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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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sondern weil sie stumm vor Überraschung darüber war, daß sie dafür nicht bestraft wurde.
    »Saeson?« fragte der Riese und sah Cadfael neugierig an.
    Saeson, wörtlich »Sachse«, war das keltische Wort für einen Engländer. Der Wikinger wußte bereits gut genug, daß Heledd Waliserin war, sie hatte ihn in ihrer keltischen Sprache beschimpft, bis ihr die Luft ausging.
    »Waliser!« sagte Cadfael. »Wie die Dame. Sie ist die Tochter eines der Stiftsherren zu Sankt Asaph und steht unter dem Schutz von Owain Gwynedd.«
    »Der hält sich Wildkatzen?« sagte der junge Mann, lachte wieder und stellte sie mit leichtem Schwung auf die Füße, hielt sie dabei jedoch mit seiner großen Faust am Gürtel ihres Kleids fest und zog ihn zusammen, um ihr weniger Spielraum zu geben. »Und die hier will er wiederhaben, ohne daß ihr ein Haar gekrümmt worden ist? Diese Dame ist doc h ganz offensichtlich ausgerissen. Was tut sie denn sonst hier mit einem Benediktinermönch als ihrem einzigen Leibwächter?« Er sprach ein Kauderwelsch aus Irisch, Dänisch und Walisisch, mit dem er sehr gut in der Lage war, sich hier in der Gegend verständlich zu machen.
    Jahrhundertelang liefen die Verbindungen bereits hin und her zwischen Dublin und Wales. Sie waren längst nicht immer von Überfällen und Plünderungen beherrscht gewesen. Beide Seiten hatten auch ehrbaren Handel untereinander getrieben.
    Zwischen den kleinen Königreichen waren auch recht viele Ehen geschlossen worden. Dieser junge Mann mochte gut und gern auch ein wenig normannisches Französisch beherrschen.
    Sogar Latein, denn es war gut möglich, daß er Schulunterricht bei irischen Mönchen gehabt hatte. Ganz offensichtlich war er ein junger Mann von Bedeutung. Glücklicherweise hatte er auch eine sehr offene und fröhliche Art. Er zeigte wenig Neigung, aufs Spiel zu setzen, was sich noch als wertvoller Schatz herausstellen mochte. »Bringt den Mönch her«, sagte der junge Bursche und wurde im Handumdrehen wieder sachlich, »und haltet ihn fest. Owain hat Achtung vor dem schwarzen Habit, auch wenn ihm die keltische Ordensregel mehr liegt. Wenn es ans Verhandeln geht, bringt Heiligkeit einen guten Preis. Ich kümmere mich um das Mädchen.«
    Mit einem Satz taten sie, was ihr gutgelaunter Anführer sagte. Alle waren mit ihrem Beutezug hochzufrieden. Als sie mit ihren Gefangenen auf den Reitweg hinauskamen, die beiden Pferde seitwärts mitgeführt, war gleich ersichtlich, warum sie in gehobener Stimmung waren. Dort warteten vier weitere Dänen auf sie. Alle waren sie zu Fuß und trugen schwer an zwei langen Stangen, an denen sie geschlachtetes Vieh und pralle Säcke festgezurrt hatten, Beute, die sie in den Tälern, auf Viehweiden und sogar im Wald selbst gemacht hatten, denn es war auch Wild darunter. Ein fünfter Mann hatte sich ein Joch aus Holz für die Schultern gebastelt, um zwei Weinschläuche zu balancieren. Das mußte eine von mindestens zwei Gruppen sein, die an Land gegangen waren, überlegte Cadfael, denn an dem Wikingerschiff waren entlang der Seite zwölf Ruderlöcher zu sehen gewesen, so daß mindestens vierundzwanzig Ruderer zu der Mannschaft gehören mußten. Er konnte nur raten, wie viele Wikinger insgesamt zu dem Boot gehörten, aber mindestens für einen Tag würde es ihnen an nichts fehlen.
    Als er der Richtung folgte, in die er gestoßen wurde, dann nicht allein aus der vernünftigen Einsicht heraus, daß er kein Gegner für einen, geschweige denn beide der bärenstarken Krieger war, die ihn festhielten, sondern weil er, wenn er sich auch vielleicht hätte davonmachen können, Heledd nicht hätte mitnehmen können. Wo immer sie als nützliche Geiseln jetzt hingebracht wurden, mochte er immer noch in der Lage sein, ihr etwas Schutz und Gefährtenschaft zu bieten. Er befürchtete nicht länger, daß ihr ein großes Leid angetan werden sollte. Als er darauf hingewiesen hatte, wie wertvoll sie war, hatte er lediglich etwas bestätigt, das die Wikinger bereits wußten. Und hier ging es ja nicht um Krieg, es war nur ein Piratenstück, um den höchsten Gewinn für den geringstmöglichen Einsatz zu erzielen.
    Die Wikinger luden die Beute, die sie angehäuft hatten, etwas um, so daß auch Heledds lahmendes Pferd einen Teil zu tragen bekam. Sie waren dabei bemerkenswert schnell und sauber in ihren Bewegungen, achteten auf eine gleichmäßige Verteilung des Gewichts auf dem Pferderücken und darauf, das wertvolle Tier nicht zu überladen. Untereinander fielen sie

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