Die Schwarze Schwesternschaft
Magda an der Akademie des Nachrichtendienstes auf Alpha von Vanessas Chefin Cholayna Ares ausgebildet worden, die damals die Akademie leitete und erst später nach Darkover versetzt wurde. Eine Zeit lang war Magda mit dem gegenwärtigen terranischen Legaten Peter Haldane verheiratet gewesen. Als erste Frau hatte sie nachrichtendienstliche Feldarbeit auf Darkover geleistet, und bis heute hatte es auf diesem Gebiet nur sehr wenige Frauen gegeben. Ebenfalls als Erste hatte sie die Gilde der Entsagenden infiltriert, und es war ihr sogar gelungen, den Eid abzulegen. Wunderlicherweise hatte sie darauf bestanden, ihn zu halten, hatte sogar das volle Hausjahr im Gildenhaus abgeleistet, was vor der Gründung der Brücken-Gesellschaft ohne Erleichterungen auch von Terranerinnen verlangt wurde. Vor ein paar Jahren hatte Magda das Gildenhaus verlassen und widmete sich nun einer geheimnisvollen Tätigkeit auf Armida. All das wusste Vanessa von der Legende. Aber sie hatte die wirkliche Frau erst vor ein paar Tagen kennen gelernt und sich noch nicht an sie gewöhnt. Irgendwie hatte sie sich Magda als überlebensgroß vorgestellt.
Im Gildenhaus verlangte die Höflichkeit, dass sie nur Lornes darkovanischen Namen benutzte.
»Margali n’ha Ysabet? Darf ich dich eine Minute sprechen?«
»Vanessa? Wie schön, dich zu sehen.« Magda Lorne (Margali) wirkte hoch gewachsen, obwohl sie von nicht viel mehr als durchschnittlicher Größe war. Sie war Mitte Dreißig. Schweres dunkles Haar, nach Art der Entsagenden kurz geschnitten, beschattete ihre Stirn. Sie hatte tief liegende, lebhafte graue Augen, die Vanessa neugierig betrachteten. »Hier, halte mal, ja?« Sie schob Vanessa ein paar Melonen zu, schnüffelte und verzog das Gesicht. »Riecht wie Kaldaunen. Du kannst meinen Anteil haben. Wie habe ich das Zeug in meinen ersten Monaten hier gehasst! Aber vielleicht schmeckt es dir, manche Leute mögen es. Und wenn nicht, dann ist reichlich Brot und Käse da, und zum Nachtisch gibt es Melonen. Camilla, gib ihr ein paar von deinen, wenn du sie hier im Flur fallen lässt, können wir ihnen im ganzen Haus nachjagen - und platzt dabei eine auf, ist eine schöne Schweinerei wegzuputzen! Und mir persönlich ist diese Woche gar nicht nach Fußbodenschrubben zu Mute!«
Camilla, die größer als Magda war, belud Vanessas Arme zusätzlich mit einigen ihrer Melonen. In ihren süßlichen Duft mischte sich der erdige Geruch des Gewächshauses. Vanessa ärgerte sich, dass sie ihre Botschaft nicht ausrichten konnte. Camilla sah, dass sie die Stirn runzelte.
»Was tust du hier, Vanessa? Wenn heute der Abend der Brücken-Gesellschaft ist, habe ich es vergessen.«
Gereizt dachte Vanessa, dass sie laut fluchen werde, wenn noch eine einzige Person das zu ihr sagte. »Nein - aber ich habe eine Botschaft für dich, Margali, von Cholayna n’ha Chandria.« Vanessa benutzte den Gildenhaus-Namen. Magda schüttelte verwirrt den Kopf.
»Zum Kuckuck mit der Frau, was kann sie von mir wollen? Ich habe erst vor drei Tagen mit ihr gesprochen, und sie weiß, dass ich abreisen will. Jaelle und ich hätten schon heute Mittag aufbrechen sollen. Falls du es vergessen hast, wir haben Kinder auf Armida.«
»Sie möchte, dass du etwas für sie tust, und sie sagt, es sei wichtig, möglicherweise eine Sache von Leben und Tod«, berichtete Vanessa ihr.
Camilla bemerkte: »Cholayna übertreibt nicht. Wenn sie sagt Leben und Tod, dann stimmt es.«
»Davon bin ich überzeugt!« Magda runzelte die Stirn. »Hast du keine Ahnung, um was es geht, Vanessa? Ich möchte hier nicht festgehalten werden. Wie schon erwähnt, werde ich auf Armida gebraucht. Jaelles Tochter ist alt genug, dass man sie allein lassen kann. Shaya dagegen ist noch keine zwei, und wenn ich noch länger in der Stadt bleibe, hat sie vergessen, wie ich aussehe.«
»Ich kann es nicht sagen«, wich Vanessa aus, die Behauptung vermeidend, sie wisse es nicht. Sie war informiert worden, warum Magda das Gildenhaus verlassen hatte, und was Magdas Arbeit auf Armida anging, hatte sie die geheimsten Unterlagen einsehen dürfen, allerdings nicht so gründlich, dass sie es verstanden hätte.
Vanessa konnte sich überhaupt keinen Grund vorstellen, warum eine Agentin von Magdas Status sich freiwillig mit einem halb darkovanischen Kind belastete, und wie alle Frauen, die aus eigener Wahl kinderlos sind, beurteilte sie Magda hart. Obwohl sie die Legende bewunderte, hatte
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