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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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denen acht gewesen. Von uns, die wir mit Anarawd geritten sind, bin ich als einziger noch am Leben.« Er sprach leise und ruhig, hatte nichts vergessen und nichts vergeben, und seine Stimme und Miene dabei doch vollkommen im Zaum.
    »Ich staune«, sagte Cadfael, »daß du überlebt hast, um davon Bericht zu geben. Es braucht nicht viel Zeit, um an so einer Wunde zu verbluten.«
    »Und noch viel weniger Zeit, um von neuem zuzuschlagen und das Werk zu vollenden«, stimmte ihm der junge Mann mit einem bitteren Lächeln zu. »Genau das hätten sie bestimmt getan, wären unsere Leute nicht aufmerksam geworden und hinzugeeilt. Die Mörder haben mich im Sterben liegen lassen und sind weggeritten. Nachdem sie geflohen waren, konnte ich verarztet werden. Und als Hywel mit seinem Heer gekommen ist, um den Mord zu rächen, hat er mich mit hergebracht, und Owain hat mich in seinen Dienst aufgenommen. Auch mit einem Arm ist ein Mann noch zu gebrauchen. Und er kann immer noch hassen.«
    »Hast du deinem Fürsten nahegestanden?«
    »Ich bin mit ihm groß geworden. Ich habe ihn geliebt.« Seine schwarzen Augen ruhten auf den lebhaften Zügen von Hywel ab Owain, der gewiß in seiner Loyalität Anarawds Platz eingenommen hatte, soweit ein Mensch überhaupt an die Stelle eines anderen treten kann.
    »Darf ich deinen Namen wissen?« fragte Cadfael. »Meiner ist – oder war es in der Welt einmal – Cadfael ap Meilyr ap Dafydd, selbst ein Mann aus Gwynedd, geboren in Trefriw. Auch wenn ich Benediktiner bin, habe ich meine Herkunft doch nicht vergessen.«
    »Das solltest du auch nicht, nicht in dieser Welt noch im Kloster. Ich heiße Cuhelyn ab Einion, ein jüngerer Sohn meines Vaters und ein Leibwächter meines Fürsten. Früher«, sagte er und wurde finsterer, »ist es für einen Leibwächter eine Schande gewesen, lebendig aus dem Feld zurückzukehren, auf dem sein Herr gefallen war. Doch ich hatte und habe noch immer guten Grund zu leben. Die unter den Mördern, die ich Hywel mit Namen genannt habe, haben ihren Preis bereits entrichtet.
    Doch die anderen habe ich nicht gekannt. Ich bewahre ihre Gesichter im Gedächtnis bis zu dem Tag, an dem ich sie von neuem sehe und die Namen erfahre, die zu den Gesichtern gehören.«
    »Da ist auch noch ein anderer, der Anführer, der für Blut nur mit Land gezahlt hat«, sagte Cadfael. »Was ist mit ihm? Ist es überhaupt sicher, daß er den Überfall befohlen hat?«
    »Ganz sicher! Sonst hätten sie es nie gewagt. Daran hat Owain Gwynedd auch gar keinen Zweifel.«
    »Und wo, glaubst du, steckt dieser Cadwaladr jetzt? Hat er sich mit dem Verlust von allem, das er je sein eigen nennen konnte, abgefunden?«
    Der junge Mann schüttelte den Kopf. »Das weiß wohl keiner, wo der steckt. Auch nicht, welchen bösen Plan er als nächstes hegt. Aber mit seinem Verlust abgefunden? Das glaube ich kaum! Hywel hat Geiseln unter den rangniedrigeren Häuptlingen genommen, die unter Cadwaladr gedient haben, und sie nach Norden gebracht, um sicherzustellen, daß es in Ceredigion nicht weiter zu Widerstand kommt. Die meisten von ihnen sind inzwischen wieder freigelassen worden, nachdem sie geschworen hatten, weder gegen Hywels Herrschaft ins Feld zu ziehen noch wieder in Cadwaladrs Dienste zu treten, es sei denn, er sollte in Zukunft Wiedergutmachung zusagen und wieder eingesetzt werden. Ein Gefangener ist noch übrig in Aber, er nennt sich Gwion. Er hat sein Ehrenwort gegeben, keinen Fluchtversuch zu unternehmen, doch er weigert sich, seiner Gefolgschaftstreue zu Cadwaladr abzuschwören oder Hywel Frieden zu geloben. Ein anständiger Bursche«, sagte Cuhelyn duldsam, »aber seinem Herrn noch ergeben. Kann ich dem Mann das vor werfen? Aber was für ein Herr! So treu, wie Gwion ist, hätte er einen besseren verdient.«
    »Du hegst keinen Haß gegen ihn?«
    »Nein, dafür gibt es keinen Grund. Er hat keine Rolle bei dem Überfall gespielt, er ist zu jung und zu anständig, um in so ein Schurkenstück hineingezogen zu werden. Auf eine Weise mag ich ihn so, wie er mich mag. Wir sind uns gleich. Könnte ich ihm vorwerfen, an seiner Treue so festzuhalten, wie ich an meiner festhalte? Er würde für Cadwaladr töten, so wie ich es für Anarawd tun würde und es auch getan habe. Aber nicht heimtückisch, in doppelter Überzahl gegen leichtbewaffnete Männer, die mit keiner Gefahr rechnen. Ehrlich, auf freiem Feld, das ist eine andere Sache!«
    Das lange Mahl war fast zu Ende, nur Wein und Met machten noch die Runde, und

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