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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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ansah und über das hinaus, was er vorgetragen hatte, an ihm Maß zu nehmen schien, »bin ich noch nicht bereit, nachzugeben. Doch wir sollten diesen Sachverhalt mit mehr Muße betrachten. Morgen früh werden meine Leute und ich gemeinsam mit dem Hofstaat des Herrn Bischofs und diesen Besuchern aus Lichfield nach Aber und Bangor reiten. Ich stelle mir vor, Bledri ap Rhys, daß du am besten mit uns reitest und auf Aber unser Gast sein wirst, und auf dem Weg und dort in meiner Pfalz magst du deine Bitte besser aussprechen, und ich kann besser die Folgen bedenken, die du erwähnst«, sagte Owain honigsüß. »Ich möchte kein Unglück herbeiführen, weil ich zuvor nicht genug überlegt habe. Sag ja zu meiner Gastfreundschaft und setz dich zu uns an den Tisch unseres Gastgebers.«
    Es war Cadfael vollkommen klar, daß Bledri zu diesem Zeitpunkt kaum mehr eine Wahl hatte. Owains Leibwächter hatten die Natur dieser Einladung sofort verstanden. Seinem angespannten Lächeln nach hatte das auch Bledri, obgleich er sie mit dem vollen Anschein von Freude und Befriedigung annahm. Zweifellos war es ihm recht, ob als Gast oder als Gefangener, im Gefolge des Fürsten mitzureisen und seine Augen und Ohren auf dem Ritt nach Aber offenzuhalten. Um so mehr, falls hinter seinem Hinweis auf schlimme Folgen mehr steckte als der Schatten göttlicher Mißbilligung über die Feindschaft zweier Brüder. Wenn er auch ein wenig mehr gesagt hatte, als seine Worte dem ersten Eindruck nach zu bedeuten schienen, blieb doch seine eigene Sicherheit garantiert. Er nahm am Tisch des Bischofs den Platz ein, der für ihn freigemacht wurde und trank mit diskreter Contenance und leichtem Lächeln auf das Wohl des Fürsten.
    Der Bischof tat sichtlich einen tiefen Atemzug, erlöst, daß sein gutgemeinter Versuch, Frieden zu stiften, schließlich das erste Scharmützel überstanden hatte. Ob er die mitschwingenden Untertöne verstanden hatte, war zweifelhaft.
    Die Feinheiten der Waliser waren vermutlich an einen geradlinigen und gottesfürchtigen Normannen verschwendet, überlegte Cadfael. Um so besser für den Bischof. Seine Gäste würden mit einem zusätzlichen Mann abreisen, er konnte sie segnen und sich selbst trösten, alles Menschenmögliche getan zu haben, um Versöhnung herbeizuführen. Was immer jetzt folgen mochte, lag nicht in seiner Verantwortung.
    Der Met kreiste freundschaftlich, und der Harfenspieler des Fürsten besang die Größe und Tugenden von Owains Stamm und die Schönheit von Gwynedd. Und nach ihm erhob sich zu Cadfaels respektvoller Überraschung Hywel ab Owain, nahm die Harfe und sang klangvolle Improvisationen auf die Frauen im Norden. Dichter und Barde und Krieger, das war zweifellos ein bewundernswerter Sproß aus diesem bewundernswerten Stamm. Er wußte, was er mit seiner Musik bewirkte. Alle Spannungen des Abends lösten sich auf in Freundschaft und Gesang. Oder, falls sie anhielten, entging das zumindest ganz der Aufmerksamkeit des versöhnten und entspannten Bischofs.
    Die Tür seiner Behausung stand halb offen, in der Nacht draußen schien noch eine leise Unruhe zu herrschen, und Bruder Mark saß einige private Augenblicke lang stumm und nachdenklich auf der Kante seines Betts. Er dachte über all das nach, was geschehen war, bis er schließlich mit der Überzeugung desjenigen, der alle Umstände durchdacht hat und zu einem festen Entschluß gekommen ist, sagte: »Er hat es bloß gut gemeint. Er ist ein guter Mensch.«
    »Aber kein kluger«, sagte Cadfael von der Tür her. Die Nacht draußen war mondlos dunkel, doch die Sterne füllten sie mit einem fernen blauen Schimmern, das erkennen ließ, wo gelegentlich Leute auf dem Heimweg wie Schatten von Gebäude zu Gebäude huschten. Das Durcheinander des Tages hatte sich so beruhigt, daß jetzt fast Stille herrschte, in der ab und zu das Murmeln leiser Stimmen zu hören war, die sich gegenseitig gute Nacht wünschten. Es war kaum ein hörbares Geräusch, mehr ein Zittern, das in der Luft lag. Es war windstill.
    Noch die sanftesten Bewegungen schienen die Nervenbahnen zum Schwingen zu bringen und der Stille einen Ausdruck zu verleihen.
    »Der Bischof vertraut zu leicht«, stimmte Mark mit einem Seufzer zu. »Anstand erwartet Anstand.«
    »Und den vermißt du bei Bledri ap Rhys?« fragte Cadfael respektvoll. Bruder Mark konnte ihn noch dann und wann überraschen.
    »Ich habe Zweifel an ihm. Er tritt zu unverfroren auf, er weiß, daß ihm bei Hof kein Haar gekrümmt wird, nachdem er

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