, vielleicht sogar auf Applaus. »Red weiter«, sagte Speke.
    »Bist du wirklich daran interessiert, dir selbst Schmerzen zu bereiten?«
    »Ich bin kein Masochist. Du bist es, der mir Schmerzen bereitet, und ich kann sie ertragen.«
    Asquith ließ ein kurzes, hartes Lachen hören. »Du warst schon immer der Starke, und ich war immer schwach.« Er ging auf und ab, als bereite es ihm körperliche Schmerzen, auf einem Fleck stehenzubleiben oder still zu sitzen.
    »Ich hatte einen anstrengenden Terminplan«, sagte Speke, um die Beichte – oder auch die Triumphrede

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