Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
deutlicher und fragte sie, ob sie sich überhaupt vorstellen könne, wie »scheißlang« es gedauert habe, dieses Bild herunterzuladen. Nur fünf Beschwerden von Hunderten von Anwälten hielt Diane für einen guten Prozentsatz, vor allem wenn man bedachte, dass diese Leute mit dem Verfassen von Klageschriften ihren Lebensunterhalt bestritten. Sie wusste allerdings nicht, wie viele sich direkt bei den Betreibern beschwert hatten. Diese waren solche Reaktionen aber wohl schon gewohnt.
Ihr Team hatte ihr die ganze Zeit über die Schulter geschaut.
»Noch nichts, Boss, oder?«, sagte Jin.
»Es ist noch früh«, sagte Diane. »Ich glaube, wir sollten uns zusammensetzen und besprechen, welche Fortschritte wir gemacht haben.« Diane stand auf, warf noch einen leicht wehmütigen Blick auf das weiterlaufende Gesichtserkennungsprogramm und ging dann zum Konferenztisch hinüber.
»Ich hätte gerne gewusst«, sagte David, als sich alle gesetzt hatten, »was das mit dem Geld soll. In diesem Umschlag waren immerhin viertausend Dollar. Hat dir das jemand einfach so geschickt?«
»Was für Geld?«, fragten Jin und Neva wie aus einem Mund.
»Ja, jemand hat es mir geschickt«, sagte Diane. »Mit diesem beiliegenden Blatt Papier. Ich weiß nicht, ob es eine Bestechung, Geldzahlung oder die Spende von einem wütenden Mäzen ist, der das Museum immer noch unterstützen möchte, obwohl er auf mich stinksauer ist.«
»Worüber redet ihr eigentlich?«, fragte Neva.
»Als wir gestern mit all diesen schwerbewaffneten Polizeibeamten zusammensaßen«, sagte David, »reichte mir Diane plötzlich diesen Umschlag voller Hundert-Dollar-Noten rüber.«
»Du machst Witze«, sagte Jin. »Jemand hat Diane bündelweise Geld geschickt?«
»Ja«, sagte Diane, »und ich habe keine Ahnung, wofür. Wir können es der langen und immer noch wachsenden Liste von Dingen hinzufügen, über die ich nichts weiß.« Sie schaute David an. »Hast du etwas darüber herausfinden können?«
»Ja, habe ich. Jin, erinnerst du dich an das winzige Stück Papier, das ich dir gegeben habe, an dem Blut klebte?«, sagte David.
»Du hast dieses Stück von einem Geldschein abgeschnitten? Ist das überhaupt legal?«, fragte Jin.
»Es stammt von einer der Banderolen«, sagte David und funkelte ihn an. »Offensichtlich hat er sich beim Verpacken am Papier geschnitten.«
»Sehen Sie, Boss, und jetzt komme ich ins Spiel«, sagte Jin. »Also machen wir jetzt doch Fortschritte.« Er rieb sich die Hände.
»Endlich«, sagte Diane. »Und was ist es?«
»Das Blut auf der Banderole hat dieselbe DNA wie die Haare an Andies Tasche, die sie Ihrem Angreifer über den Schädel geschlagen hat.«
Diane starrte ihn an. Sie war sich nicht sicher, ob sie deswegen so überrascht war, weil der Angreifer und der Geldsender identisch waren oder weil sie tatsächlich doch noch etwas herausgefunden hatten.
»Sind Sie sicher?«, fragte sie.
»Natürlich bin ich mir sicher«, sagte Jin. »Und keiner von ihnen ist mit Clymene identisch oder auch nur mit ihr verwandt.«
»Ist er irgendwo erfasst?«, fragte Diane.
»Nein«, sagte Jin.
»Warum schickt er Ihnen Geld?«, sagte Neva. »Das ist wirklich seltsam.«
»Ich weiß es nicht. Hast du noch etwas gefunden, zum Beispiel Fingerabdrücke?«, fragte sie David.
»Nein, und das finde ich seltsam. Wie kann er sich diese Papierschnittwunde zugezogen haben, wenn er Handschuhe anhatte?«, sagte David.
»Nicht jeder hinterlässt Fingerabdrücke«, gab Jin zu bedenken. »Wer sehr trockene Haut hat oder in seinem Job viel mit Papier zu tun hat, oder –«
»Ich weiß«, sagte David, »dann werden die Fingerkuppen quasi abgeschmirgelt. Ich weiß das. Es ist trotzdem seltsam, dass auf diesem Geld überhaupt keine Abdrücke waren.«
»Was ist mit dem Poststempel?«, fragte Diane.
»Rosewood«, sagte David.
»Hatte es einen –«, begann Jin.
»Nein, es hatte keinen Absender«, sagte David.
»Fragen kann man ja mal«, sagte Jin.
»Was ist mit dem beiliegenden Zettel?«, fragte Diane.
David lächelte. »Der war schon hilfreicher. Es waren einfache Blockbuchstaben. Beim Schreiben wurde sehr stark aufgedrückt. Der Kerl muss wirklich wütend gewesen sein.«
»Was stand auf dem Zettel?«, fragte Neva.
»Schlampe«, sagte David.
»Und du musstest auf die Stärke des Drucks schauen, um zu wissen, dass er wütend war?«, fragte Neva. Sie grinste, als David das Gesicht verzog.
Er ging nicht auf ihre Bemerkung ein. »Interessant war die Art des
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