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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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den Zweigen der Bäume, die schon fast das volle Laub des Sommers trugen, kurz zu sehen bekam. Er sah einen hünenhaften jungen Mann vorübereilen, mit Haaren, die hell wie Weizen leuchteten, der dabei hochgewachsen war wie eine dreijährige Kiefer, nach ihm ein Packpferd, das an der Leine geführt wurde, und zwei Männer, die auf den Schultern eine lange Stange trugen, an der festgezurrt geschlachtetes Vieh im Rhythmus ihrer Schritte pendelte. Dann sah Mark unverkennbar Heledd, umklammert von einem Jungen, mit dem zusammen sie als Paar mannshoch über dem Boden ritt, was sich nur durch den Rhythmus erschließen ließ, denn die undurchdringlichen Zweige verdeckten das Tier ganz. Dahinter trottete ein Mann, von dem nichts als ein rotbrauner, graugesprenkelter Haarschopf zu erkennen war, freilich mit einer Tonsur. Ein sehr kleiner Hinweis auf den Mann, der sie trug, aber alles, was Mark wissen mußte, um Bruder Cadfael auszumachen.
    Er hatte sie gefunden, aber diese ganz und gar unwillkommenen Fremden hatten beide eher aufgespürt als er, bevor sie sich noch eine sichere Zuflucht hatten suchen können. Es gab nichts, das Mark tun konnte, außer ihnen zu folgen, zumindest weit genug, um zu sehen, wo sie hingebracht und wie sie behandelt wurden. Dann würde er sich darum kümmern müssen, die Menschen zu benachrichtigen, denen ihr Verlust etwas bedeutete und die Pläne machen konnten, sie zurückzuholen.
    Er stieg ab und band sein Pferd fest, um sich schnell und leise zwischen den Bäumen bewegen zu können. Die Schreie, die von dem Wikingerschiff herübergellten, ließen ihn allerdings alle Vorsicht vergessen, ins Freie treten und den Abhang hinuntereilen, um einen Fleck zu finden, von dem aus er das Meer und das Schiff sehen konnte, das der Steuermann dicht an das grasbewachsene Ufer brachte, an eine Stelle, von der aus es kinderleicht war, über die niedrige Reling mittschiffs auf die Ruderbänke zu springen. Mark sah zu, wie die wilden blonden Männer an Bord stürmten, das beladene Packpferd mit sich trieben und dann ihre Beute unter dem kurzen Vorderdeck und zwischen den Bänken im Schiffsbauch verstauten. Mit ihnen stieg zwangsweise auch Cadfael ein, und doch kam Mark es so vor, als ob er das recht unbeschwert täte. Das war wohl kaum zu vermeiden, doch ein anderer Mann hätte sich dabei eine Idee weniger geschickt und elegant verhalten.
    Der Junge auf dem Pferd hatte Heledd fest im Griff behalten, bis der flachshaarige Hüne festgestellt hatte, daß alle seine Männer an Bord waren. Dann hob er sie vom Pferd, so leicht, als wäre sie ein Kind, und sprang mit ihr über die Reling zwischen die Ruderbänke, wo er sie wieder auf die Füße stellte.
    Jetzt richtete er sich auf, langte nach dem Zügel von Cadfaels Pferd und lockte das Tier mit leisen Worten an Bord, die merkwürdig zu Mark herüber klangen. Der Junge folgte, und sofort stieß der Steuermann das Boot kräftig vom Ufer ab, die Männer, die eben noch eifrig ihre Beute verstaut hatten, setzten sich in einer eingeübten Reihenfolge an die Ruder, und das kleine, schmale Drachenboot glitt aufs Meer hinaus. Bevor Mark noch einen klaren Gedanken fassen konnte, schoß das Schiff förmlich nach Südwesten davon, um wie eine Seeschlange in Richtung auf Carnarvon und Abermenai zu gleiten, wo jetzt zweifellos die übrigen Schiffe der Wikinger im Hafen oder vor den Dünen in der Meerenge vor Anker lagen. Es war nicht einmal nötig gewesen, das Schiff zu wenden, denn Bug und Heck waren gleichartig gestaltet. Das Boot war schnell genug, um aus jeder schwierigen Lage fliehen zu können; selbst wenn es vor der Stadt gesichtet worden wäre, hätte Owain doch kein Schiff gehabt, das schnell genug gewesen wäre, um das Dänenboot einzuholen. Die Geschwindigkeit, mit der es sich lautlos entfernte und zu einem kleinen, dunklen Fleck auf dem Wasser wurde, ließ Mark erstaunt und atemlos zurück. Er wendete sich ab, um zu seinem angeleinten Pferd zurückzugehen, und machte sich eilig und entschlossen wieder auf den Weg nach Westen, nach Carnarvon.
    An Bord wurde er in den schmalen Spalt zwischen zwei Ruderbänke gestoßen und dort sich selbst überlassen. Cadfael lehnte sich einen Augenblick gegen die Planken des eng zulaufenden Hecks und dachte über die Lage nach, in der sie jetzt waren. Zwischen den Gefangenen und ihren Bewachern hatte sich bereits ein erträgliches Verhältnis eingespielt, ohne daß es sie viel Zeit oder Nerven gekostet hätte. Widerstand war nicht machbar.

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