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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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Spiel kann zurückgeblättert werden, Seite für Seite, bis an den Anfang. Es wird stattfinden, wieder und wieder, Szene und das Finale, alles im selben Einband, eingeschlossen in derselben Dunkelheit an einem ganz bestimmten Punkt in der Zeitlosigkeit.
    Sie nahm seine Hand. »Kommen Sie«, flüsterte sie,
    »kommen Sie heraus, weg von diesem Ort.«

    39
    Speke stand zitternd in den Lichterkaskaden dabei, als Bell auf den Baum stieg und die Leiche losschnitt. Das Messer machte ein feines Geräusch, das ein wenig an ein Stöhnen erinnerte, als die Klinge sich durch die Telefonschnur arbeitete. Speke wollte es nicht mit anhören, aber er konnte sein Gehör schließlich nicht gegen das Winseln und Rascheln von Stahl und Plastik abschotten. Er konnte weiter nichts tun, als bei dem Klang zu schaudern, den der Stahl von sich gab, bis der Körper beinahe fiel, kurz baumelte und dann tat, was zu befürchten stand, als Bell an einem der toten Arme zog. Eine kurze Weile blieb sie noch im Geäst hängen. Er bemühte sich, nach oben zu langen und sie aufzufangen.
    Der Leichnam fiel. Die Gelenke knackten wie in einem Fleischerladen, und die Luft wurde mit einem Laut wie Lustgestöhn aus den toten Lungen gepreßt. Die Arme wedelten und fielen in eine veränderte Position. Staub stieg auf. Ein paar Fliegen ließen sich auf ihr nieder.
    »Es ist alles in Ordnung«, hörte Speke sich selbst sagen. Aber er meinte: Sie kann es nicht mehr spüren. Und er meinte auch: Es ist nicht in Ordnung. Es ist über alle Vorstellung hinaus schrecklich.
    Das Ding da in der dunklen, feuchten Pfütze – das kann nicht sie sein.
    »Kommen Sie da weg«, sagte Sarah.
    Sie blieb an seiner Seite, eine Leibwache, die ihn stützte.
    Gute Sarah, dachte Speke. Sie hätte sich diesen Anblick ersparen können.

    Bell glitt vom Baum herunter. Er und Sarah zitterten, und Speke empfand Mitleid mit ihnen. Diese beiden tapferen, guten Menschen hatten das hier nicht erwartet. Die meisten Menschen sehen solch eine Gewalttat ihr ganzes Leben lang nicht. Aber sie ertrugen es. Sarahs Anwesenheit war wie kaltes Wasser, und er war dankbar, daß sie da war. Er war mehr als dankbar: Ihre Stimme, das bloße Flüstern ihrer Schritte bedeutete ihm jetzt alles.
    Er schickte Bell zu Brothers’ Geräteschuppen, wo er fand, was sie jetzt brauchten, etwas, um den Körper zu bedecken und die geschäftigen Fliegen abzuwehren. Maria lag auf dem Laub ausgestreckt, und Bell bedeckte sie mit einer Plastikfolie, die er zu einem sauberen Dreieck verpackt mitgebracht hatte.
    Marias Umrisse waren durch die transparente Folie zu sehen, eine Frau wie in einem Eisblock eingefroren.
    Das Geräusch der Fliegen war noch zu hören, aber weiter entfernt und abgehackt, wie das Brummen eines weit entfernten Elektrorasierers oder wie das zischende Geräusch des Lüfters in einem Computer. »Ich muß etwas sagen«, begann Speke.
    Sarah legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Es ist schon in Ordnung«, sagte er. »Ich möchte Ihnen beiden sagen…« er konnte nicht fortfahren.
    »Wir werden uns um alles kümmern«, sagte Sarah.
    Bell fügte mit verkniffenem Gesicht und rauher Stimme hinzu: »Soweit es in unseren Kräften steht.«
    Speke konnte außer Dankbarkeit für Sarah nichts mehr empfinden. Aber das Gefühl der Dankbarkeit schwand dahin und wurde ersetzt von blankem Entsetzen und Horror. Das alles hier war real, sagte er sich selbst. Dies geschah in der Wirklichkeit. Das sagten ihm Sarahs Augen. Das hier war kein Traum.

    Die Gesetzeshüter würden kommen. Er wußte, daß der Sheriff kommen würde: Er wußte, daß dieser Ort seine friedliche Aura endgültig verloren hatte. Bald würde Live Oak von Reportern und Detectives wimmeln und durchaus nicht nur von freundlich gesonnenen Reportern. Es war egal. Da war nur noch eine letzte Angelegenheit zu regeln.
    Zu seiner Überraschung dauerte es gar nicht einmal lange. Er war sich der Worte gar nicht bewußt, die er benutzte. Ihm war nur bewußt, daß er die Wahrheit heraussprudelte, die erleichternde, quälende Wahrheit.
    Es war erfreulich leicht, die einzelnen Teile dieser Geschichte zu erzählen, die nicht nur seine war. Es war, als berichte er von den Geheimnissen eines anderen. Maria hatte sie alle getäuscht, aber Asquith war der große Magier im Hintergrund gewesen, der ungleich mehr bewirkt hatte, als Speke sich hätte vorstellen können. Erläutert in menschlicher Sprache klang das alles so einfach. Häßlich, aber simpel. Manchmal, vor allem, wenn er

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