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Die Schwarze Schwesternschaft

Titel: Die Schwarze Schwesternschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ich jemals etwas gewusst habe«, versicherte Camilla ihr. »Sie ist alle paar Stunden gekommen, um sich zu überzeugen, dass dein Fieber unter Kontrolle war. Aber nun musst du wirklich ausruhen. Denk an nichts anderes mehr als daran, dass du gesund werden willst.«
       Cholayna schloss die Augen. Die alte Frau hob den Kopf und sah Camilla böse an.
       »Ein Name wurde ausgesprochen, der in Avarras heiligem Haus verboten ist. Was habt ihr mit jener zu tun?«
       »Mit wem? Mit Acquilara?«
       Die alte Frau machte eine zornige Geste. »Ruhig! Sprich keinen Namen von böser Vorbedeutung aus! Diese hier sagte, wenn deine Krankheit und Müdigkeit überwunden sei, werde sie sich deine Geschichte anhören. Vielleicht ist jetzt der richtige Augenblick gekommen. Was tust du in dieser Wildnis, in die Frauen nur kommen, wenn sie auf der Suche nach Ihrem Segen sind?«
       »Margali wird es Euch erzählen, Großmutter«, antwortete Camilla im Gebirgsdialekt. Magda fragte sich, wann sie ihn gelernt haben mochte, und sah in Camillas Gedanken eine grausige Erinnerung aufblitzen - die Erinnerung an das Jahr, das sie als missbrauchtes und verprügeltes Kind im Lager der Räuber verbracht hatte…
       »Auch wir sind auf der Suche nach Ihrem Segen.« Magda dachte an den Abend, als sie beim ersten Treffen der Schwesternschaft Avarras Bild gesehen hatte. »Wir forschen nach einer Stadt, die von der Schwesternschaft der Weisen bewohnt sein soll. Zwei unserer Gefährtinnen zogen uns voraus. Als wir eure Lichter in der Wildnis sahen, dachten wir, die Stadt und vielleicht auch unsere Kameradinnen gefunden zu haben.«
       »Diese hier hat deinen Geist und dein Gedächtnis in deiner Schwäche gelesen, Großtochter. Wir haben nur Obdach im Schatten Ihrer Schwingungen gefunden, Chiya, und gehören nicht zu Ihrer Schwesternschaft. Aber deine Suche heiligt dich an diesem Ort, wohin deine Gefährtinnen nicht gekommen sind.«
       Die Hand der alten Frau fiel auf Magdas Schulter. »Doch sag mir, was ist mit jenem anderen Namen, den sie nun schon zweimal ausgesprochen hat?«
       »Sie kam des Nachts zu uns und versprach, uns zu unseren Kameradinnen zu führen.«
       »Und warum seid ihr ihr nicht gefolgt?«
       »Wir hatten den Eindruck«, erklärte Camilla langsam, »dass Wahrheit nicht in ihrem Mund zu finden war. Einer solchen Führerin zu folgen ist gefährlicher, als ungerührt zu wandern.«
       »Trotzdem hat deine Gefährtin sie in einer unbekannten Sprache angerufen… «
       »Cholayna tat es aus Angst vor ihr«, berichtigte Magda scharf. »Lest ihren Geist und ihr Gedächtnis, wenn Ihr es könnt, alte Mutter, und Ihr werdet sehen, dass ich die Wahrheit spreche.«
       Jaelle wandte sich auf Terra-Standard an Magda: »Um was geht es?«
       »Sie sagt, Rafi und Lexie seien nicht hier gewesen. Was bedeuten mag, dass sie in die Gewalt von… « Sie hatte »Acquilara« sagen wollen, sah in das Gesicht der alten Frau und verschluckte den Rest. »Ich fürchte, dass die beiden, die wir suchen, in die Hände jener gefallen sind, die wir als Feinde betrachten.«
       Die Augen der alten Frau wanderten von der einen zur anderen. »Eurer Freundin geht es besser, aber sie ist immer noch sehr krank. Wacht noch eine weitere Handvoll von Tagen bei ihr.« Damit ging sie.
       Camilla und Jaelle sahen Magda an und fragten: »Was sollte das alles bloß?«

    Weder an diesem noch am nächsten oder übernächsten Tag kehrte die alte Frau zurück. Schweigende Helferinnen brachten ihnen dreimal am Tag Essen, groben Brei morgens und mittags, dicke, nahrhafte Suppe am Abend. Die erzwungene Ruhe tat ihnen allen gut. Magda gewann ihre Kräfte zurück, Vanessas erfrorener Fuß heilte, und Cholayna durfte eine Zeit lang aufsitzen.
       Am fünften oder sechsten Morgen - Magda zählte die Tage nicht mehr, denn sie gingen vorüber, ohne sich voneinander zu unterscheiden - hörte es auf zu schneien, und die plötzliche Stille weckte sie. Das Heulen und Kreischen des Windes um die Gebäude war verstummt. Sie trat in eine leuchtende Welt hinaus. Sonnenschein gleißte auf den Dächern, und der Himmel war so klar, dass sich vor ihren Augen eine endlose Landschaft von weißen Gipfeln und weit unter ihnen liegenden Tälern ausbreitete.
       Vielleicht war Cholayna bald fähig zu reisen. Im Geist sah Magda ihre Besitztümer nach Geschenken durch, die sie der alten Frau und der Schwesternschaft zum Dank für ihre Gastfreundlichkeit machen konnten.

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