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Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
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das Wort ab und berichtete ihm von einem Unfall, den er auf der Landstraße erlitten hatte. »Und neben dem Tor zu deiner Zufahrt lag ein totes Tier, direkt an der Straße«, schloß er, »ein Karnickel.«
    Das paßte zu ihm, dachte Speke, irgend etwas Gewaltsames zu erwähnen, etwas, das mit dem Tod zu tun hatte.

    Er hatte etwas vergessen, das mit Asquith zu tun hatte, etwas, das alle seine mitternächtlichen Spritztouren zum Drogenkauf auf der Market Street überschattet hatte. Asquith hatte immer die freie Natur gesucht und es in seiner wilden Zeit damals in Oregon genossen, nahe dem Crater Lake zu kampieren. Dieser Mann war also nicht nur am Leben, er war auch gesund. Speke leckte sich die Lippen und schüttelte die Finger, um etwas wie Gefühl in seinen Körper zurückzuholen. Er fühlte sich taub, unwirklich.
    Asquith ließ den Helm am Motorrad hängen, und ohne diesen Schutz war er schon eher der alte Asquith, angetan nur mit einem fadenscheinigen Hemd und zerschlissenen Jeans.
    Er hatte einen Gang, den Speke auf der Stelle wiedererkannte. Sorgfältig setzte er jeden Schritt, als bemühe er sich, möglichst keine Fußspuren zu hinterlassen. Er hatte eine ausgesprochen athletische Art, die Arme schwingen und die Hüften entspannt, aber doch mit einem Hauch innerer Anspannung kreisen zu lassen.
    Großer Gott, dachte Speke, der Mensch ändert sich wirklich nicht sehr im Laufe seines Lebens.
    Er geleitete Speke in sein Außenbüro. Es war ein separates, ein wenig abgelegenes Landhaus, ideal für ein Gespräch unter vier Augen. Ausgestattet mit Bar und Musikanlage, vermittelte es dem Besucher das Gefühl, als besuche er den Hausherrn in seinem privaten Reich. Richtig war vielmehr, daß Speke das, was in gewisser Weise sein persönliches Oval Office war, so gut wie nie nutzte. Es war ein Vorzeige-Büro, wenn auch nicht gerade eine Attrappe, denn von Zeit zu Zeit kam er immer mal hierher, um vielleicht einen Vertrag zu studieren, und vor Jahren hatte er sich einmal hier mit einer Flasche Ouzo vergraben.
    Aber mit seinen aschgrauen Paneelen und der in Leder gebundenen Gesamtausgabe der Werke Goethes sah es aus wie die Fluchtburg eines großen Geistes und gleichzeitig wie ein Ort zum Arbeiten, mit Schreibtisch und Telefon. Ein großer Kamin aus grünem Marmor nahm die ganze
    gegenüberliegende Wand ein. Auf dem Sims stand einsam eine Bronzestatue der Pallas Athene. Nur einem geübten Auge fiel auf, daß der Schürhaken noch nie benutzt worden war. Die Abdeckhaube mit dem Sims war eine nähere Betrachtung wert.
    Die Ecken sprangen so markant vor, daß Speke sich an ihnen mehr als einmal den Kopf gestoßen hatte. Der Konstrukteur war unbekannt, und Speke hatte beschlossen, in den Spitzen aus grünem Stein die Strahlen einer stilisierten Sonne zu sehen, die die Ecken der Abdeckhaube trugen.
    Asquith blickte sich in gespielter Bewunderung um. Oder war sie echt? Sicher erkannte er den gerahmten Brief an der Wand, eine Nachricht Hemingways an Charles Scribner, als authentisch. Und der Degas hinter dem Tisch an der Wand, ganz in Sepia- und Grautönen gehalten, hätte den Asquith vergangener Tage in langes meditatives Schweigen verfallen lassen. Es gab andere Dinge hier, Dinge, die Speke seinem Besucher vielleicht hätte zeigen können. Selbst der eingebaute Schrank barg seine eigenen Schätze, nie benutztes Tauwerk, von Hand in Schottland gefertigt, und ein Meßtischblatt seines Anwesens, eingerollt in eine lederüberzogene Kiste so groß wie ein Mann.
    Asquith sank auf das Ledersofa. Seine Augen waren hell und klar, und sein Teint war gebräunt.
    Asquith war stets ein Individuum voller Geheimnisse gewesen. Speke hatte nie irgendwelche Einzelheiten aus Asquiths Kindheit und Jugend oder von seiner Familie erfahren. Vielleicht, dachte, Speke, ist das hier nicht real, nicht der wirkliche Asquith. Aber direkt da, wo der Ärmel seines Hemdes endete, war die Narbe zu sehen, die er sich vor Jahren bei seinen Ausflügen in die Grant Street eingehandelt hatte.

    Ein Schweigen, das Asquith ohne Zweifel genoß und das Speke wie Nadelstiche ganz tief drinnen empfand. Asquith studierte ihn mit dem Ausdruck eines Mannes auf dem Gesicht, der sich einen alten Film im Fernsehen anschaut, heiß und innig geliebt, aber doch schon ein wenig überholt.
    Speke deutete auf die Karaffe mit dem Whisky; Asquith schüttelte den Kopf. Aber die Zeit der unverbindlichen Begrüßungsrituale war vorüber. Es wurde Zeit für den ersten Akt, erste

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