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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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kannte. Aber als er weggegangen ist, bin ich ihm nicht gefolgt.«
    »Alle Bediensteten bei Hof sollen befragt werden«, sagte Owain, »wer in der Burg als letzter wach geblieben ist. Hywel, kümmere du dich darum. Falls einer zufällig dort vorbeigekommen ist und entweder Bledri ap Rhys oder einen anderen Mann gesehen hat, wie er zu später Stunde durch seine Tür gegangen ist, dann bringt den Zeugen her.«
    Auf sein Wort hin ging Hywel weg, nachdem er seinen Bogen Pergament auf den Tisch gelegt und aus der Gruppe von Owains Hauptleuten ein paar Männern gewinkt hatte, um die Suche zu beschleunigen. Diese Nacht würden die Diener, Stewards und Mägde an Owains Hof keine Ruhe finden, genausowenig die Männer der Leibwache oder die jungen Männer, die ihm als Krieger folgten. Bledri ap Rhys war nach Sankt Asaph gekommen und hatte Böses vorgehabt, Böses angedroht und nun den Lohn für diesen Undank erhalten, doch die Folgen dieser Untat würden sich ausbreiten wie Wellenkreise auf einem Teich, in den man einen Stein geworfen hatte, und jeden hier beunruhigen, bis der Mord gesühnt sein würde.
    »Der Dolch, der verwendet worden ist«, sagte Owain und kehrte zu seinen Überlegungen zurück, »ist er in der Wunde zurückgelassen worden?«
    »Nein. Ich habe die Wunde auch nicht so genau untersucht, daß ich zu raten wage, welche Art Klinge er gehabt haben mag.
    Eure eigenen Männer, mein Lord, werden in der Lage sein, das so gut zu ermessen wie ich. Wenn möglich besser«, sagte Cadfael, »denn sogar Dolche wechseln mit den Jahren, und ich habe mit Waffen schon lange keine Übung mehr.«
    »Ihr habt gesagt, in dem Bett habe einer geschlafen. Oder mindestens darin gelegen. Der Mann hat keine Vorbereitungen getroffen, wegzureiten und kein Anzeichen hinterlassen, daß er überhaupt vorgehabt hat, zu fliehen. Die Sache ist mir nicht so wichtig gewesen, daß ich ihm die Nacht über eine Wache zur Seite gestellt hätte. Doch hier gibt es noch ein anderes Rätsel«, sagte der Fürst. »Denn wenn nicht er sich auf einem unserer Pferde davongemacht hat, wer dann? Es steht außer Frage, das Tier ist weg.«
    Das war ein Punkt, den Cadfael noch nicht einmal bedacht hatte, so beschäftigt war er mit Bledris Tod gewesen. Die ganze Zeit hatte ihn der hartnäckige, schwer greifbare Gedanke verfolgt, daß noch etwas geklärt werden mußte, bevor die Nacht um war, doch in den kurzen Momenten, als er versucht hatte, sich näher mit der Sache zu beschäftigen, schien sie verschwunden und nicht mehr greifbar zu sein. Plötzlich mit dem Puzzle konfrontiert, das ihm entgangen war, sah er eine lange und sorgfältige Zählung jeder Seele in der Burganlage voraus, um die eine, einzige spurlos entflohene unter ihnen ausfindig zu machen. Jemand anders würde sich darum kümmern müssen, denn die Abreise des Fürsten bei Morgengrauen ließ sich keinesfalls verschieben.
    »Das liegt in Eurer Hand, mein Lord«, sagte er, »wie wir alle in Eurer Hand sind.«
    Owain streckte eine seiner großen und wohlgeformten Hände vor sich auf dem Tisch aus. »Mein Kurs steht fest und wird sich nicht mehr ändern, bis Cadwaladrs Wikinger mit kurzgeschnittenen Ohren in ihre Heimat Dublin zurückgeschickt worden sind, falls es dazu kommt. Und ihr, Brüder, müßt euch selbst auf den Weg machen, nicht ganz so eilig wie ich, aber verschieben läßt sich das genausowenig. Euer Bischof verdient es, daß ihr ihm so strikt folgt, wie es sonst Fürsten erwarten.
    Laßt uns auf jeden Fall genau untersuchen, in der wenigen Zeit, die uns noch verbleibt, wer unter uns diesen Mord begangen haben könnte. Auch wenn wir die Frage diesmal noch nicht lösen können, soll sie bestimmt nicht vergessen werden.
    Kommt jetzt! Ich werde mir diese böse Sache selbst anschauen und zusehen, daß der Tote versorgt und seine Angehörigen auf gebührende Weise entschädigt werden. Mein Gefolgsmann ist er nicht gewesen, aber er hat uns nichts getan, und was ich an ihm noch Gutes tun kann, will ich tun.«
    Nahezu eine Stunde später kehrten sie zu der Versammlung in der Ratskammer zurück. Inzwischen war der Leichnam von Bledri ap Rhys in der Kapelle unter der Obhut des fürstlichen Kaplans angemessen untergebracht worden. In der spärlich ausgestatteten Kammer, in der er zu Tode gekommen war, gab es keine weiteren Spuren. Es waren weder eine Waffe noch Blutspuren gefunden worden, denn er hatte nicht einmal stark geblutet, und die Stichwunde hatte sich als sauber, eng und genau erwiesen. Es war

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