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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Ihr das? Nehmt noch einen Atemzug vor dem Schlafengehen! Das ist auch eine feine Nacht dazu!«
    »Wir leisten Euch gern Gesellschaft«, bot die zweite Stimme herzlich an. »Es ist noch zu früh, um ins Bett zu gehen. Und wir bringen Euch sicher zu Eurer eigenen Bettstatt, damit Ihr Euch im Dunkeln nicht verirrt.«
    »Ich bin nicht so betrunken, daß ich verloren gehe«, gab Bledri zu, ohne Überraschung oder Betroffenheit. »Heute abend verspricht es ja noch einmal richtig gemütlich zu werden. Ich werde aber wohl doch besser ins Bett gehen. Ihr Herren braucht sicher auch euren Schlaf, wenn wir früh am Morgen abreisen.« Seiner Stimme war klar anzumerken, daß er dabei lächelte. Er hatte die Antwort, nach der er gesucht hatte, und das verursachte ihm kein Unbehagen, eher ein leichtes Vergnügen, vielleicht sogar Zufriedenheit. »Gute Nacht, ihr zwei!« sagte er und drehte sich, um zurück zur Tür der bischöflichen Halle zu eilen, die innen immer noch schwach erleuchtet war.
    Jenseits der Stadtmauer war es ganz still, obwohl es nicht weit bis zu den ersten Zelten von Owains Lager war. Die Mauer war nicht so hoch, daß sie nicht zu übersteigen war, doch wo immer ein Mann hochkletterte, würde einer auf der anderen Seite unten auf ihn warten. Bledri ap Rhys hatte das gar nicht vor, doch hatte er die Bestätigung dafür gesucht, daß jeder Versuch, sich davonzumachen, ganz einfach und sauber verhindert werden würde. Falls Bledri daran noch irgendeinen Zweifel gehabt haben sollte, wußte er es jetzt besser. Und was die beiden geselligen Wächter anging, war es fast schon beleidigend, wie die beiden sich ohne den geringsten Vorwand wieder in die Nacht zurückzogen.
    Wie es aussah, war die Sache damit beendet. Doch Cadfael wartete noch ab, ungerührt und ohne sich zu bewegen, so daß er vor dem dunklen, breiten Umriß des Holzgebäudes nicht zu erkennen war, neugierig, als wartete er noch auf eine Art Schlußepisode, um die Abendunterhaltung abzurunden.
    In dem Rechteck aus schwachem Licht oben auf der Treppe erschien Heledd. Das Ungestüme und die Anmut dieser jungen Frau waren schon im Schattenriß ihrer hohen, schlanken Gestalt zu erkennen. Sie hatte den ganzen Abend lang Gäste und Mitglieder des bischöflichen Hofstaats bewirtet. Doch sie bewegte sich so gelöst wie ein Rehkitz. Wo Cadfael ihre Erscheinung schon mit interesselosem Wohlgefallen betrachtete, schaute auch Bledri ap Rhys anerkennend nach ihr.
    Er war gerade am Fuß der Treppe angelangt, und seine verblüffte Bewunderung war weniger unpersönlicher Natur, hatte er sich doch keine mönchischen Zügel angelegt, die ihn zurückgehalten hätten. Er wußte nun Bescheid, daß er – freiwillig oder nicht – zumindest bis Aber ein Mitglied des fürstlichen Hofstaats sein würde. Nach aller Wahrscheinlichkeit wußte er schon, daß dieses vielversprechende Mädchen im Morgengrauen mit der Gesellschaft reiten würde. Was er hier sah, ließ ihn auf ein wenig Vergnügen hoffen, um die Zeit unterwegs angenehmer zu verbringen. Zumindest schien ihm das hier der Augenblick zu sein, den ereignisreichen und durchaus fröhlichen Abend abzurunden. Sie stieg die Treppe hinunter auf ihrem Weg zu den gegenüberliegenden Kanonikerhäusern und trug aufgerollt in den Armen eine der bestickten Tischdecken der Ehrentafel. Vielleicht war auf dem Tuch Wein verschüttet worden, oder einige der goldglänzenden Zierfäden waren von einer Gürtelschnalle oder einem ungeschickt abgelegten Dolch oder Armreif angerissen worden, und sie hatte die Aufgabe bekommen, das zu flicken. Er wollte eben selbst die Treppe hinaufsteigen, wartete jedoch statt dessen, um ihr mit Vergnügen zuzuschauen, wie sie ihm entgegenkam. Sie hatte den Blick gesenkt, um sicher zu sein, wo sie hintrat. Er war so still und sie so beschäftigt, daß sie ihn nicht bemerkte. Und als sie die dritte Stufe vom Boden erreicht hatte, griff er plötzlich nach ihr und faßte sie sehr sauber um die Taille und schwenkte sie im Halbkreis und hielt sie so, daß sie beide mit dem Gesicht auf einer Höhe waren und sich für einen langen Augenblick sehr nahe kamen, bevor er sie sanft auf die Füße setzte. Dabei ließ er sie jedoch nicht los.
    Das war ganz leicht und spielerisch abgelaufen, und nach allem, was Cadfael sehen konnte, und das war nur ein Schattenspiel gewesen, hatte Heledd es ohne eine Spur von Mißvergnügen und sicher ohne jede Furcht aufgenommen, als die erste Überraschung verflogen war. Sie hatte kurz verblüfft

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