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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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mit sich fortnehmen würden, damit sie irgendeinem Dänen aus Dublin für den Rest ihres Lebens als Sklavin diente, so wie sie es in der Vergangenheit schon mit so mancher Waliserin gemacht hatten.
    Für Cadwaladr, dem er nichts als Unbill verdankte, hätte er sich nicht derart ins Zeug gelegt. Aber rein aus Feindschaft den Eindringlingen gegenüber und um Heledds Rettung willen hätte er den Überfall wenn nötig auch nur mit einer Handvoll gleichgesinnter Helden gewagt. Aber wenn Gwion mit seiner Hundertschaft rechtzeitig eintraf, um so besser. So wartete Ieuan denn den ersten und den zweiten Tag mit schwer erkämpfter Geduld und hielt Ausschau gen Süden nach irgendeinem Zeichen.
    In Otirs Lager vergingen die Tage des Wartens langsam doch voller Zuversicht, vielleicht sogar zu zuversichtlich, denn die strenge Wacht, die man bisher eingehalten hatte, wurde ohne Zweifel ein wenig gelockert. Die vollgetakelten Frachtschiffe, deren Laderäume nur noch auf ihr Frachtgut warteten, wurden an die Küste herangeholt, damit man sie zu gegebener Zeit problemlos an den Strand ziehen konnte und nur die kleinen, schnellen Drachenboote blieben innerhalb des geschützten Hafens. Otir hatte keinerlei Anlaß, an Owains gutem Willen zu zweifeln, und hatte seinerseits Cadwaladr als Zeichen seiner guten Absichten von seinen Ketten befreit, obwohl Torsten dem Gefangenen weiterhin mit unverminderter Wachsamkeit auf den Fersen blieb, bereit, auf jeden hastigen Schritt sofort zu reagieren. Cadwaladr trauten sie nicht, dafür kannten sie ihn zu gut.
    Cadfael sah die Stunden verstreichen und legte sich auf nichts fest. So viele Dinge konnten noch schiefgehen, obwohl es keinen bestimmten Grund zu geben schien, warum sie das tun sollten. Nur war es eben so, daß es, wenn zwei bewaffnete Truppen so eng aneinander herangeführt wurden, nur eines Funkens bedurfte, um die zu anderer Zeit schlummernde Feindschaft zwischen ihnen zum Ausbruch zu bringen.
    Langeweile konnte selbst der Ruhe einen unheilschwangeren Beigeschmack verleihen, und er vermißte Marks heitere Gesellschaft. Was in der Zwischenzeit seine Aufmerksamkeit am meisten beschäftigte, war Heledds Verhalten. Sie ging den schlichten täglichen Verrichtungen, die sie sich für das Leben hier angewöhnt hatte, ohne erkennbare Hast oder Ungeduld nach, so als wäre alles vorherbestimmt und sie hätte sich längst damit abgefunden, ganz so, als könne sie nichts mehr an irgend etwas ändern und als könnte nichts davon ihr etwa noch Freude oder Kummer bringen. Vielleicht war sie stiller als sonst, aber nichts deutete auf eine innere Anspannung oder Sorge hin, sie wirkte eher so, als wäre jedes Wort über längst entschiedene Dinge verschwendet. Man hätte daraus schließen können, daß sie sich einfach nur mit einem unabänderlichen Schicksal abgefunden hatte, aber der sommerliche Schimmer, der ihre Anmut in Schönheit verwandelt hatte, war unverändert, und ihre tiefdunklen Augen glänzten wie eh und je, als sie ihren Blick über den schmalen Streifen rauhen Strandes und die im Wechsel von Ebbe und Flut auf und ab schwankenden Schiffe vor der Küste schweifen ließ. Cadfael folgte ihr nicht allzu beharrlich und beobachtete sie auch nur von ferne. Wenn sie Geheimnisse hatte, wußte er nichts davon. Wenn sie sich ihm anvertrauen wollte, würde sie es tun. Wenn sie etwas von ihm brauchte, würde sie danach fragen. Und er zweifelte nicht daran, daß sie hier sicher war. All diese rastlosen jungen Männer hatten nun nichts anderes mehr im Sinn, als ihre Schiffe zu beladen und das Gewonnene mit sich heim nach Dublin zu nehmen, weit weg von einem Unterfangen, das bei einem derart unzuverlässigen Partner in die Katastrophe hätte führen können.
    Und so ging in den Lagern zu beiden Seiten der zweite Tag seinem Ende entgegen.
    Als Rhodri Fychan auf seinen eigenen Ländereien in Ceredigion Cadwaladrs Siegel in Händen hielt und mit Hywel ab Owains Auftrag und dem widerwilligen und stockenden Zeugnis Gwions, der es so sichtlich kaum über sich brachte, zuzugeben, daß sein Herr kapituliert hatte, konfrontiert wurde, gab es für ihn keinen Grund, die ihm übermittelten Befehle noch weiter in Frage zu stellen. Mit einem Achselzucken nahm er das Unausweichliche hin und übergab Hywel den größten Teil der zweitausend Mark in Münzen. Eine schwere Last für eine ganze Zahl von Packpferden, die ihrerseits einen Teil des Lösegeldes ausmachen sollten. Und den Rest, so sagte er resigniert, konnte man in

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