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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Gedächtnis verließ. Der Bischof nickte sofort und hatte verstanden und fragte ganz praktisch: »Hat die Dame über diese Bedrohung aus Dublin Bescheid gewußt?«
    »Nein«, sagte Mark, »der Bote aus Carnarvon ist erst später eingetroffen. Sie kann nichts davon erfahren haben.«
    »Und sie steckt irgendwo zwischen hier und Aber und ist ganz allein? Ich wünschte, ich hätte mehr Männer, um sie nach ihr auszuschicken«, sagte Meurig und runzelte die Stirn, »doch wir haben bereits alle kampffähigen Männer nach Carnarvon geschickt, die wir entbehren können, um dort den Fürsten zu verstärken. Die wir noch übrig haben, werden wir hier brauchen.«
    »Wir wissen nicht«, sagte Cadfael, »in welche Richtung sie geritten ist. Sie kann gut und gerne hinter uns im Osten sein, nach allem, was wir wissen, und bereits in Sicherheit. Doch wenn wir auch nicht mehr tun können, so können Bruder Mark und ich doch auf dem Rückweg getrennt reiten und überall nach ihr fragen.«
    »Falls sie inzwischen von der drohenden Gefahr gehört hat«, fügte Mark eilfertig hinzu, »und sich klugerweise nach einer sicheren Zuflucht um schaut, gibt es denn in dieser Gegend irgendwelche Häuser für fromme Frauen, wo sie Zuflucht finden könnte?«
    Auch das übersetzte Cadfael, obwohl er darauf selbst eine allgemeine Antwort hätte geben können, ohne den Bischof zu behelligen. In Wales hatte die Kirche nie Nonnenklöster eingerichtet, so wie auch das Zusammenleben frommer Ordensbrüder hier nie dem klösterlichen Muster Englands entsprochen hatte. Wer hier ein echtes Nonnenkloster suchte, das mit richtiger Autorität und nach einer anerkannten Regel geführt wurde, würde in Wales stets nur ein kleines Bethaus aus Holz und Lehm finden, in der abgelegensten und einsamsten Wildnis. Darin lebte für gewöhnlich eine einzelne, schlichte heilige Frau, eine Heilige nach dem Dispens alter Ordnung, ohne Heiligsprechung oder sonst ein Dazutun des Papstes, die für ihre Ernährung ein wenig Gemüse und Kräuter anbaute und Beeren und wildes Obst sammelte und sich mit den kleineren Tieren des Waldes in liebevoller Weise angefreundet hatte. Wenn auf sie Jagd gemacht wurde, liefen die Tierchen zu ihr, um sich unter ihren weiten Röcken zu verbergen, und weder Jäger noch Hornstoß konnten die Hunde dazu treiben, der Frau zuzusetzen oder ihren kleinen Schützlingen Leid zuzufügen. Obwohl Cadfael nachdachte und zugeben mußte, daß die Dänen aus Dublin vor so ungewohnten Beweisen von Heiligkeit nicht den gebotenen Respekt zeigen mochten.
    Der Bischof schüttelte den Kopf. »Unsere heiligen Frauen versammeln sich nicht in Gemeinschaften wie eurer, sondern errichten ihre Behausungen allein in der Einöde. Solche Einsiedlerinnen würden sich nicht in der Nähe einer Stadt niederlassen. Eher schon weiter entfernt, um sich in die Berge zurückziehen zu können. Wir kennen eine, die ihre Einsiedelei nahe an der Küste hat, ein paar Meilen westlich von hier, nahe dem engsten Stück der Meerenge von Menai. Sobald wir von der Bedrohung durch die Seeräuber gehört hatten, habe ich nach ihr schicken lassen, um sie zu warnen und sie hierher in Sicherheit zu bringen. Sie ist auch vernünftig genug gewesen, zu kommen und sich deswegen nicht zu beklagen. Gott ist die erste und beste Verteidigung für einsame Frauen, aber ich sehe keine Tugend darin, ihm alles zu überlassen. Ich will in meinem Bistum keine Märtyrer, und Heiligkeit ist dabei nur ein geringer Schutz.«
    »Dann steht ihre Zelle ja leer«, sagte Mark und seufzte.
    »Doch wenn das Mädchen so weit geritten sein sollte und in ihrer Not vergeblich nach einem Freund gesucht hat, wohin mag sie sich als nächstes wenden?«
    »Bestimmt landeinwärts, in den Schutz des Waldlands. Ich kenne an der Küste keinen Ort, der hinreichend Schutz bietet, aber falls die Wikinger einmal gelandet sind, werden sie sich auch nicht zu weit von ihren Schiffen entfernen. In Arfon wird eine junge Frau in jedem Haus Zuflucht finden. Obwohl sich die Leute, die der Küste am nächsten wohnen und selbst am meisten in Gefahr sind«, fügte er knapp hinzu, »wohl in die Hügel zurückgezogen haben dürften. Dein Kamerad hier weiß, wie leicht wir uns im Notfall in Luft auflösen können.«
    »Ich bezweifle, daß sie sich sehr weit von uns entfernt hat«, sagte Cadfael und bedachte die Möglichkeiten. »Nach allem, was wir wissen, kann sie eigene Pläne haben und sich sehr gut überlegt haben, zu wem sie flieht. Zumindest können

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