Die Schwarze Schwesternschaft
ertappt worden ist! Und natürlich tat sie genau das.
Endlich sagte sie: »Ich habe mich erkundigt, was Lexie tut. Ich habe sie beim Treffen der Brücken-Gesellschaft gesehen, aber ich wollte mich überzeugen, dass sie sich nach ihrem schrecklichen Erlebnis wieder ganz erholt hat.« Dann fiel ihr ein, was sie gleich hätte sagen sollen. »Sie scheint mit Jaelles Partnerin fortgegangen zu sein. Wir müssen wissen, welchen Weg sie genommen haben. Eine Botschaft von Rafaella hat Jaelle nicht erreicht, und… «
»Wie Sie ja entdeckt haben, hat sie Urlaub beantragt«, sagte Vanessa. »Als ich mit Cholayna sprach, gewann ich jedoch den Eindruck, sie habe Lexis einen Auftrag erteilt, der es ihr ermöglichte, die Ausrüstung gratis zu bekommen. Sie engagierte eine Führerin von den Entsagenden, und sie reist in die Kilghardberge, um die Volkstänze der Frauen zu studieren.«
»Also das… « Magda beherrschte sich noch rechtzeitig. Sie erklärte geradeheraus: »Das glaube ich nicht.«
»Warum nicht? Es ist eine angenehme, leichte Arbeit und läuft auf einen bezahlten Urlaub hinaus. Das haben wir alle schon einmal gemacht.«
Das ganze nächste halbe Jahr bereute Magda, dass sie Vanessa nicht einfach bei diesem Glauben gelassen hatte. Es war eine so einfache Erklärung, und es hätte ihnen schrecklich viel Ärger erspart, wenn sie geschwiegen hätte.
Stattdessen holte sie vor Entrüstung tief Atem.
»Halten Sie mich für schwachsinnig, Vanessa? Ja, es gibt bei den Entsagenden Führerinnen, die es übernehmen würden, eine Terranerin in die Berge zu bringen, damit sie Volkstanze oder Balladen-Stile oder die Rryl oder das Korbflechten des Schmiedevolkes studieren kann. Aber Rafaella? Es war Rafaella, die die Kartografierungsexpedition auf den Scaravel geführt hat! Nach Rafi fragt man, wenn neunzig Mann, fünfhundert Pack-Chervines und ein halbes Dutzend halb ausgebildeter Bergführer koordiniert werden sollen! Kommen Sie, Vanessa, Sie glauben doch wohl nicht, Rafaella n’ha Doria würde sich dazu herablassen, eine einzelne Terranerin auf einem Sonntagsausflug zu begleiten, um die Unterschiede zwischen einer Secain und einem Anhazak-Kreistanz aufzuzeichnen? Möglich, gerade eben möglich, wenn sie Liebende wären und einen Vorwand für eine gemeinsame Reise brauchten. Einen anderen Grund kann ich mir nicht denken. Und da ich Rafaella kenne, glaube ich keinen Augenblick daran. Über Lexies Liebesleben weiß ich beim besten Willen nichts, aber ich würde mit Ihnen um einen Wochenlohn wetten, dass sie vollständig heterosexuell ist. Oder haben Sie ihren Gesichtsausdruck nicht bemerkt, als ich ihr Jaelle als meine Freipartnerin vorstellte?«
Vanessa zuckte die Schultern. »Ich habe nicht viel darüber nachgedacht. Ich nahm an, sie wolle in die Berge. Magda, schließlich ist Lexie als Nachrichtendienstagentin ausgebildet. Ich glaubte, nach dem Flugzeugabsturz sei das die einzige Arbeit gewesen, die sie bekommen konnte. Sie brauchte eine Führerin, und vermutlich hat sie einfach nach der Besten auf der Liste gefragt.«
»Und Rafaella sagte zu, einfach so, Unsinn.«
Zornig verteidigte Vanessa sich: »Ich habe keinen Gedanken daran verschwendet, bis ich einen Anruf erhielt, jemand schnüffele in ihrer Akte! Nach allem, was sie durchgemacht hat, steht Lexie ein Urlaub doch zu! Es ist kein Verbrechen, eine Führerin zu engagieren, die überqualifiziert ist, oder? Solange sie Rafaellas Honorar bezahlen kann! Vielleicht sagte sich Rafaella, es sei leicht verdientes Geld, oder es machte ihr Spaß, eine Außenweltlerin übers Ohr zu hauen, die bereit war, den vierfachen… « Vanessa brach ab und meinte nachdenklich: »Oder Cholayna hat ihr den Auftrag mit dem Volkstanz als Tarnung gegeben, und in Wirklichkeit ist sie hinter etwas viel Wichtigerem und Ernsterem her… «
»Sie fangen an zu begreifen«, stellte Magda fest.
»Aber - würde Cholayna das tun, ohne sich bei der Personalabteilung zu vergewissern, dass Lexie für so etwas stabil genug ist? Das ist der springende Punkt, Magda. Das ist meine Aufgabe! Eine Frau, die sich gerade erst von einem Zusammenbruch und einer Amnesie erholt hat, würde ich niemals ohne ein Gutachten von der Medizinischen und Psychiatrischen hinausschicken. Und Cholayna täte es ebenso wenig! Zwar neigt sie dazu, sich… ihre eigene Meinung über Menschen zu bilden… « Sie hielt inne. Magda, die genau wusste, was sie hinunterschluckte,
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