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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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aufgenommen hat.«
    »Das habe ich nicht gemeint«, sagte Mark. »Hat er es selbst bereits gewußt? Bevor überhaupt eine andere Seele davon gewußt hat?« Als Cadfael nichts sagte, setzte er zögernd nach:
    »Hast du das noch nicht in Betracht gezogen?«
    »Der Gedanke ist mir schon gekommen«, gab Cadfael zu.
    »Meinst du, er ist fähig, jemand umzubringen?«
    »Nicht kaltblütig, nicht hinterrücks. Aber so heißblütig, wie er ist, gerät sein Blut allzu schnell in Wallung. Manche Menschen werden ihren Ärger los, indem sie rot anlaufen und schreien.
    Nicht er! Er behält ihn für sich, und in ihm kocht es.
    Wahrscheinlich zieht er es vor zu handeln, statt großen Lärm zu machen. Ja, ich halte ihn für fähig, jemand umzubringen. Und wenn er Bledri ap Rhys gestellt hat, wäre Bledri ihm nur geringschätzig und aufreizend gegenübergetreten. Das hätte schon gereicht, um es gewalttätig ausgehen zu lassen.«
    »Wenn es so gewesen wäre, hätte er dann gleich danach ins Bett gehen können, in Morgants Nähe, die für ihn so eine Anspannung bedeutet, und bei allem noch die Fassung bewahren können? Sogar schlafen?«
    »Wer sagt denn, daß er geschlafen hat? Er hat sich nur still und ruhig verhalten müssen. Kanonikus Morgant hat ja keinen Grund gehabt, wachsam zu bleiben.«
    »Ich frage dich mal etwas anderes«, sagte Cadfael. »Würde Cuhelyn lügen? Er hat sich seines Vorhabens nicht geschämt.
    Warum sollte er also deswegen lügen, nachdem die Sache einmal ans Licht gekommen ist?«
    »Der Fürst glaubt ihm«, sagte Mark und zog nachdenklich die Stirn in Falten.
    »Und du?«
    »Jeder Mensch kann lügen, sogar ohne schwerwiegenden Grund. Sogar Cuhelyn. Doch glaube ich nicht, daß er Owain anlügen würde. Oder Hywel. Er hat Owain die Treue geschworen, und das so ausschließlich wie zuvor Anarawd.
    Aber es gibt noch eine Frage, die wir uns in bezug auf Cuhelyn stellen müssen. Nein, es gibt zwei. Hat er jemand davon berichtet, was er über Bledri ap Rhys wußte? Und falls er Hywel nicht anlügen würde, der ihm damals zu Hilfe gekommen ist und ihm einen ehrenwerten Dienst am Hof verschafft hat, würde er für ihn lügen? Wenn er überhaupt irgend jemand erzählt hätte, daß er in Bledri einen der Mörder seines Herrn erkannt hat, dann Hywel. Der wiederum keinen Grund gehabt hat, die Männer, die diesen Anschlag verübt haben, mehr zu lieben als Cuhelyn selbst.«
    »Genauso wenig wie jeder andere Mann, der mit Hywel gegangen ist, um Cadwaladr aus Ceredigion zu vertreiben«, stimmte Cadfael resigniert zu, »oder sonst jemand, der gehört hatte, wie drohend und trotzig Bledri an dem Abend im Saal vor Owain für Cadwaladr eingetreten war. Ohne Zweifel ist hier ein Mann umgekommen, der zu Lebzeiten verhaßt gewesen ist und der keine Rücksicht darauf genommen hat, ob er sich noch verhaßter machte oder nicht. Ist es denn ein Wunder, daß er, bei so vielen Menschen innerhalb der Burg, für die schon seine Anwesenheit eine Herausforderung bedeutet hat, ein schnelles Ende gefunden hat? Doch der Fürst wird die Sache nicht auf sich beruhen lassen.«
    »Und wir können nichts tun«, sagte Mark und seufzte.
    »Wir können nicht einmal nach dem Mädchen suchen, bevor ich nicht meinen Auftrag erledigt habe.«
    »Fragen können wir«, sagte Cadfael.
    Und Fragen stellten sie allerdings, in jedem Weiler und bei jeder Behausung, ob auf dieser Straße nicht eine junge Frau vorbeigeritten sei, ein Waliser Mädchen mit langem schwarzen Haar auf einem jungen Pferd, einem ganz dunkelbraunen, mißfarbenen Tier? Ein Pferd aus fürstlichem Stall würde nicht unbemerkt bleiben, besonders mit einem einsamen Mädchen im Sattel. Doch der Tag schritt voran, und sanfte Bewölkung zeigte sich am Himmel und löste sich wieder auf, und um die Mitte des Nachmittags ritten sie in Bangor ein; doch niemand konnte ihnen ein Wort über Heledd sagen.
    Bischof Meurig von Bangor empfing sie, sobald sie sich durch die Straßen der Stadt den Weg zu seinem Dombezirk gebahnt und sich selbst bei seinem Archidiakon gemeldet hatten. Es schien, als würde hier alles kurz und knapp erledigt, mit wenig Rücksicht auf die geplante und öffentliche Feier, die Bischof Gilbert vorgezogen hätte. Denn hier war man den dänischen Seeräubern schon viele Meilen näher, und für den Fall, daß sie bis hierher vordringen sollten, war es sehr vernünftig, Schutzmaßnahmen zu ergreifen, um möglichst mit ihnen fertig zu werden. Obendrein war Meurig als geborener Waliser hier

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