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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Cadfael deutlich.
    Die Stille schien noch stärker zu werden.
    »Heledd? Ich bin hier, Bruder Cadfael. Ihr könnt beruhigt sein. Hier gibt es keine Dänen aus Dublin. Kommt heraus und zeigt Euch.«
    Und da kam wirklich Heledd aus dem Gebüsch und ihm entgegen, wobei sie im Augenblick wohl ganz vergessen hatte, daß sie noch einen gezückten Dolch in der Hand hielt. An ihrem zerknitterten Kleid hafteten noch Blätter und kleine Zweige von dem Gebüsch, auf einer Wange hatte sie einen grünen Fleck, wo sie auf Moos und Gras gelegen hatte, und die Mähne ihres Haars, das hier im Schatten tiefschwarz wie eine mitternächtliche Wolke erschien, hing ihr lose um die Schultern.
    Doch ihre Miene, eben wohl noch kampfbereit, wirkte jetzt klar, beherrscht und erleichtert, und ihre Augen sahen in der Dunkelheit des Waldes schwarzviolett und sehr groß aus.
    Cadfael hörte, wie sich hinter ihr zwischen den Bäumen ihr Pferd bewegte und mit den Hufen stampfte. Hier, in dieser ungewohnten Einsamkeit, war das Tier angespannt.
    »Ihr seid es wirklich«, sagte sie und ließ die Hand, die das Messer hielt, mit einem tiefen Seufzer sinken. »Wie habt Ihr mich gefunden? Und wo ist Diakon Mark? Ich habe gedacht, Ihr seid schon längst auf dem Rückweg.«
    »Wären wir auch«, stimmte Cadfael ihr zu, der sehr erleichtert war, sie in so guter Verfassung vorzufinden, »wenn Ihr Euch nicht mitten in der Nacht davongemacht hättet. Mark ist eine Meile oder mehr von hier auf dem Weg nach Carnarvon und sucht dort nach Euch. Wir haben uns an der Weggabelung getrennt. Wir haben raten müssen, welchen Weg Ihr eingeschlagen habt. Wir sind hergekommen, um in Nonnas Hütte nach Euch zu schauen. Der Priester hat uns gesagt, daß er Euch den Weg dorthin erklärt hat.«
    »Dann habt Ihr auch das Schiff gesehen«, sagte Heledd und zuckte resigniert mit den Schultern über das Unvermeidliche.
    »Eigentlich wollte ich jetzt oben in den Hügeln unter den Hütten der Schäfer nach den Vettern meiner Mutter suchen. Ich hatte zuerst gehofft, sie hier im Unterland noch in ihrem Einzelhof anzutreffen. Aber mein Pferd hat angefangen zu lahmen. Ich habe gedacht, am besten gehe ich in Deckung und lasse das Pferd sich bis zum Abend ausruhen. Jetzt sind wir schon zu zweit«, sagte sie, und im Schatten blitzte ihr gelöstes, vertrauensvolles Lächeln auf. »Und zu dritt, wenn wir Euren kleinen Diakon finden. In welche Richtung sollen wir denn gehen? Wenn Ihr mit mir die Berge überquert, könnt Ihr sicher an den Dee zurückkehren. Ich werde nämlich nicht zu meinem Vater zurückgehen«, warnte sie ihn mit einem eindringlichen Blick ihrer dunklen Augen. »Er ist mich los, wie er es gewollt hat. Ich wünsche ihm nichts Schlechtes, aber ich bin schließlich nicht vor diesen ganzen Männern geflohen, bloß um jetzt umzukehren und entweder an einen Fremden verheiratet zu werden, den ich noch nie gesehen habe, oder in irgendeinem Kloster zu verschmachten. Ihr könnt ihm sagen oder ihm die Nachricht durch einen anderen überbringen lassen, daß ich bei den Verwandten meiner Mutter sicher bin, und er kann zufrieden sein.«
    »Ihr werdet in der ersten sicheren Zuflucht verweilen, die wir finden können«, sagte Cadfael entschlossen, der dabei sogar etwas wie Entrüstung verspürte, die er kaum empfunden hätte, hätte er Heledd verzweifelt und verängstigt vorgefunden.
    »Nachher, nachdem dieser Ärger vorbei ist, mögt Ihr Euer Leben führen und damit tun, was Ihr wollt.« Ihm kam es so vor, schon als er das sagte, daß sie in der Lage sein würde, mit ihrem Leben etwas Besonderes und sogar Bewundernswertes zu tun, und wenn es der Welt zum Trotz sein mußte, würde sie das nicht abhalten. »Kann Euer Pferd laufen?«
    »Ich kann es führen, und wir werden sehen.« Cadfael dachte für einen Augenblick nach. Sie befanden sich hier auf halbem Weg zwischen Bangor und Carnarvon. Doch wenn sie jetzt umkehrten und dann dem kürzeren, mehr westlich gelegenen Weg nach Carnarvon folgten, den Mark ja genommen hatte, würden sie ihn schließlich auch treffen. Ob Mark nun schon bis Carnarvon gekommen war oder kehrtgemacht und sich abends wieder an der Weggabelung als dem vereinbarten Treffpunkt eingefunden hatte, sie würden ihn entlang dieser Route auf jeden Fall wiederfinden. Und in einer Stadt voll von Owains Kriegern würde es keine Gefahr geben. Die Wikinger, die man nur angeheuert hatte, um mit ihrer Anwesenheit zu drohen, würden nicht so verrückt sein, Owains geballte Streitmacht

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