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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Carnarvon nach dem Mädchen erkundigen. Ich denke, Diakon Mark und Bruder Cadfael werden auf ihrem Ritt nach Bangor das gleiche tun. Gemeinsam dürften wir so das Land im Westen abgedeckt haben. Ihr solltet in der Gegend um Aber und falls nötig auch im Osten und Süden herumfragen und suchen. Ich komme sobald wie möglich zurück, um mit Euch nach ihr zu suchen.«
    Owain war nur soweit gekommen, ohne unterbrochen zu werden, weil Kanonikus Meirion schon beim ersten Wort verstummt war und ihn nur verblüfft, mit aufgerissenen Augen und offenem Mund, angestarrt hatte und dabei so blaß geworden war, daß sich in seinem angespannten Gesicht die Wangenknochen scharf und weiß unter der Haut abzeichneten.
    Maßlose Verwirrung hatte ihm den Atem verschlagen.
    »Meine Tochter!« wiederholte er schließlich langsam und formte die Worte fast lautlos. Und dann sagte er so heiser, daß es wie ein Pfeifen klang: »Fort? Meine Tochter allein unterwegs und diese Seeräuber unterwegs an Land?«
    Wenn Heledd jetzt hier wäre, dachte Bruder Cadfael bei sich, würde sie endlich hören können, daß sich ihr Vater stets wirklich um sie sorgte. Seine ersten aufgeregten Worte hatten ihrer Sicherheit gegolten. Plötzlich schien er sein eigenes Fortkommen vergessen zu haben. Wenn auch nur für einen Augenblick!
    »Die Wikinger sind noch auf der anderen Seite von Wales«, sagte Owain entschlossen, »und ich werde dafür sorgen, daß sie nicht näherkommen. Wenn Heledd den Boten gehört hat, wird sie sich hüten, ihnen in die Arme zu reiten. Ihr habt das Mädchen nicht zur Närrin erzogen.«
    »Aber sie ist eigensinnig!« klagte Meirion, dessen Stimme sich erholt hatte und nun laut und besorgt klang. »Wer weiß, auf welches Wagnis sie sich noch einlassen mag? Wenn sie jetzt vor mir geflohen ist, wird sie sich auch vor mir verstecken.
    Ich weiß nicht, was in sie gefahren sein könnte. Ich habe das nicht vorhergesehen.«
    »Ich sage es noch einmal«, sagte Owain fest, »verfügt über meine Garnison, meine Ställe, meine Männer, wie Ihr wollt, und laßt überall nach ihr fragen, denn sie kann bestimmt nicht sehr weit sein. Was die Straßen nach Westen angeht, werden wir unterwegs nach ihr schauen. Aber wir müssen fort. Ihr wißt selbst, wie sehr die Zeit drängt.«
    Meirion machte einen Schritt zurück. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und zuckte mit den breiten Schultern.
    »Geht mit Gott, mein Lord, etwas anderes könnt Ihr nicht tun.
    Das Leben meines Mädchens ist nur eines, und von Euch hängen viele ab. Sie soll meine Sorge sein. Ich fürchte, in der letzten Zeit habe ich mich um sie nicht so gut gekümmert wie um mich selbst, sonst hätte sie mich nie auf diese Weise verlassen.«
    Und er drehte sich mit einer hastigen Ehrbezeugung um und ging in Richtung auf den Saal davon. Cadfael konnte noch sehen, wie Meirion sich entschlossen seine Stiefel anzog, zum Stall marschierte, um sein Pferd zu satteln und fortzureiten und jeden außerhalb der Burgmauern und im Dorf nach seiner schwarzhaarigen Tochter zu befragen, die er nun so begierig war wiederzubekommen, nachdem er zuvor soviel Aufwand getrieben hatte, sie soweit wie möglich aus ihrer Heimat fortzubringen. Ihm folgte, immer noch still, steinern, ausdruckslos und möglicherweise voll Mißbilligung, Kanonikus Morgant, der schwarze Engel und Aufpasser.
    Sie waren schon über eine Meile die Küste entlang nach Bangor geritten, bevor Bruder Mark sein tiefes und nachdenkliches Schweigen brach. Nachdem sie Aber verlassen hatten, waren der Fürst und seine Krieger nach Südwesten geschwenkt, um möglichst geradlinig auf Carnarvon zu marschieren, während Cadfael und Mark in Küstennähe blieben.
    »Hat er gewußt«, wunderte sich Mark mit einem Mal laut, »daß der Mann tot ist?«
    »Wer? Meirion? Wer kann das sagen? Er ist bei uns gewesen, als der Pferdeknecht die Nachricht brachte, daß ein Pferd fehlte und man Bledri für den hielt, der das Pferd genommen hat, um damit zu seinem Herrn zu reiten. Soviel hat Meirion auch gewußt. Er ist nicht bei uns gewesen, als wir den Mann gesucht und ihn tot aufgefunden haben, und am Rat des Fürsten hat er auch nicht teilgenommen. Wenn die beiden Kanoniker ruhig in ihren Betten gelegen haben, können sie die Nachricht nicht vor heute morgen gehört haben. Spielt das eine Rolle? Tot oder geflohen, jedenfalls ist der Mann Meirion nicht mehr im Weg, und Morgant braucht sich nicht mehr seinetwegen zu empören. Kein Wunder, daß er es so ruhig

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