Die Schwarze Keltin
Deheubarth mitgebracht hat. Es ist Cuhelyn gewesen.«
Die Männer um die Tafel zogen scharf die Luft ein. Jeder drehte den Kopf und alle sahen auf Cuhelyn, der so ruhig dasaß, als mache es ihm nichts aus, sich plötzlich und ausdrücklich im Mittelpunkt der gespannten Aufmerksamkeit zu finden. Er zog die dichten, schwarzen Augenbrauen hoch, leicht verblüfft, sogar etwas belustigt.
»Das stimmt«, sagte er bloß. »Das hätte ich dir selbst sagen können, aber soviel ich gewußt habe oder doch jetzt weiß, können andere nach mir bei Bledri gewesen sein. Einer ist es bestimmt gewesen, nämlich der letzte, der ihn noch lebendig gesehen hat. Aber ich bin das nicht gewesen.«
»Du hast uns davon aber von dir aus kein Wort gesagt«, wies ihn der Fürst ruhig zurecht. »Warum nicht?«
»Stimmt, das habe ich nicht besonders geschickt gemacht.
Es ist mir ziemlich unangenehm gewesen«, sagte Cuhelyn.
»Einmal habe ich den Mund aufgemacht, um etwas zu sagen, und habe ihn dann wieder zugemacht und nichts gesagt. Die einfache Wahrheit ist, daß ich schon an den Tod dieses Mannes gedacht hatte, auch wenn ich ihn niemals angefaßt habe oder auch nur zu ihm in die Kammer gegangen bin, und als Bruder Cadfael uns dann erzählt hat, daß Bledri tot in seiner Kammer lag, hat mir eine Ahnung von Schuld den Hals zugeschnürt. Aber wenn nicht zufällig dieser Junge vorbeigekommen wäre, ja, dann wäre ich womöglich zu Bledris Mörder geworden. Bin ich aber nicht, Gott sei's gedankt!«
»Wieso bist du zu ihm gegangen, noch dazu um diese Zeit?« fragte Owain, ohne zu zeigen, ob er Cuhelyn glaubte oder nicht.
»Ich bin hingegangen, um ihn zu stellen. Ich habe ihn im Zweikampf töten wollen. Wieso um diese Zeit? Weil ich innerlich stundenlang vor Haß gekocht habe und erst dann an dem Punkt war, wo ich ihn umbringen wollte. Ich wollte außerdem jenseits jeden Zweifels sicherstellen, daß kein anderer in meine Auseinandersetzung mit ihm hineingezogen wird und kein anderer überhaupt auch nur als Mitwisser meiner Tat angeklagt werden kann.« Cuhelyn sprach gleichmäßig, ruhig und beherrscht, doch seine Miene spannte sich so an, daß sich über den Wangenknochen und dem runden, starken Vorsprung seines Kinns deutlich blasse Linien abzeichneten.
Hywel sagte leise, um die Pause zu füllen und erträglicher zu machen: »Ein Einarmiger gegen einen erfahrenen Krieger mit zwei Armen?«
Cuhelyn sah gleichgültig herunter auf den Silberreif, mit dem das Leinen befestigt war, das den Stumpf seines linken Arms bedeckte. »Ein Arm oder zwei Arme, es wäre aufs gleiche herausgekommen. Doch als ich die Tür geöffnet habe, lag er da und schlief fest. Ich habe seine Atemzüge gehört, lang und ruhig. Kann es recht sein, einen Mann aus dem Schlaf zu reißen und ihn zum Duell auf Tod und Leben zu fordern?
Während ich so an der Tür gestanden habe, ist Meurig hier vorbeigekommen. Ich habe die Tür wieder zugezogen und bin fortgegangen und habe Bledri schlafen lassen. Mein Vorhaben habe ich damit nicht aufgegeben«, sagte er und hob stolz den Kopf. »Wenn er am nächsten Morgen noch am Leben gewesen wäre, mein Lord, dann hätte ich ihm seine todeswürdige Beleidigung öffentlich vorgeworfen und ihn herausgefordert, um sein Leben zu kämpfen. Wenn du es mir gestattet hättest, hätte ich ihn getötet.«
Owain sah ihn fest und unablässig an, wohl um den Mann zu begreifen, der diese verbitterte Rede gehalten und ihr so leidenschaftliche Kraft verliehen hatte. Mit unerschütterlicher Ruhe sagte er: »Soweit ich weiß, hat mir dieser Mann kein schweres Leid zugefügt.«
»Dir nicht, mein Lord, abgesehen von seinem Hochmut. Aber mir hat er das Schlimmste angetan, das ein Mann einem anderen antun kann. Er ist einer von den acht gewesen, die uns damals überfallen und den Fürsten an meiner Seite umgebracht haben. Als Anarawd ermordet und diese Hand hier abgeschlagen wurde, ist Bledri ap Rhys schwerbewaffnet dabeigewesen. Bis er in den Saal des Bischofs gekommen ist, habe ich seinen Namen nicht gewußt. Sein Gesicht aber hatte ich niemals vergessen. Das hätte ich auch nie gekonnt, bevor er mir nicht für Anarawd mit seinem Blut bezahlt hätte. Doch das hat für mich nun schon ein anderer getan. Und ich bin Bledri los.«
»Sag mir noch einmal«, forderte Owain, als Cuhelyn seine Erklärung beendet hatte, »daß du den Mann lebend zurückgelassen hast und an seinem Tod keine Schuld trägst.«
»So habe ich ihn zurückgelassen. Ich habe ihn nie
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