Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
standen, bis Cadfael auf ihn zuging, um ihn anzuhalten und milde Auskunft von jemand zu erhalten, von dem man sie erwarten konnte: »Augenblick!
    Weißt du, in welcher von den vielen Unterkünften hier Bledri ap Rhys die Nacht verbracht hat?« Und als der junge Mann abrupt stehenblieb und ihm eine verblüffte und vorsichtige Miene zuwandte: »Ich habe gesehen, wie du ihn begrüßt hast, als er gestern eingetroffen ist, und habe gedacht, du weißt Bescheid.
    Du mußt ja froh gewesen sein, dich mal mit einem alten Bekannten unterhalten zu können, solange er hier war.«
    Irgendwie war die hinausgezogene Stille vielsagender als das, was schließlich als Antwort kam. Es wäre natürlich gewesen, sofort zu antworten: »Wieso wollt Ihr das wissen?
    Was hat es jetzt noch für eine Bedeutung?«, da die Unterkunft ja leer sein mußte, falls der Mann, der darin geschlafen hatte, in die Nacht hinaus geflohen war. Die Pause machte ausreichend deutlich, daß Gwion wohl wußte, wer ihn da am Abend in der Kapelle überrascht hatte, und sich ebenso bewußt war, daß sie gesehen haben mußten, wie Bledri weg ging. Er hatte Zeit nachzudenken, bevor er sprach, und was er sagte, war: »Ich bin froh gewesen, einen Mann aus meinem Stamm zu sehen. Ich bin hier schon über ein halbes Jahr als Geisel. Das werden sie Euch auch erzählt haben. Der Verwalter hat ihm eine der Unterkünfte an der Nordmauer gegeben. Die kann ich Euch zeigen. Aber welchen Unterschied macht das jetzt noch? Er ist weg. Die anderen mögen ihm das vorwerfen«, sagte er hochnäsig, »aber ich nicht. Wäre ich frei, ich hätte es ihm nachgetan. Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, wem meine Treue gilt. Und immer noch gilt!«
    »Gott behüte, daß jemand einen Mann verdammen sollte, der seine Treue hält«, sagte Cadfael gleichmütig. »Hat Bledri eine Kammer für sich allein gehabt?«
    »Ja.« Gwion zog die Schultern hoch und schüttelte eine Frage ab, die er anscheinend nicht verstand, die aber diesen herumziehenden Benediktinern etwas zu bedeuten schien, das ihm völlig entging. »Es ist niemand bei ihm gewesen, um zu verhindern, daß er weggeht, falls Ihr das meint.«
    »Ich habe mich eher gefragt«, sagte Cadfael bescheiden, »ob wir nicht zuviel annehmen, nur weil ein Pferd fehlt. Wenn er in einer abgelegenen Ecke der Burg untergebracht war, durch etliche Mauern getrennt, könnte er diese ganze Aufregung nicht einfach verschlafen haben und immer noch in aller Unschuld schnarchen? Wenn er allein untergebracht war, ist ja auch keiner dagewesen, um ihn zu wecken, falls er so einen guten Schlaf haben sollte.«
    Gwion stand da und starrte ihn an, Auge in Auge, die dichten schwarzen Augenbrauen angehoben. »Ja, stimmt schon, abgesehen von dem Hornstoß könnte ein Mann, der genug getrunken hat, alles verschlafen haben. Ich glaube das nicht, aber wenn Ihr selbst nachschauen wollt... Ich muß nicht in diese Richtung, doch ich werd's Euch zeigen.« Ohne ein weiteres Wort machte er sich auf den Weg durch den Gang zwischen der Rückwand des Festsaals und den gezimmerten Bretterwänden von Vorratslager und Zeughaus. Sie folgten seiner wendigen Gestalt in dem trüben Licht bis zu der langen Zeile von Gebäuden im Schutz der Außenmauer.
    »Die dritte Tür ist seine.« Sie stand leicht offen, kein Strahl Licht fiel durch den Spalt. »Geht hinein, Brüder und schaut Euch selbst um. Aber, so wie's ausschaut, werdet Ihr ihn kaum noch finden und auch nicht sein Zaumzeug.«
    Unter dem Wehrgang entlang der Burgmauer und tief in seinem Schatten lagen, eng nebeneinander gebaut, die Wohnkammern. Cadfael konnte nur eine breite und gut erreichbare Treppe zu dem Wehrgang sehen, die aber voll in Sichtweite des Haupttors lag. Es war auch bestimmt nicht einfach, außen die Mauer hinabzusteigen, es sei denn mit einem langen Seil, denn der Wehrgang auf der Mauer ragte nach außen vor, und unten war ein Graben.
    Cadfael legte eine Hand an die Tür und stieß sie ins Dunkel auf. Seine Augen, die sich mittlerweile an die Nacht und an das Licht des sternenklaren, aber mondlosen Himmels gewöhnt hatten, waren sofort wieder blind. Innen gab es keine Bewegung und kein Geräusch. Er ging ein oder zwei Schritte weit in die schmale Kammer hinein.
    »Wir hätten besser eine Fackel mitgenommen«, sagte Mark an seiner Seite.
    Wie es schien, war das nicht nötig, um zu erkennen, daß in der Kammer kein Leben herrschte. Aber Gwion bewies gegenüber diesen anstrengenden Besuchern Geduld und bot von der

Weitere Kostenlose Bücher