Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
Form von Cadwaladrs stämmigem, schwarz braunem Vieh auf dem Weideland nahe der Grenze zu Ceredigion, nicht weit vom Übergang nach Gwynedd aufbringen, wohin es getrieben worden war, nachdem ebendieser Hywel hier Owains Bruder vor mehr als einem Jahr aus seiner Burg vertrieben und sie niedergebrannt hatte. Seit der Vertreibung hatten es seine Hirten dort für ihn grasen lassen.
    Auf Gwions eigenen Vorschlag hin wurde er beauftragt, seinen Begleitern nach Norden vorauszureiten und die Viehherde, da sie nur langsam vorankommen würde, unverzüglich in Richtung Abermenai auf den Weg zu bringen.
    Die Reiter würden sie, wenn das Silber erst aufgeladen war, leicht einholen, und so würde auf dem Rückweg keine Zeit verschwendet. Einer von Rhodris Stallknechten ritt, ganz froh über diesen Ausflug, mit Gwion, um zu bezeugen, daß er durch dessen Statthalter Cadwaladrs höchsteigene Vollmacht besaß, etwa dreihundert Stück Vieh von seinen Herden auszusondern und nordwärts zu treiben.
    Besser hätte Gwion es sich nicht erträumen können. Auf dem Weg nach Süden hatte sich ihm keine Gelegenheit geboten, sich davonzumachen oder auch nur Vorbereitungen zu einer Flucht zu treffen. Und nun, da er wieder gen Norden blickte, fiel es ihm einfach in den Schoß. Wenn er erst mit den zügig voranstrebenden Herden und ihren Treibern im Rücken die Grenze nach Gwynedd überschritten haben würde, konnte es nichts Einfacheres geben, als sich abzusetzen und unter dem Vorwand vorauszureiten, er wolle Otir rechtzeitig die Nachricht überbringen, seine Schiffe für sie bereitzuhalten. Die Herde würde allein nach Abermenai folgen, so schnell sie eben konnte.
    Er machte sich sehr früh am Morgen des zweiten Tages auf den Weg, und noch am selben Abend erreichte er das Lager, wo er seine hundert Gleichgesinnten zurückgelassen hatte, die von dem Land um sie herum lebten und deshalb bei ihren Nachbarn auch nicht beliebter waren als jede andere marodierende Armee. Sie waren selbst ganz froh, weiterziehen zu können.
    Es war wohl das beste, mit dem Aufbruch bis zum Morgen zu warten. Sie lagen abseits der Straßen an einer geschützten Stelle im offenen Waldgelände. Nur noch eine Nacht an diesem Ort, dann würden sie sich mit dem ersten Sonnenstrahl auf den Weg machen. Von nun an konnten sie nur noch in rascher Marschgeschwindigkeit vorankommen, und selbst wenn sie alles aus sich herausholen, können Fußsoldaten es doch nicht mit Reitersleuten aufnehmen. Cadwaladrs Viehtreiber mußten ihrer ziehenden Herde über Nacht eine Ruhepause gönnen, es bestand keine Gefahr, von ihnen überholt zu werden. In dem befriedigenden Gefühl, alles getan zu haben, was einem Mann zu Gebote steht, schlief Gwion einige Stunden.
    Auf dem Hauptweg eine halbe Meile von ihrem Lager entfernt zogen in der Nacht Hywel und seine berittene Eskorte an ihnen vorbei.

13. Kapitel
    Früh am Abend des dritten Tages wanderte Bruder Cadfael am oberen Rand der Dünen entlang und sah auf die unten am Strand im Niedrigwasser liegenden Schiffe und die Schlange von Männern hinunter, die, nur halb bekleidet, um besser zwischen Land und Booten hin- und herwaten zu können, Fässer voller Silberstücke an Bord schafften und unter Vorder- und Achterdeck verstauten. In diesen kleinen, schweren Behältnissen befanden sich zweitausend Silbermark. Nein, etwas weniger, denn wie man hörte, würden die Packpferde und eine gewisse Anzahl an Vieh als ein Teil von Otirs Belohnung mit ihnen gehen. Hywel war nämlich noch vor Mittag zurückgekehrt, und die Treiber waren anscheinend nicht weit hinter ihm.
    Morgen würde alles vorüber sein. Die Wikinger würden den Anker lichten und gen Heimat segeln, Owains Truppen würden sie bis an die Grenze walisischen Bodens begleiten, nach Carnarvon zurückkehren und sich von dort aus heim zu ihren Familien zerstreuen. Heledd würde zu ihrem Bräutigam gehen, und Cadfael und Mark würden sich wieder ihren Pflichten zuwenden, die sie in England hinter sich gelassen und beinahe vergessen hatten. Und Cadwaladr? Cadfael war sich mittlerweile sicher, daß Cadwaladr bis zu einem gewissen Grad seine Macht und einige seiner alten Ländereien zurückerhalten würde, wenn diese Angelegenheit erst einmal aus der Welt geschafft war. Owain konnte sich nicht auf ewig dem eigenen Blut widersetzen. Außerdem hoffte und glaubte er nach jedem Ärger und jeder Enttäuschung, die sein Bruder ihm bereitete, daß sich fortan alles ändern würde, daß er seine Lektion gelernt

Weitere Kostenlose Bücher