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Die schwarze Schatulle

Die schwarze Schatulle

Titel: Die schwarze Schatulle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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ist.« Sie bückte sich, zog unter ihrem Bett den Trompetenkasten heraus und zeigte mir ihre Trompete, wie schön und glänzend sie aussah. Dann hob sie das Instrument an den Mund. Und dann fing sie an zu spielen, obwohl ihr anzusehen war, wie schwer es ihr fiel mit der gipslosen Hand. Sie blies die Backen auf und schaute mich weiter an.
    Nach kurzer Zeit vergaß ich, dass sie nur aus Gutmütigkeit spielte, damit ich meine Sorgen vergaß, und hörte wirklich zu. Die Klänge waren so schön, dass ich an nichts anderes mehr denken konnte. Ich betrachtete ihren dünnen Hals mit den bläulichen Adern, der ebenfalls anschwoll, ihre Wangen, die wirklich aussahen wie Ballons, und es sah gar nicht lächerlich aus. Es war schön. Als sie aufhörte, sagte ich ihr, wie gut es mir gefallen hatte, das heißt, ich versuchte es zu sagen, und sie antwortete: »Warte mal, bis du meinen Großvater hörst, der spielt wirklich großartig. Er hat früher sehr viel gearbeitet, trotzdem hat er sich immer Zeit für die Trompete genommen. Aber er ist gerade nicht zu Hause, vielleicht ein andermal.«
    »Ja, vielleicht ein andermal«, sagte ich und stand auf, denn ich merkte, dass ich jetzt lieber gehen sollte. Ich spürte es einfach, sie machte keine Andeutung. Und an der Tür sagte sie wie immer: »Mach dir keine Sorgen, Schabi. Du wirst schon sehen, dass morgen alles besser aussieht.«
    Aber am nächsten Tag war alles nur noch schlimmer.
    Benji wartete nicht auf mich, er war auch nicht in seiner Klasse. Und von seinen Mitschülern wusste niemand, was mit ihm los war. Ich musste bis zur großen Pause warten und Limor bitten, dass sie mich mit ihrem Handy telefonieren ließ, denn die Telefonzelle war zu weit weg. Ich rief also bei Benji an, aber niemand antwortete.
    Da fiel mir plötzlich Streichholz Malul ein und dass ich immer noch nicht mit seinem großen Bruder geredet hatte. Also ging ich sofort in seine Klasse, die 8 b, in die auch Nimrod geht. Ich sah ihn schon von der Tür aus, Nimrod, meine ich, aber wie könnte man den auch übersehen? Er trug kurze, khakifarbene Hosen, dazu sein Pfadfinderhemd, und war offenbar damit beschäftigt, Timora Jeschi etwas zu erklären. Timora ist das snobistischste Mädchen unseres Jahrgangs, sie ist immer sehr zurechtgemacht und trägt nabelfreie Shirts. Nimrod redete eifrig auf sie ein, vermutlich wollte er sie von irgendwas überzeugen. Als ich näher kam, hörte ich ihn tatsächlich sagen: »Es ist überhaupt nicht gefährlich. Sag deiner Mutter, es ist nur eine Viertelstunde von Jerusalem entfernt, an der Straße zu den Höhlen. Und der Transport ist organisiert.« Ich verstand, dass er sie zu einem Treffen von frommen und nicht frommen Jugendlichen überreden wollte. Fast hätte ich angefangen zu lachen, als ich mir Timora vorstellte, die sich in ihrem kurzen Minirock und dem nabelfreien Shirt mit Frommen traf, von denen doch jeder weiß, welchen Wert sie auf züchtige Kleidung legen.
    Ich lief schnell zu Ja’ir Malul hinüber, der mit einer ganzen Clique hinten in der Klasse saß. Als ich näher kam, hörte ich, dass sie über den Trainer der Fußballmannschaft »Beitar Jerusalem« diskutierten, ob man ihn auswechseln müsste oder nicht. Malul trug sein Beitar-T-Shirt mit vielen Autogrammen von Spielern. Wegen der Autogramme wäscht er es nicht und trägt es nur an besonderen Tagen. Er schaute mich an, als wollte ich eine Unterschrift von ihm. Ob ich ihn mal draußen allein sprechen könnte, fragte ich. Ich machte ein ernstes Gesicht und an seiner Reaktion merkte ich, dass sein Bruder noch nicht mit ihm gesprochen hatte. Er beeilte sich, denn die Pause dauerte nicht mehr lange. Ich erzählte ihm von seinem Bruder und dem Messer und sprach, wie man mit einem ganz normalen Jungen spricht, der nichts mit kriminellen Sachen zu tun hat. Ja’ir Malul hörte mir ruhig zu, und als ich fertig war, kratzte er sich am Kopf, als würde ihn eine Idee kitzeln. Schließlich senkte er mit einer seltsamen Bewegung die Hand und ich dachte schon, er wolle alles wegwischen, aber dann bekam er einen roten Kopf und fragte: »Ein Messer? Bist du sicher?«
    Ich nickte. »Ja, ein Messer.«
    »Ich mach Kleinholz aus ihm, echt«, sagte Malul. »Da ist er zu weit gegangen, woher hat er das Messer gehabt? Wie hat es ausgesehen?«
    Ich konnte das Messer nicht genau beschreiben, aber ich wusste, dass es ein Klappmesser war.
    »Mit einem roten Griff?«, fragte Malul flüsternd und seine Unterlippe fing an zu zittern. »Ich

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