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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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schüttelte gleichgültig den Kopf.
    »Ich habe ihn nie zuvor gesehen. Woher sollte er mich kennen?« Und damit wandte sie sich wieder der Betrachtung Turcaills zu, der, während er den Strand überquerte, bei Hywel ab Owain und seinen Begleitern Halt machte, um Höflichkeiten auszutauschen, bevor er seine eigenen Leute in ordnungsgemäßer Aufstellung wieder über die Dünenhänge der Befestigung entgegenführte. Er bedachte Ieuan ab Ifor im Vorübergehen mit keinem Blick, und Ieuan wechselte, als Turcaills lichter Kopf ihm den Blick versperrte, nur ein wenig die Position, um weiter zu der über ihm auf den Dünen stehenden Heledd hinaufsehen zu können.
    Während der trotz allem unvermeidlichen Nachtwachen hatte Ieuan ab Ifor dafür gesorgt, daß er dem Posten am Westtor zu Owains Lager vorstand, und einen seiner eigenen Leute eingesetzt. Gegen die zwölfte Stunde in der dritten Nacht hatte Gwion seine Streitmacht im Gewaltmarsch bis auf Sichtweite an Owains Befestigungen herangebracht und sie dort zu dem von der Ebbe freigelegten schmalen Streifen Kiesstrand ausschwärmen lassen, um unbemerkt vorbeizukommen. Er selber schlich sich leise zu dem Wachtposten hinüber, und Ieuan löste sich aus seinem Schatten, um ihm entgegenzugehen.
    »Wir haben es geschafft«, sagte Gwion flüsternd. »Sie sind unten am Strand.«
    »Du kommst spät«, wisperte Ieuan. »Hywel ist dir zuvorgekommen. Das Silber ist bereits verladen, und die Dänen warten nur noch auf das Vieh.«
    »Wie ist das möglich?« fragte Gwion erschrocken. »Ich bin von Lianbadarn aus vorausgeritten und habe nur haltgemacht, um ein paar Stunden zu schlafen. Heute morgen sind wir noch vor Sonnenaufgang aufgebrochen.«
    »Und in den wenigen Nachtstunden hat Hywel euch überholt und ist an euch vorbeigezogen, denn er war hier, als der Vormittag noch nicht halb vorüber war. Und wenn der morgige Tag erst angebrochen ist, wird auch die Herde eintreffen und verladen werden. Nun bleibt Cadwaladr nur noch, sein erbärmliches Leben als Otirs Gefangener zu tauschen gegen das als Owains Almosenempfänger.« Um Cadwaladr grämte er sich nicht übermäßig, ihm ging es nur um seine Rettung, wenn er gleichzeitig auch Heledd befreien konnte.
    »Es ist noch nicht zu spät«, sagte Gwion aufbrausend wie ein frisch angefachtes Feuer. »Bring deine paar Leute und beeile dich! Es herrscht Ebbe, und das Meer zieht sich weiter zurück.
    Wir haben immer noch Zeit genug!«
    Sie hatten jede Nacht nur auf das Signal gewartet, und nun kamen sie, einzeln, begierig und lautlos, um nur keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, herbei, ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Sie glitten die sanften Hänge der Dünen hinunter und über den schmalen Kiesstreifen hinweg bis zu dem feuchten, festen Sand dahinter, der das Geräusch ihrer Schritte vollständig schluckte. Der Fußmarsch zwischen den Lagern betrug kaum eine Meile, aber sie hatten noch eine Stunde, bevor die Ebbe ihren Tiefstand erreicht haben würde, und viel Zeit, wieder zurückzukehren. Vom Wasser her leuchtete ihnen ein sanft flackerndes Licht, das für ihre Zwecke völlig ausreichend war, weil jeder weiß aufblitzende Wellenkamm den vor ihnen liegenden Strand sich deutlich abzeichnen ließ. Ieuan ging voran, und sie folgten ihm leise und verstohlen in einer langen Schlange unter Owains Schutzwällen entlang und danach weiter hinaus ins Niemandsland. Vor ihnen hoben sich die nach dem Beladen vor der Küste vor Anker liegenden Frachtschiffe als dunkel schwankende Silhouetten von den matt leuchtenden Wellen und dem vergleichsweise stumpfen Himmel ab. Bei ihrem Anblick hielt Gwion abrupt inne.
    »Das Silber ist bereits dort verstaut? Wir könnten es uns zurückholen«, sagte er im Flüsterton. »Sie werden über Nacht nur das notwendigste an Mannschaft an Bord haben.«
    »Morgen!« sagte Ieuan befehlend. »Es ist ein weiter Weg zu schwimmen, sie liegen im tiefen Wasser. Sie könnten uns einzeln aus dem Wasser holen, noch bevor wir überhaupt ganz herankämen. Morgen werden sie sie wieder hereinbringen, um die Tiere aufzuladen. Es finden sich genug unter Owains Leuten, die diesen Piraten nicht einmal einen Penny gönnen; wenn wir erst zum Angriff übergehen, werden sie uns nachfolgen. Dem Fürsten wird nichts anderes übrigbleiben, als zu kämpfen. Heute nacht nehmen wir uns meine Frau und deinen Herrn zurück. Morgen das Silber!«
    In den frühen Morgenstunden des nächsten Tages wurde Cadfael durch das plötzliche laute Getöse von

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