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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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dem Fürsten ausgehändigt, wie es Cadwaladrs Befehl entsprach.«
    »Und der Inhalt seiner Botschaft? Wenn Ihr sie gütigst wiederholen wolltet«, bat ihn der Fürst höflich. »Ich möchte nicht, daß Gwion fürchten müßte, ich hätte Euch in irgendeiner Weise beeinflußt oder Euch die Worte im Munde umgedreht.«
    »Cadwaladr ersucht Lord Owain, seinen Bruder«, hob Mark an und richtete dabei seine erschreckend klaren Augen fest auf Gwions Gesicht, »in aller Eile nach Llanbadarn zu Rhodri Fychan zu schicken, der sein Statthalter war und weiß, wo der Rest seines Schatzes verwahrt wird, und ihm zu sagen, daß sein Herr von ihm verlangt, Geld und Vieh im Wert von zweitausend Stück Silber nach Abermenai zu senden. Dort sollen sie der dänischen Streitmacht unter Otir ausgehändigt werden, wie es ihm anläßlich der Vereinbarung in Dublin zugesagt wurde. Und zu diesem Zweck hat Cadwaladr sein Siegel als Bürgen geschickt.«
    Während der ausgedehnten Stille, die dem mit klarer und sanfter Stimme vorgetragenen Bericht folgte, stand Gwion reglos und stumm da und kämpfte mit dem wütenden Wunsch, alles zu verleugnen, und mit der Verzweiflung und dem Zorn in seinem Innern. Es war unmöglich, daß ein derart stolzer und unversöhnlicher Geist wie Cadwaladr sich unterworfen haben sollte, und das so schnell! Und doch hängen selbst die arrogantesten und hitzköpfigsten Männer an ihrem Leben und an ihrer Freiheit und sind bereit, sie mit Erniedrigung und Schande zu erkaufen, wenn eine Bedrohung sie ereilt und die bloße Vorstellung davon greifbar Gestalt annimmt. Aber erst ein gewagtes Spiel mit den Wikingern zu treiben und sie zu übervorteilen, um dann zu Kreuze zu kriechen und in würdeloser Hast ihren Preis zusammenzuscharren – das war verächtlich. Hätte er nur ein paar Tage gewartet, so hätte es einen anderen Ausgang genommen. Seine eigenen Leute waren so nahe und hätten ihn nicht lange in Ketten liegen lassen, selbst wenn sein Bruder und alle anderen sich von ihm abgewendet hatten. Gott, gewähre mir nur noch zwei Tage, betete Gwion hinter seinem düsteren, verschlossenen Gesicht, so will ich ihn mit Gewalt herausholen, und er soll seine Verwalter zurückrufen und sich wiederholen, was ihm gehört, soll wieder Cadwaladr sein, aufrecht, wie er es immer war.
    »Diesen Auftrag«, sagte Owain, dessen Stimme aus weiter Ferne oder aus dem tiefsten Innern zu ihm drang, »gedenke ich in aller Eile auszuführen, ganz wie er es verlangt, um ihn selbst ebenso wie seinen guten Namen nur um so schneller zurückzugewinnen. Mein Sohn Hywel reitet unverzüglich nach Süden. Aber da du hier bist, Gwion, und dein Herz nichts anderes verlangt, als ihm zu dienen, wirst du in Hywels Gefolge reiten, und deine Gegenwart wird Rhodri Fychan als zusätzlicher Beweis dienen, daß hier tatsächlich Cadwaladrs Stimme spricht und alle, die ihm dienen, zum Gehorsam verpflichtet sind. Wirst du gehen?«
    »Das werde ich.«
    Was konnte er anderes sagen, war es doch bereits beschlossene Sache? Auch nur eine Art, ihn aus dem Weg zu schaffen, aber unter Berufung auf seine unverbrüchliche Treue.
    Im Namen dieser Treue mußte er nun dabei mittun, seinen Herrn eines großen Teils der ihm noch verbliebenen Güter zu entledigen, wo er doch nur wenige Zeit zuvor frohen Herzens und im Begriff gewesen war, eine Armee zur Befreiung Cadwaladrs zusammenzubringen, ganz ohne diesen Verlust und diese Schmach. Aber die Notwendigkeit ließ Gwion den harten Brocken schlucken, und so wiederholte er: »Das werde ich.« Vielleicht würde sich noch eine Möglichkeit ergeben, Kontakt mit seinem wartenden Aufgebot aufzunehmen, bevor noch die dänischen Schiffe beladen waren und mit ihrer Beute den Anker lichten konnten, um im Triumph gen Dublin zu segeln.
    Noch zur selben Stunde machten sich Hywel, Owain und Gwion mit einer Eskorte von zehn schwerbewaffneten Reitern auf den Weg, denen Befugnis erteilt worden war, unterwegs Ersatz für ihre vorzüglichen Pferde zu requirieren. Was immer Owain seinem Bruder gegenüber auch empfinden mochte, so beabsichtigte er doch keineswegs, ihn lange ein Gefangener – oder ein säumiger Schuldner – bleiben zu lassen. Es ließ sich nicht entscheiden, was mehr ins Gewicht fiel.
    Die von Cadfael vorhergesagten drei Tage verliefen anderswo in hektischer Aktivität, aber in den beiden einander gegenüberstehenden Lagern schleppten sie sich mühsam dahin und zogen sich in die Länge wie ein angehaltener Atemzug. Selbst die Wachen auf

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