Die schwarze Schwesternschaft - 8
Feuer sein , sagte Camilla. Magda war zu ersch ö pft, um zu widersprechen. Sie h ä ngte sich die nassen Sachen ü ber den Arm und folgte Camilla.
Auf dem Weg die leeren Korridore und Treppen hinunter zitterte Magda, aber in der K ü che des Gildenhauses brannte das Feuer noch unter der Asche, und in der N ä he des Herdes war es warm. Ein Kessel mit heißem Wasser zischte leise an seinem Haken. Camilla nahm Becher von einem Wandbrett, w ä hrend Magda das Feuer sch ü rte und ihre nassen Kleider ausbreitete. Camilla goss ihr Borkentee auf, ging in die Speisekammer und schnitt Brot und kaltes Fleisch ab. Sie stellte das Essen auf den K ü chentisch neben die Sch ü sseln, in denen gewalzte K ö rner und Trockenobst f ü r den Fr ü hst ü cksbrei eingeweicht waren.
Lustlos nippte Magda an dem heißen bitteren Tee, zu m ü de, um auf dem Regal nach Honig zu suchen. Sie r ü hrte Fleisch und Brot nicht an, saß bewegungslos auf der Bank vor dem Tisch. Camilla machte sich selbst auch Tee, doch statt ihn zu trinken, stellte sie sich hinter Magda. Ihre starken H ä nde kneteten die verspannten Muskeln in Schultern und Nacken der j ü ngeren. Nach langer Zeit streckte Magda die Hand nach einem St ü ck Butterbrot aus.
Ich habe eigentlich keinen Hunger, aber ich glaube, ich sollte doch etwas essen , meinte sie matt und f ü hrte es zum Mund. Wie Camilla erwartet hatte, ü berfiel sie nach einem oder zwei Bissen der rasende Hunger eines Menschen, der mit Laran gearbeitet hat, und sie aß und trank beinahe mechanisch. Als sie Brot und Fleisch verspeist hatte, stand sie auf und suchte in der Speisekammer nach noch verbliebenem Kuchen mit Gew ü rzen und Zucker. Endlich war ihr Hunger gestillt. Sie drehte die Bank um, damit sie die F ü ße auf das Kamingitter stellen konnte. Camilla setzte sich zu ihr und legte ihre eigenen F ü ße – lang und schmal und irgendwie aristokratisch – neben die Magdas. Schweigend saßen sie zusammen und blickten in die Glut. Nach einer Weile stand Magda auf und legte Holz aufs Feuer. Die Flammen loderten auf, und flackernde Schatten spielten ü ber die W ä nde der h ö hlenartigen K ü che. Endlich sagte sie: Ich bin keine richtige Psi-Technikerin, nicht in der Art, wie man sie sich in der Terranischen Zone vorstellt. Ich bin keine Therapeutin. Die Arbeit, die ich auf Armida tue, ist – ist anders. Heute Nacht musste ich in den Verstand eines anderen eindringen, eines Menschen, der normalerweise kopfblind ist, und versuchen . Sie benetzte die Lippen mit der Zunge. Es ist nicht leicht zu erkl ä ren. Es gibt keine Worte daf ü r.
Z ö gernd sah sie zu Camilla hin ü ber. Sie kannte diese Frau seit Jahren und wusste l ä ngst, dass Camilla Laran besaß oder einmal besessen hatte, obwohl Camilla selbst es leugnete. Magda war eine der wenigen Personen, die Camillas ganze Geschichte kannten: Sie war aus Comyn-Blut geboren, obwohl davon heute keine Spur mehr sichtbar war, abgesehen von dem verblassten, sandfarbenen Haar, das einmal das gleiche Feuerrot gezeigt hatte wie Jaelles. Kaum dem Kindesalter entwachsen, war Camilla geraubt und so brutal missbraucht worden, dass sie seelisch daran zerbrach. Magda wusste nicht ü ber alle Einzelheiten Bescheid, aber Camilla hatte viele Jahre lang als S ö ldnerin gelebt, und auch ihre engsten Gef ä hrten hatten nicht geahnt, dass sie nicht der harte Mann mit der rauen Sprache war, der sie zu sein schien. Eines Tages hatte Camilla, verwundet und dem Tode nahe, sich einer Entsagenden entdeckt. Das war Kindra, Jaelles Pflegemutter, gewesen. In der Gilde der Freien Amazonen lernte Camilla es unter Schmerzen und vielen Zweifeln an sich selbst, zu der Weiblichkeit zur ü ckzufinden, die sie so lange und mit so viel M ü he zu verleugnen oder zu verbergen gesucht hatte. Ein- oder zweimal, als sie ihre mentalen Barrieren voreinander gesenkt hatten, war Magda sicher gewesen, dass Camilla immer noch ü ber das von ihrer Familie geerbte Laran verf ü gte, welche Familie das auch sein mochte. Ganz bestimmt floss in Camillas Adern das Blut einer der Sieben Dom ä nen, der großen Familien Darkovers, auch wenn sie von ihrem Laran keinen Gebrauch machte. Es war nicht unm ö glich, dass Camilla erkannte, ohne dass sie es ihr erz ä hlte, wie schwierig die ihr von den Terranern abverlangte Arbeit gewesen war.
Erinnerst du dich, dass du Lexie Anders bei dem speziellen Orientierungstreffen kennen gelernt hast, das f ü r die neuen Mitarbeiterinnen in der Terranischen Zone
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