Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
Sauerbier angeboten. Ich habe die Theaterstücke und Drehbücher begleitet von dem Tag an, als sie weiter nichts waren als ein Haufen beschriebenes Schreibmaschinenpapier irgendwo in einem Schrank, bis hin zu den Nächten, in denen sie zu großen Worten im Rampenlicht wurden. Sie zu schreiben war nichts! Gar nichts!
Das war der leichtere Teil, der, der Spaß gemacht hat. Das war reine Freude! Der ganze Rest und alles, was zu tun du gar nicht den Schneid gehabt hättest, die Beharrlichkeit, das alles aus dem Kasten mit den Notizzetteln zu holen und ins öffentliche Bewußtsein zu rücken – das habe ich getan! Ich war es! Ich habe diese Stücke zum Leben erweckt, und du – wo warst du?
Ich habe die Songs ins Radio gebracht, Timothy. Das alles war mein Werk.«
»Ich werde meine alte Freundin bei der UPI* anrufen. Du erinnerst dich bestimmt an Jessica Moe. Sie wird mir glauben.«
»Jessica! Sie kennt die Wahrheit. Sie weiß, wie krank du bist.« Das war schonungslos – eine schlechte Wortwahl. Aber Jessica würde – natürlich – Asquith glauben. Jessica gehörte zu denen, die stets bereit waren, das Schlechteste zu glauben. Sie war die Musikkritikerin des Chronicle gewesen und hatte mehr als einmal ein Taxi für Speke und Asquith rufen müssen. Zur Zeit hielt sie sich in New York auf. »Aus alter Freundschaft bin ich einverstanden, dich zu beteiligen – aber stehlen kannst du mir nichts.«
Speke spürte etwas wie einen schweren, kalten Stein im Magen. Vielleicht stimmt es. Vielleicht habe ich alle diese Stücke gestohlen. Vielleicht war ich bei ihnen allen nicht einmal eine Art Co-Autor.
Vielleicht gehören sie wirklich vollständig ihm. Ist das möglich?
Asquith erhob sich ebenfalls, völlig geräuschlos. »Es gehört mir, Hamilton. Alles. Und alles, was du geworden bist.«
Speke verlor die Kontrolle über seinen Atem, seinen Herzschlag. Die Farben im Zimmer begannen zu wabern.
Asquith hielt das Telefon in der Hand und fing an, einzelne Zahlen einzutippen.
»Sie wird mir glauben«, sagte Asquith, »wenn ich ihr erzähle, daß in Wirklichkeit ich sämtliche Stücke geschrieben habe –
und die Songs dazu.«
»Aber das ist nicht wahr!«
»Es ist dir immer nur ums Geld gegangen, oder etwa nicht, Hamilton? Etwas anderes zählte nicht. Prinzipien, Leidenschaft, Wahrheit – die Wahrheit galt dir nie mehr als Einwickelpapier.«
* United Press International (Presseagentur) Speke griff nach der Telefonschnur und riß sie aus der Wand.
Er mußte zweimal energisch an ihr zerren, bis das beigefarbene Kabel endlich durch die Luft schwirrte.
»Ja, ich sehe schon, wie sehr du dich von Speke, dem Dieb, zu Speke, dem reichen Dieb, gewandelt hast. Ich war ein Narr, hierherzukommen.«
Speke hetzte zur Tür und blockierte sie mit seinem Körper.
»Wer weiß, daß du hier bist?«
»Niemand, glaube ich. Ich trompete mein Leben nicht in die Welt hinaus. Das ist das Problem. Ich habe jahrelang wie ein Mistkäfer im Untergrund gelebt. Ich will nur, was mein ist. Ich will meinen Anteil am hellen Licht des Tages. Mir ist klar, wie hart du gearbeitet hast, Ham, und ich biete dir meine Glückwünsche an.«
»Du wirst nicht gehen, du wirst mir nicht mein Leben stehlen.«
Asquith lachte. »Ich werde durch das Fenster verschwinden.
Erinnerst du dich noch, daß ich jedesmal die Polizei gerufen habe, wenn du zu randalieren angefangen hattest? Du hast mir immer Angst eingejagt, Ham, aber ich habe mich ebenfalls geändert.«
»Bleib vom Fenster weg.«
»Ich wollte es auf die freundschaftliche Art erledigen. Ich war drauf und dran, ihnen zu erzählen, daß wir bei einigen von deinen Stücken zusammengearbeitet haben. Und das wäre ja beinahe sogar die Wahrheit gewesen. Die ganze schmutzige Sprache, dein Hang zu Obszönitäten, all diese gekonnten Hinweise auf Fellatio, sie standen nicht in deinen Entwürfen.«
»Setz dich.«
Asquith lächelte. In einem Ton, als antworte er auf eine wenig liebenswürdige Bemerkung, sagte er: »Ich habe keine Angst vor dir.«
Wenn er in diesem Augenblick zum Sofa zurückgekehrt wäre oder zu dem Degas hinübergegangen wäre, um ihn näher in Augenschein zu nehmen – wenn er irgend etwas getan hätte, um Speke Zeit und Gelegenheit zu geben, seine Phantasiebilder unter Kontrolle zu bringen und ein paarmal tief Luft zu holen, alles wäre anders gekommen.
Aber Asquith ging zum Fenster.
Er riß es auf, beide nach außen gehenden Flügel des Doppelfensters. Er setzte einen Stiefel auf den
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