Die Schwarze Katze Von La Guadana: Horror-Roman ; ["Ein Meisterwerk Des Poetischen Horrors"]
berühmte Andeutung eines Achselzuckens sehen, wobei er nickte und sagte: »Es dauert noch lange, bis es fertig sein wird.
Vielleicht ein Jahr oder auch zwei. Aber wenn ich damit fertig bin, denke ich, wird es mein wichtigstes Stück sein.
Wenigstens hoffe ich es.« Und das sagte er mit jener Leichtigkeit und jenem Selbstvertrauen, die gleichermaßen bescheiden und von keinerlei Zweifeln getrübt waren.
Speke begann, das Stück zu erläutern, und der Künstler spürte, wie er Zelle für Zelle langsam zu Stein wurde.
Das kann er nicht tun, schrie der Künstler in Gedanken, und das eigene unhörbare Geheul machte ihn taub für jedes Wort, das Speke hinzufügte. Speke kann diese Geschichte nicht verwenden. Diese Story gehört mir. Sie ist meine Geschichte –
die wichtigsten Tage meines Lebens. Das waren die Tage, in denen ich von einem durchschnittlichen Menschen zu der Kreatur wurde, die ich heute bin.
Meine Geschichte. Mein Leben.
Er stürzte hinaus in die Kälte.
Endlich konnte er wieder atmen. Gebäude, die er schon so oft gesehen hatte, kamen ihm jetzt wie eine Falle vor. Sein Schatten flog vor ihm her über den vor Nässe glänzenden Asphalt.
Natürlich kann er diese Story verwenden. Er kann alles tun.
Er ist Hamilton Speke, bewundert und sogar geliebt. Und er verdient die Liebe der anderen, er, ein Mann voller Farbe und Leben.
Der Künstler spürte, wie er innerlich lachte. Natürlich konnte er das Stück nicht selbst schreiben. Nein, das würde nicht gehen. Ich habe es versucht, aber die Seiten blieben jedesmal leer. Das ist meine Art von Perfektion, die Leere. Um das Stück zu schreiben, müßte ich sein wie Speke, meiner selbst ganz sicher, glücklich, wenn ich im grellen Licht der Scheinwerfer im Fernsehstudio stehe.
Der Künstler ließ sich in den gefrorenen Straßenschmutz fallen. Der Baum über ihm ließ ein leises Wispern hören, als er sich bewegte wie ein fest verwurzeltes Etwas, das versuchte, in die Höhe zu springen. Oh, welch geschickter Selbstbetrüger ich doch war, dachte der Künstler.
Speke nimmt sich, was mein ist. Und ich weiß, wie er aufzuhalten ist.
Der Künstler hatte wie ein Mann im Koma gelebt, eine menschliche Existenz im Zwielicht. Wie ein Mensch, der voll und ganz Luft war, ein Hauch von Atemluft – ein Nichts.
Speke zu hören, sein strahlendes Gesicht zu sehen, jene Art von Contenance zu erleben, die die Leute bewunderten und der sie vertrauten, das hatte alles verändert. Das gebar jenen Unmut, der die Oberfläche der Seen kräuselte und die Berge zu den Sternen emporschleuderte. Der des Künstlers war wie die Schwerkraft, wie die Sonne und der Mond.
Das kannst du nicht machen, Hamilton.
Ich weiß genau, wie ich meinen alten Freund auseinandernehmen kann, Stückchen für Stückchen. Ich weiß, welchem Frauentyp er nachstellt, ich weiß, welche Art Trost er braucht, und ich weiß um die Dinge, die ihn nachts nicht schlafen lassen.
Ich werde es dich nicht tun lassen.
Es wird Monate brauchen, aber ich habe so lange gewartet, daß mir ein wenig mehr Zeit auch nichts mehr ausmacht. Er lächelte und blickte in die mittlerweile sternenlose Nacht hinauf. Ich bin auf dem Weg zurück, versprach er dem Himmel.
Die Dunkelheit zog herauf. Dieses Mal würde sie sich holen, was ihr gehörte.
Und nichts mehr hergeben.
ERSTER TEIL
KÖNIG DES LICHTES
1
Da war ein Feuer.
Er konnte es nicht sehen, wie er da im vollen, fast blendenden Licht des Sommers stand, aber er konnte es riechen.
Hamilton Speke stand still, blinzelte in die helle Sonne und dachte nein.
Nein, alles andere, nur kein Feuer.
Das Land rings um ihn war wie aus reinem Sonnenlicht geschnitzt – goldenes Getreide, vertrocknender Hafer, der in der Hitze flimmerte. Die Hitze war trocken, jeder Atemzug wie die Aufnahme heilender Strahlen, der Triumph der Dürre eines kalifornischen Sommers, den Speke immer sehr zu schätzen gewußt hatte.
Der Geruch von Rauch hielt an, aber Hamilton versuchte, ihn vor sich selbst zu leugnen. Auf dieser Seite des Sees hatte es seit Jahren nicht mehr gebrannt. Früher einmal hatte es hier ein Feuer gegeben, ein schlimmes Feuer. Aber bestimmt würde das Glück andauern.
Er wanderte einen Wildwechsel am Rande des Anwesens entlang, wie er es fast jeden Tag tat, um Telefon und Telefax und allem anderen zu entgehen, das das Tagesgeschäft eines Mannes mit einem großen Namen ausmachte. Er war gern hier in den Hügeln. Vor einigen Jahren schon hatte er Live Oak gekauft, weil er
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