Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
Vom Netzwerk:
bekommen.«
    »Du verstehst überhaupt nichts, nicht wahr?« sagte Asquith.
    »Ich schulde dir eigentlich gar nichts, Timothy.«
    »Das ist richtig. Du hast mich am Leben erhalten, als ich wirklich gänzlich ohne Bewußtsein war. Hast mir mein Aspirin verabreicht, mir das Erbrochene aus den Laken gewischt. Und dafür danke ich dir.«
    »Wenn du noch immer ärztliche Hilfe brauchst, Timothy, würde ich mich glücklich schätzen, sie dir zu vermitteln.«
    »Und du weißt auch schon, wie, nicht wahr?«
    »Erzähl schon. Ich will tun, was in meiner Macht steht. Was immer vernünftig scheint.«
    »Es geht nicht um Geld, Ham. Es handelt sich nicht um etwas, das sich dadurch bereinigen ließe, daß du von einem deiner goldenen Füller die Kappe abschraubst und einen Scheck ausschreibst.«
    »Ich will nur fair sein – «
    »Die Jahre sind vergangen, und ich war zu krank, seelisch krank, um mich an die Texte auch nur zu erinnern. Und als ich dich im Newsweek sah, hat mich das nicht im mindesten gestört oder auch nur interessiert. Aber vor kurzem mußte ich mit ansehen, daß du mir den unsterblichen Teil meines Selbst gestohlen hast – mein Leben. Ich war nicht nur die Inspiration für deine Theaterstücke. Ich habe dir nicht nur die Ideen für deine Songs gegeben. Ich habe dir alles gegeben. Alles ohne Ausnahme.«
    Das alles kam in ruhigem Ton über seine Lippen, wobei Asquiths Blicke durch den Raum wanderten, als könnten sie durch die Regale und die Wandverkleidung des Büros hindurch Orte sehen, die er in der Realität nie besuchen würde.
    »Du warst im Fernsehen«, fuhr Asquith fort, »in einem so dick aufgetragenen Make-up, daß du nicht einmal schwitzen konntest, und hast von der schwarzen Katze gesprochen, meiner Katze, von der, die ich gefunden habe. Du hast dir mit der dir eigenen Art von Rechtfertigung das Recht auf alle anderen Geschichten genommen. Aber diese Story, Hamilton, ist meine.«
    »Ich verstehe dich nicht«, sagte Speke.
    »Wirklich nicht?«
    Wieder einmal brachte Speke keinen Ton heraus.
    »Ich will alles. Alles, was du geworden bist.«
    »Das kannst du nicht im Ernst meinen, Timothy. Ich habe hart gearbeitet. Ich habe Jahre über den Vorarbeiten zugebracht. Ich werde dir Genugtuung verschaffen. Mein Presseagent wird noch heute eine Pressemitteilung herausgeben. Ich werde der Welt alles über unsere Freundschaft erzählen. Ich möchte es, Timothy – wirklich.«
    Asquith betrachtete ihn, ohne etwas zu erwidern.
    Speke faßte sich wieder und fuhr fort: »Aber du wirst mir das Skript zu diesem Stück nicht wegnehmen. Du wirst mir nicht die Songs wegnehmen oder die anderen Stücke. Sie sind mein Werk. Du hast die Geschichten gelebt und erlebt, aber ich habe sie niedergeschrieben, und sie gehören mir.«
    Asquith schlug die Beine übereinander.
    Speke lehnte sich vor. »Du hast nicht ein einziges Wort geschrieben. Du hast ja nie schreiben können, ohne daß ich über dir gelehnt stand, dir Kaffee einschenkte und die Worte buchstabierte, deren Schreibweise du nicht kanntest.«
    Asquith änderte seinen Tonfall. Er begann, mit der Routine des engagierten Erzählers zu reden. Er fing an, die Geschichte zu erzählen, begann mit dem einleitenden Dialog, wie der kräftigere, muskulöse junge Mann zu krank gewesen war, den Marsch durch den Dschungel fortzusetzen, und wie der Inder sich umgedreht und gesagt hatte: »Wenn es Ihnen so schlechtgeht, kehren wir wieder um.« Er erzählte von dem dünnen, ironisch klingenden Mann, der dem Inder gedroht hatte; die nachfolgende Szene, als Speke mit offenem Mund dagesessen hatte, unfähig, auch nur noch ein einziges Wort zu sagen.
    Er erzählte die Geschichte mit der Katze.
    »Nein!« rief Speke schließlich. »So hat es sich nicht abgespielt. Das kannst du dieser Geschichte nicht antun, Timothy. Das stimmt doch nicht! Das sind doch alles Lügen!«
    Speke unterbrach sich, um seiner Stimme wieder mächtig zu werden. »Ich werde dir helfen, Timothy. In jeder mir nur möglichen Weise. Aber ich will dieses Skript. Ich werde nicht zulassen, daß du die Geschichte in dieser Weise verfälschst.
    Das ist das bedeutsamste Stück meiner Karriere als Bühnenautor, und ganz nebenbei – es ist mein Leben, mein tatsächliches Leben, jenes, das ich gelebt habe. Und was die vorhergehenden Stücke angeht: Ich war derjenige, der sie zum Leben erweckt hat. Du warst nicht hier. Du warst gegangen.«
    Speke sprang auf die Füße und ging unruhig auf und ab. »Ich habe die Manuskripte wie

Weitere Kostenlose Bücher