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Die schwarze Schatulle

Die schwarze Schatulle

Titel: Die schwarze Schatulle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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wäre, wenn wir mal etwas zusammen unternehmen würden. Und ausgerechnet jetzt, wo es so weit war, hatte ich kein Geld. Ich behauptete, ich hätte keinen Hunger.
    »Ich habe wirklich keinen Hunger«, sagte ich. »Ich habe gegessen, bevor ich von zu Hause weg bin.« Ich fing sogar an, alles aufzuzählen, was meine Mutter gekocht hatte, so als hätte ich wirklich davon gegessen.
    Joli wandte den Kopf zur Seite und sagte: »Ich habe genug Geld dabei, beim nächsten Mal kannst du mich ja einladen.«
    Ich wäre am liebsten vor Scham im Erdboden versunken. Sah sie mir wirklich alles an? Oder hörte sie es an meiner Stimme? Dann beschloss ich, sie wirklich beim nächsten Mal einzuladen. Und ich freute mich, dass es ein nächstes Mal geben würde.
    Wir gingen die Straße nach Ein-Kerem hinunter, in Richtung Quelle. Auf halber Strecke war der Kiosk mit einem kleinen Garten. Wir kauften zwei Portionen Fela-fel und eine Dose Cola. Ich konnte den Blick nicht von der Hand des Verkäufers wenden, an der zwei Finger fehlten. Als hätte er sich mal geschnitten und sie wären in den Felafeltopf gefallen. Ich hatte Angst, dass ich wegen dieser blöden Vorstellung keinen Appetit haben würde.
    Wir setzten uns auf die Mauer und aßen, manchmal trank sie einen Schluck Cola, manchmal ich, bis sie aufstand und einen zweiten Strohhalm holte, damit wir gemeinsam trinken konnten. Das war sehr komisch. Ich hielt die Dose und Joli beugte sich zu mir, um zu trinken, und unsere Köpfe waren auf einmal ganz nah zusammen. So nah war sie mir noch nie gewesen. Aber als die Coladose immer leerer wurde, kam sie mir sogar noch näher, ihre Haare berührten mein Gesicht und ich spürte ihren Atem und hörte das Geräusch der Strohhalme in der Dose.
    Es war nach vier, als wir wieder vor Benjis Haus standen. Der Hund bellte, wir klingelten wie vorhin, und wie vorhin machte niemand auf. Joli sah auf ihre Uhr. »Fahr du ruhig nach Hause«, sagte ich. »Ich bleib hier.« Im selben Moment wusste ich, dass das die richtige Entscheidung war. Ich hatte mich zu sehr auf Joli konzentriert und darauf, was ich selbst wollte, statt an Benji zu denken.
    »Warum fährst du nicht mit mir?« Joli kniff die Augen zu, gegen die Sonne, und plötzlich war ihr ganzes Schwarz verschwunden.
    »Ich bleib hier«, sagte ich. »Ich muss. Und außerdem ist es besser.«
    »Warum ist es besser?« Sie hörte sich gekränkt an.
    Ich dachte nach, denn ich wollte ihr richtig antworten, ohne sie zu kränken, aber auch ohne zu sagen, wie wichtig es mir war, mit ihr zusammen zu sein. Kompliziert, nicht wahr? Am Schluss sagte ich nur: »Erstens wird Benji nicht mit mir reden, wenn du dabei bist.«
    »Und zweitens?«
    »Zweitens musst du um fünf zu Hause sein, ich kann so lange wegbleiben, wie ich will.« Das war nicht ganz die Wahrheit, ich wusste genau, dass meine Mutter wütend würde, sogar wenn ich sagte, das Training hätte länger gedauert.
    »Gut, wenn du willst, dass ich nach Hause fahre, dann tue ich es.« Sie schaute mich nicht an. »Und wenn du nicht mit mir zurückfahren willst, dann bleib von mir aus hier.« Ihre Stimme zitterte.
    Ich erschrak, weil sie offenbar beleidigt war, aber ein bisschen freute ich mich auch. Ja, denn es bedeutete, dass es ihr angenehm war mit mir. Auch ohne die Sache mit Benji.
    Ich brachte sie zur Bushaltestelle und den ganzen Weg hinunter sagte sie nichts, kein einziges Wort. Ich fühlte, dass ich ihr das Wichtigste erklären musste. »Wir hatten Spaß zusammen, stimmt’s«, fragte ich.
    »Stimmt.« Auf einmal hatte sie die Stimme eines kleinen Mädchens, ganz anders als sonst.
    »Und es stimmt auch, dass wir hergekommen sind, um Benji zu finden?«
    »Ja, stimmt.«
    »Eben. Das ist nicht ganz in Ordnung, weil es nichts mit Spaß zu tun hat.« Schon beim Sprechen merkte ich, dass sie das nicht verstehen würde, so klug sie auch ist. Gleich würde sie fragen, was das denn damit zu tun hätte.
    »Was hat das denn damit zu tun«, fragte sie. Wieder zitterte ihre Stimme.
    Da mussten wir aber schon rennen, weil wir den Bus kommen hörten. Er bog um die Kurve und fuhr auf den Hang zu. Atemlos kamen wir an der Haltestelle an, genau in dem Moment, als der Fahrer die Tür aufmachte. Joli stieg ein. Bevor die Tür zuging, rief sie mir noch zu: »Das hat gar nichts miteinander zu tun!«
    Plötzlich wurde mir klar, dass ich ihr diese Sache nicht erklären konnte, ich hatte nicht genug Wörter dafür. Ich konnte einfach nicht mit Joli herumlaufen, Blumen pflücken,

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