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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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nicht schwierig, einen Mann sauber und exakt zu erstechen, wenn er bereits bewußtlos vor einem lag. Bledri konnte kaum gespürt haben, wie ihn der Tod aus dieser Welt geholt hatte.
    »Er ist kein Mann gewesen, dem sehr viel Liebe entgegen gebracht worden sein dürfte«, sagte Owain, als sie einmal mehr auf den Saal zugingen. »Viele hier werden ihn abgelehnt haben, denn er hat sich sehr hochmütig gezeigt. Danach wäre nur ein Streit nötig gewesen, ein zufälliges Treffen, um einen Mann im Zorn zuschlagen zu lassen. Doch um zu töten? Würde irgendein Mann von mir es so weit treiben, wo ich Bledri doch als Gast geladen hatte?«
    »Dazu brauchte es einen sehr zornigen Mann«, gab Cadfael ihm recht, »um Euch zum Trotz so weit zu gehen. Doch es braucht nur einen Augenblick, um zuzuschlagen, und weniger als einen Lidschlag, um alle Vorsicht fahren zu lassen. Er hatte sich ja in der kurzen Zeit, in der wir alle zusammen geritten sind, schon eine Anzahl Feinde gemacht.« Er wollte um keinen Preis jemand beim Namen nennen, doch er dachte dabei an den düsteren, mörderischen Blick, mit dem Domherr Meirion Bledris Vertrautheit mit Heledd verfolgt hatte, in der eine Bedrohung seiner Laufbahn gelegen hatte, auf die es der gute Kanonikus auf keinen Fall ankommen lassen wollte.
    »Ein offener Streit wäre kein Rätsel«, sagte Owain. »Das hätte ich lösen können. Selbst wenn es zu einem Todesfall gekommen wäre, hätte ein Blutpreis dafür bezahlt werden können, und die Schuld hätte nicht ganz auf einer Seite gelegen. Er hat Haß hervorgerufen. Aber ihn in seine Bettkammer zu verfolgen und aus dem Bett zu ziehen? Das ist eine ganz andere Angelegenheit.«
    Sie gingen durch den Saal und gelangten in die Ratskammer.
    Als sie hereinkamen, richteten alle Augen sich auf sie. Mark und Gwion hatten mit den anderen gewartet. Sie standen eng zusammen, stumm, als ob die schiere Tatsache, gemeinsam einen Todesfall entdeckt zu haben, sie zu Gefährten gemacht hätte und von den Hauptleuten rings um den Tisch des Rats unterschied. Hywel war vor seinem Vater zurückgekehrt und hatte einen Küchenjungen mitgebracht, einen zotteligen kleinen Jungen mit schwarzem Haar, das Gesicht vom Schlaf verquollen, dessen Augen aber schon wieder aufmerksam glänzten, jetzt, wo er von dem plötzlichen Todesfall wußte und dazu etwas mitzuteilen hatte, wie gering es auch immer sein mochte.
    »Mein Lord«, sagte Hywel, »Meurig hier ist der letzte, den ich habe finden können, der an den Kammern vorbeigekommen ist, wo Bledri ap Rhys untergebracht gewesen ist. Er wird dir sagen, was er gesehen hat. Er hat es noch nicht erzählt. Wir haben damit auf dich gewartet.«
    Der Junge sprach laut und recht mutig. Cadfael kam es so vor, als sei er nicht ganz von der Bedeutung dessen, was er zu erzählen hatte, überzeugt, obwohl es ihm schon Vergnügen machte, hier zu sein und es zu berichten. Die Entscheidung, ob und wie wichtig es war, würde er gern seinem Fürsten überlassen.
    »Mein Lord, es ist nach Mitternacht gewesen, bevor ich mit der Arbeit fertig war und durch den Gang da zu meinem Bett gegangen bin. Da ist um die Zeit niemand gewesen, und ich war unter den letzten. Ich habe keine Seele gesehen, bis ich an der dritten Tür in der Reihe vorbeigekommen bin, wo, wie ich jetzt erfuhr, dieser Bledri untergebracht war. Da hat ein Mann im Eingang gestanden, der in die Kammer geschaut hat, mit dem Riegel in der Hand. Als er mich kommen gehört hat, hat er die Tür geschlossen und ist den Gang runter weggegangen.«
    »In Eile?« fragte Owain scharf. »Verstohlen? Im Dunkeln hat er ja gut unerkannt weglaufen können.«
    »Nein, mein Lord, so ist es nicht gewesen. Er hat einfach bloß die Tür zugezogen und ist weggegangen. Ich hab mir auch nichts dabei gedacht. Er hat sich auch nicht so benommen, als ob er nicht gesehen werden wollte. Er hat mir im Gehen noch gute Nacht gewünscht. Als ob er sich darum gekümmert hätte, einen Gast sicher ins Bett zu bringen – vielleicht jemand, der nicht mehr ganz sicher auf den Beinen war oder der die Richtung nicht genau gewußt hat.«
    »Du hast ihm auch geantwortet?«
    »Sicher, mein Lord.«
    »Dann sag mir jetzt seinen Namen«, sagte Owain, »denn ich glaube, du hast ihn schon gut genug gekannt, um ihn mit seinem Namen anzureden.«
    »Das habe ich getan, mein Lord. Mittlerweile hat ihn hier auf der Burg Aber jedermann kennen und schätzen gelernt, obwohl er als Fremder hergekommen ist, als ihn der Prinz Hywel aus

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