Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]

Titel: Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cadnum
Vom Netzwerk:
drinnen, aus der Küche, drang das Klingen von Flaschen. Er hatte gesehen, wie sie die leeren Flaschen einmal pro Woche in den Container an der Straße hinausgetragen hatte
    – vor allem importierten Wodka. Er spürte Leidenschaft in sich aufbranden, eine plötzliche Zuneigung, die sich seinen Knochen wie physische Pein mitteilte. Sie litt.
    Er wußte, wie ihr Leben verlief. Es war Routine, Tag für Tag immer nur Hoffnung, eine unendliche Abfolge von Kalenderblättern, eine jede mit einem Symbol für ein besseres Morgen – einem Heim, einem Feldweg, einer Illusion. Er wußte: Jedes Vergnügen geht vorüber. Es erfreute einen Augenblick lang, eine Stunde vielleicht, doch dann lebt die Seele wieder nur aus dem Vertrauen heraus, die Freude werde erneut kommen.
    Die Tür des Kühlschranks wurde geschlossen, ein leises Schmatzen, wie aus weiter Ferne. Ihr Schritt quietschte auf dem gewachsten Boden, dann wurde eine Schranktür mit einem kurzen, scharfen ›Klick‹ geschlossen. Sie kehrte wieder bis fast zur Garage zurück, aber er konnte ihre Unentschlossenheit spüren, dieses so vertraute Gefühl ganz nahe am Schmerz, das eine volle Blase verursacht und das sie veranlaßte, durch das Haus davonzueilen, bis ihre Schritte sich in Schweigen verloren.
    Nur eine Berührung, eine einzige, und sie würde keinerlei Desillusionierungen mehr erfahren, keine Versuche mehr unternehmen, wiederherzustellen, was längst verloren war –
    die bloße Vertrauensseligkeit der Kindheit.

    Seine Hand suchte, entdeckte und verwarf ein Objekt nach dem anderen. Er benutzte stets, was gerade zugänglich war, der Schauspieler, der mit seinen Bewegungen mehr ausdrückte, als was im Script stand.
    Seine Hand verschmähte die Rasenschere, die rostige Rosenschere, die Heckenschere, den schweren Schraubenzieher und den verstellbaren Schraubenschlüssel in der Werkzeugtasche. Wie es schien, hatte er recht gehabt mit seiner Vermutung, sie sei geschieden. Dies hier war das halb aufgeräumte Werkzeugsortiment eines Mannes, und die Werkbank war mit einer feinen Staubschicht überzogen, wie sie sich in einer Garage über etliche Monate hinweg immer bilden würde.
    Seine Hand schloß sich über einem Handgriff. Er spürte, wie sich sein Gesicht zu einem Lächeln verzog. Ja, das war etwas, das er benutzen konnte.
    Es war nicht perfekt und würde eine gewisse Kunstfertigkeit erfordern. Das liebte er: die Herausforderung. In der Tiefe des Hauses war die Wasserspülung der Toilette zu vernehmen, und ihre Schritte erklangen erneut durch das Haus und dann in der Küche.
    Sie war wieder in der Garage, hielt an, zog ein Paket quer über die Autositze. Blechdosen schepperten gegeneinander.
    Papier raschelte, Plastik knisterte, und dann wandte sie sich um und richtete sich gegen das Licht aus dem Haus auf und wollte schon wieder gehen, als ihr im letzten Augenblick noch einfiel, die Wagentür mit einem leichten Fußtritt zu schließen.
    Er fiel schweigend über sie her, als komme er aus großer Höhe herab, ein Mann, der nicht da war, ein Schatten, irgend etwas, das achtlos durch das Halbdunkel geworfen wurde.
    Sie schrie, doch seine Faust war schon in ihrem Mund und ihre Zunge nicht mehr als ein sich windendes Stück Fleisch. Er umarmte sie, ein Liebhaber, gekommen, ihre Last zu erleichtern, ihren Herzschlag zu spüren.
    Nein, hauchte er in ihr, es ist ja alles gut. Ich bin wegen dir gekommen.
    Der Schraubenzieher bohrte sich in ihren Schädel, genau da, wo vor so langer Zeit in der Kindheit die Fontanelle zugewachsen war, exakt am Schnittpunkt der Scheitelknochen.
    Einen Augenblick lang widerstand der Knochen dem scharfen Stahl. Dann hob sich seine Faust halb in das Dämmerlicht und rammte hinunter auf den hölzernen Griff des Werkzeugs.
    Dreimal hämmerte seine Faust auf den Schraubenzieher hinunter. Das blonde Haar verfärbte sich dunkel. Ein Bein schlug auf und nieder, genau in die Türfüllung hinein, und ließ das Holz splittern. Der eine Arm flog herum wie ein Windmühlenflügel, während der andere steif wie Gestein wurde und an der Schulter zu ziehen schien, als wolle er den ganzen Körper hinunterziehen.
    Er hielt sie fest, streichelte sie, beruhigte sie und half ihr, auf den Boden zu sinken.
    »Es ist ja alles vorbei«, keuchte er ihr ins Ohr, denn er wußte, daß sie noch hören konnte, daß die Sterbenden minutenlang zwischen Leben und Tod schweben.
    Er wußte um das Vergnügen, das sie empfand, als ihr Leben durch die Öffnung in ihrem Schädeldach

Weitere Kostenlose Bücher