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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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einmal zur Audienz empfangen worden ist. Und in walisischer Gastfreundschaft fühlt er sich sicher.«
    »Unverfroren ist er wirklich«, sagte Cadfael nachdenklich.
    »Und hat noch so getan, als sei alles nur eine Warnung vor dem göttlichen Zorn. Was hältst du davon?«
    »Er hat seine Hörner eingezogen«, sagte Mark zustimmend.
    »Ihm ist klar geworden, daß er einen Schritt zu weit gegangen war. Doch das war mehr als eine pastorale Warnung. Ich frage mich wirklich, wo dieser Cadwaladr jetzt steckt und was er vor hat. Denn ich glaube, die Drohung war ernstgemeint, jetzt und hier Ärger zu machen, falls Owain seine Forderungen abschlägt. Der führt etwas im Schilde, und dieser Bledri weiß davon.«
    »Ich denke«, sagte Cadfael beruhigend, »daß der Fürst deine Meinung teilt oder zumindest die Möglichkeit bedenkt. Du hast ihn gehört. Er hat allen seinen Männern Bescheid gesagt, daß Bledri ap Rhys hier, in Aber und auf der Strecke dazwischen beim Hofstaat bleiben soll. Falls ein Hinterhalt geplant ist und Bledri nicht dazu gebracht werden kann, ihn zu verraten, muß er abgehalten werden, irgendwie dazu beizutragen oder Cadwaladr Bescheid zu geben. Der Fürst ist gewarnt, und er ist auf der Hut. Jetzt frage ich mich, ob Bledri das auch so verstanden hat, oder ob er das Wagnis eingehen will und es auf den Versuch ankommen läßt?«
    »Mir ist es nicht so vorgekommen, als ob ihn das aus der Fassung gebracht hätte«, sagte Mark zweifelnd. »Wenn er das so aufgefaßt hat, hat es ihn nicht beunruhigt. Ob er das mit Absicht provoziert hat?«
    »Wer weiß? Es mag ihm passen, mit uns nach Aber zu gehen und auf dem Weg dahin und bei Hof Augen und Ohren offenzuhalten, falls er die Maßnahmen des Fürsten für seinen Herrn ausspäht. Oder für sich selbst!« sagte Cadfael nachdenklich. »Obwohl ich zugeben muß, ich sehe darin keinen Vorteil für ihn, es sei denn den, sich aus dem Kampf heraushalten zu können. Denn einem Gefangenen, der offiziell als Gast gilt, darf nichts angetan werden, was auch geschehen mag. Gewinnt sein eigener Herr, wird er ohne Vorwurf freigesetzt, und wenn Owain Sieger bleibt, ist er genauso vor Verletzungen im Kampf oder Vergeltungsmaßnahmen danach gefeit. Doch mir ist er nicht wie ein vorsichtiger Mann vorgekommen«, gab Cadfael zu und wies die Vorstellung zurück, obwohl ein Rest von Zweifel blieb.
    In der zunehmenden Dunkelheit waren nur wenige Menschen unterwegs. Die offene Tür der großen bischöflichen Halle ließ ein Rechteck von schwachem Licht frei, drinnen waren die meisten Fackeln schon gelöscht worden, das Feuer glühte noch auf kleiner Flamme, und in der Stille waren kaum das Stimmgemurmel und die Bewegungen im Hintergrund zu merken, als die Bediensteten die Tische wegräumten und was darauf nach dem Fest liegen geblieben war.
    Eine große dunkle Figur erschien breitschultrig und aufgerichtet gegen das blasse Licht in der Tür der Halle, machte für einen Augenblick eine Pause, wie um die nächtliche Kühle einzuatmen und bewegte sich dann lässig die Stufen hinab, langsam und gestreckt wie ein Mann, der seine Muskeln anspannt, nachdem er eine Weile zu lang gesessen hat.
    Cadfael öffnete die Tür ein wenig mehr.
    »Wo gehst du hin?« fragte Mark hinter ihm, der gescheit und hellwach mitgedacht hatte.
    »Nicht weit«, sagte Cadfael. »Ich will nur sehen, was unser Freund Bledri im Schilde führt. Und wie man hier darauf reagiert!«
    Er stand einen Augenblick lang bewegungslos draußen und zog die Tür hinter sich zu. Er wollte seine Augen an die Nacht gewöhnen, wie es zweifellos auch Bledri ap Rhys tat, der sich in seinen Mantel gewickelt hatte und an dem offenen Stadttor vorbeiging. Der Boden war fest genug, um seine festen, entschiedenen Schritte so deutlich hörbar zu machen, wie sie gemeint waren. Doch nichts rührte sich und keiner nahm von ihm Notiz, nicht einmal die paar Diener, die auf dem Weg ins Bett waren, bis er sich absichtlich umdrehte und genau auf das geöffnete Tor zumarschierte. Cadfael war entlang der Zeile bescheidener Kanonikerhäuser und Unterkünfte für die Gäste langsam weitergegangen, um das Geschehen im Blick zu behalten.
    Mit bewundernswertem Schwung erhoben sich aus dem Feld draußen vor dem Tor zwei Gestalten, die freundschaftlich den Arm umeinander legten, mitten auf ihrem Weg mit Bledri zusammenstießen und sich schnell voneinander lösten, um ihn in die Mitte zu nehmen.
    »Was denn, Herr Bledri!« dröhnte eine muntere walisische Stimme. »Seid

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