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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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den Palisaden wurden ein wenig nachlässig, weil sie nun, da die Angelegenheit bald ihre Lösung finden würde, ohne daß es zum Kampf kommen mußte, nicht mit einem Angriff rechneten. Nur Ieuan ab Ifor erregte sich unverändert über die Wartezeit und blieb sich stets bewußt, daß derartige Absprachen bei einem Fehlschlag in sich zusammenbrechen, Gefangene Gefangene, Schulden unbezahlt bleiben und Hochzeiten in unerträgliche Ferne hinausgezögert werden konnten. Und während die Stunden verstrichen, sprach er heimlich mit diesem und jenem unter seinen jüngeren und unerschütterlicheren Freunden und betete ihnen vor, wie er sich zweimal unbehelligt bei Nacht und Ebbe über den Sand zu den Dänen geschlichen hatte, um ihre Verteidigungsanlagen auszuspionieren, und daß es da eine Stelle gebe, an der man im Schutz von Bäumen und Gestrüpp von See her nahe herankommen konnte. Cadwaladr mochte sich unterworfen haben, diese jungen walisischen Hitzköpfe hatten es nicht. Es nagte an ihnen, daß diese Eindringlinge aus Irland nicht nur ungeschoren nach Hause segeln sollten, sondern noch dazu mit einer äußerst stattlichen Beute, die sie als Gewinn aus ihrem Raubzug vorweisen konnten. Aber war es denn nicht längst zu spät, nun, da man wußte, daß Hywel mit dem Auftrag nach Süden geritten war, die Summe, die Otir verlangt und Cadwaladr zugestanden hatte, herzubringen und zu übergeben?
    Ganz und gar nicht, widersprach Ieuan. Denn mit ihnen war Gwion gezogen, und er hatte irgendwo zwischen hier und Ceredigion hundert Mann aufgebracht, die für Cadwaladr kämpfen würden. Von denen hatte niemand zugestimmt, daß man seinen Herrn um zweitausend Silberstücke beraubte oder ihn zwang, vor den Dänen zu Kreuze zu kriechen. Sie würden sich nicht damit abfinden, auch nicht, wenn Cadwaladr weit genug gesunken war, so etwas hinzunehmen. Ieuan hatte mit Gwion gesprochen, bevor der mit Hywels Schar losgezogen war. Wenn das Glück ihm hold sein sollte, würde er sich auf dem Weg nach Süden von seinen Begleitern absetzen und zu seinen wartenden Kriegern stoßen. Und wenn er in südlicher Richtung allzu eifersüchtig bewacht werden sollte, würde auf dem Rückweg nach Norden selbst Hywel ob seiner Rolle bei der Unterhandlung mit Rhodri Fychan in Llanbadarn mit ihm zufrieden sein, und niemand würde mehr groß darauf achten, was er tat. Irgendwann entlang der rauhen Straßen konnte er ausbrechen und vorausreiten. Mit dieser zahlenmäßigen Unterstützung brauchten sie nicht mehr als eine dunkle Nacht, und während sich die Flut ins Meer zurückgezogen hatte, würden Cadwaladr und Heledd aus der Geiselhaft befreit werden, und Otir konnte um sein Leben segeln und mit leeren Händen nach Dublin zurückkehren.
    In Owains Gefolge fehlte es nicht an ungestümen jungen Männern, denen der Sinn eher danach stand, jeden Zwist bis zum blutigen Ende auszukämpfen, als sich mit Geschick und ohne Verlust an Leben aus einer Sackgasse zu winden. Einige darunter sagten offen, Owain tue Unrecht, seinem Bruder allein die Abzahlung seiner Schulden zu überlassen. Ja doch, Schwüre mußten eingehalten werden, aber Bluts- und Familienbande konnten einen Schwur schon mal vergessen machen. Also hörten sie zu und fanden nach und nach großen Gefallen an der Vorstellung, durch die dänischen Befestigungen zu brechen und Otir und seine Mannen mit der Schwertspitze vor sich her zu ihren Schiffen und hinaus auf See zu treiben.
    Sie waren es leid, Tag um Tag untätig herumzusitzen. Was war ruhmvoll daran, sich seinen Weg aus der Gefahr mit Geld und Kompromissen zu erschachern?
    Das Bild von Heledd, wie die schwarze Keltin sich auf einem Dünenkamm gegen den Himmel absetzte, hatte sich in Ieuans Gedächtnis gebrannt. Zweimal hatte er sie so gesehen und den weitausschreitenden, geschmeidigen Gang und ihren stolz erhobenen Kopf bewundert. Ihr Liebreiz war voller Feuer, selbst in der Bewegungslosigkeit. Und er konnte nicht glauben, er konnte sich selber einfach nicht glauben machen, daß eine solche Frau allein in einem Lager voller Männer bis zum Ende durchhalten konnte, ohne heftig begehrt und schließlich geschändet zu werden. Es war gegen die Natur eines jeden Sterblichen. Wie groß Otirs Autorität auch sein mochte, irgend jemand würde sich ihr widersetzen. Seine unerträgliche Angst bestand nun darin, daß die Wikinger, wenn sie ihr Diebesgut, das ihnen so artig überlassen worden war, erst geladen und den Anker zur Heimreise gelichtet hatten, Heledd

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