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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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hatte und seine Dummheit oder sein Verbrechen bereute. So war es auch, aber nur für kurze Zeit. Cadwaladr würde sich nie ändern.
    Unten auf dem stahlgrauen Kiesstrand stand Hywel ab Owain und beobachtete das Verladen des Schatzes, den er von Llanbadarn mit sich gebracht hatte. Sie brauchten sich nicht zu beeilen, denn es war ohnehin fraglich, ob man die Tiere vor dem nächsten Tag würde verladen können, selbst wenn sie noch vor der Dunkelheit hier eintrafen. Auf dem neutralen Boden dort unten gingen Waliser und Dänen ganz freundschaftlich miteinander um, alle gleichermaßen zufrieden, daß man ohne Blutvergießen und ungezählte Schulden voneinander scheiden würde. Aus Händel war beinahe so etwas wie Handel geworden. Den ungestümsten unter Owains Stammesmitgliedern würde das nicht schmecken. Stand zu hoffen, daß er sie alle fest im Griff hatte, sonst mochte es doch noch zum Kampf kommen. Der Gedanke, daß walisisches Silber nach Dublin floß, wollte ihnen nicht gefallen, selbst wenn es um versprochenes Silber ging, eine Ehrenschuld. Und doch gingen die kleinen Fässer unablässig von Mann zu Mann, deren gebräunte Rücken sich streckten und bogen, während ihre muskulösen Arme die Kette zwischen Strand und Festung weiterknüpften. Das seichte Wasser schwappte in blassesten Blau- und Grüntönen um ihre nackten Beine im goldenen Sand, und der fast weiß anmutende, blaue Himmel über ihnen war mit noch weißeren, wie Federn so durchscheinenden Wolken übertupft. Es war ein strahlender Tag in einem auch sonst durchweg schönen Sommer.
    Von der Wehrumzäunung aus sah auch Cadwaladr, seinen unbeteiligten Schatten Torsten noch immer direkt auf den Fersen, wie sein Lösegeld verladen wurde. Cadfael hatte die beiden von einer Stelle ein wenig weiter rechts unbemerkt beobachtet: Torsten wirkte still zufrieden, Cadwaladr düster und zerknirscht, aber in sein Schicksal ergeben. Dort unten, an Bord des nächstgelegenen Schiffes, wuchtete Turcaill die Fässer in den Laderaum unter dem Ac hterdeck, und Otir stand, die Szene wohlwollend betrachtend, mit Hywel zusammen.
    Über dem Hügelkamm erschien Heledd, bahnte sich durch das Gestrüpp und das Seegras einen Weg zu Cadfael und blieb neben ihm stehen. Während sie auf das rege Treiben, das sich dort zwischen Strand und Schiff entfaltete, hinuntersah, wirkte sie ganz ruhig und beinahe gleichgültig. »Noch muß auch das Vieh an Bord geschafft werden«, sagte sie. »Das wird eine beschwerliche Reise für sie werden. Man sagte mir, die Überfahrt könne fürchterlich sein.«
    »Bei diesem schönen Wetter«, meinte Cadfael in gleichem Tonfall, »werden sie eine angenehme Reise haben.« Es war unnötig zu fragen, von welchem unter ihnen sie diese Information bekommen hatte.
    »Morgen abend werden sie fort sein«, sagte sie. »Gut für uns alle.« Ihre Stimme klang dabei heiter, ja sogar inbrünstig, während ihre Augen den Bewegungen des letzten der Träger folgten, wie er an Land watete und um seine Füße herum das Wasser hell aufblitzte. Turcaill stand eine Zeitlang auf dem Achterdeck, um die Ergebnisse ihrer Mühen zu betrachten, bevor er sich seitwärts über Bord schwang und pflügend durch das Flachwasser herankam, wobei das blaue Wasser vor ihm weiß aufschäumte. Er sah auf, entdeckte die so fröhlich von ihrem erhabenen Standort herunterblickende Heledd und warf seinen stolzen, flachsblonden Kopf weit in den Nacken, um mit seinen blendendweißen Zähnen zu ihr heraufzulächeln und ihr zuzuwinken.
    Unter den bewaffneten Männern, die hinter Hywel stehend die sichere Übergabe des Geldes überwachten, hatte Cadfael einen ausgemacht, der seinerseits den Hügel heraufschaute.
    Sein Kopf blieb unverwandt weit zurückgelehnt, und seine Augen schienen, soweit Cadfael sehen konnte, starr auf Heledd gerichtet zu sein. Sicher, eine einzelne Frau inmitten eines Lagers voller dänischer Eindringlinge würde wohl die Blicke und das Interesse eines jeden Mannes auf sich ziehen, aber irgend etwas an dieser angespannten, unverwandt reglosen Haltung ließ ihn aufmerken. Er zupfte Heledd am Ärmel.
    »Dort unten zwischen den Männern, die das Silber gebracht haben, findet sich einer – seht Ihr ihn? zu Hywels Linken –, der Euch auf sehr eigentümliche Weise anstarrt. Kennt Ihr ihn? Er jedenfalls kennt Euch, wie es aussieht.«
    Sie drehte den Kopf in die von ihm bezeichnete Richtung, blickte einen Augenblick lang forschend in das unverdrossen zu ihr heraufschauende Gesicht und

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