Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
Mitarbeiterzimmer vorbei, das gerade von den Putzfrauen gesäubert wurde. Sie rief ihnen auf dem Weg zum Aufzug ein »Hallo« zu.
Diane kam ohne Zwischenfälle in ihrem Büro an. Im Nachhinein ärgerte sie sich über ihre übertriebene Besorgnis. Sie zog einen Schlafanzug an, machte sich die Couch zurecht und legte sich schlafen.
Sie erwachte, als sie Andie das Büro nebenan betreten hörte. Sie schaute auf die Uhr. Es war acht Uhr. Vier Stunden Schlaf mussten heute genügen. Sie stand auf, holte sich saubere Wäsche aus dem Schrank und nahm eine Dusche. Sie war gespannt, ob jemand in der großen Cyberwelt Clymene O’Riley erkannt hatte.
Kapitel 39
A ndie«, sagte Diane auf dem Weg in ihr eigenes Büro, »ich werde mich den Großteil des Tages im Kriminallabor aufhalten. Rufen Sie mich dort an, wenn Sie mich brauchen.«
»Ich habe die Dusche laufen hören. Haben Sie die Nacht hier verbracht? Sind Sie gerade obdachlos?«
Andie hatte sich heute für einen Retrolook entschieden. Sie trug etwas, was Dianes Mutter ein Sackkleid genannt hätte, gerade und ohne Taille. Sie hätte das auch in den sechziger Jahren anziehen können. Es war rosa mit einem schwarzen Besatz und großen schwarzen Knöpfen auf der Vorderseite. Dazu trug sie schwarze Mary-Jane-Lacklederschuhe. Diane musste lächeln.
»Nein. Ich bin nicht obdachlos. Heimatlos vielleicht, jetzt, wo Sie es erwähnen. Ich wohne im Moment bei Frank, und er musste in Atlanta bleiben, deshalb habe ich in meinem Büro übernachtet. Mir gefällt Ihr Kleid.«
Andie stand auf, ergriff den Rock des Kleides und drehte sich einmal schnell um die eigene Achse. »Ich liebe es. Ich habe es in einem kleinen, süßen Vintage-Modegeschäft bekommen, das gerade in der Innenstadt aufgemacht hat.«
»Was ist eigentlich gestern mit Agent Jacobs passiert? Ich habe ihn gar nicht gehen sehen«, fragte Diane.
»Er hat sich die Bücher angeschaut und dann gesagt, er käme wieder vorbei.« Andie zuckte die Achseln. »Dass er niemanden in Handschellen mitnahm, war wohl ein gutes Zeichen.«
»Hoffen wir es zumindest«, sagte Diane.
Diane versuchte, sich zu erinnern, ob sie ihm über die Erdprobe von der Sphinx erzählt hatte. Sie hatte nicht. Sie holte ihr Handy aus ihrer blauen Twilljacke. Agent Jacobs hatte ihr seine Handynummer gegeben, und sie hatte sie in ihr Handy eingespeichert. Diane hatte es für ein gutes Zeichen gehalten, dass er ihr seine Privatnummer mitgeteilt hatte. Sie drückte die Kurzwahltaste. Er meldete sich sofort.
»Dr. Fallon«, sagte er. »Was kann ich für Sie tun?«
»Die Erdprobe, die wir von der Sphinx genommen haben, stammt aus der Gegend von Abydos in Ägypten«, sagte sie. »Jin meint, sie sei erst kürzlich ausgegraben worden. Es gab kaum andere Verunreinigungen, die darauf hinweisen würden, dass sie längere Zeit in einem Magazin oder sonst wo gelagert worden sein könnte.«
»Das ist eine wertvolle Information. Vielen Dank«, sagte er.
»Nichts zu danken.« Sie beendete das Gespräch.
»Also Sie wissen jetzt, wo das Zeug herstammt?«, fragte Andie.
»Nicht genau. Aber wir wissen jetzt ein klein wenig mehr.«
»Und was ist mit dem Geld?«, flüsterte Andie.
»Ich habe keine Ahnung.« Sie stand auf und steckte das Handy in die Tasche zurück. »Rufen Sie mich an, wenn Sie etwas benötigen. Ich bin im Kriminallabor.«
Ihr gesamtes Team war bereits da. Jin hatte offensichtlich Neuigkeiten. Diane sah es seinem Gesicht an, das aussah, als ob er ersticken würde, wenn er diese Neuigkeiten nicht sofort loswurde. Bevor sie sich zu ihnen setzte, schaute sie aber erst einmal, wie weit die Computersuchläufe gediehen waren. Das Gesichtserkennungsprogramm durchsuchte immer noch mit Lichtgeschwindigkeit sämtliche offiziellen Datenbanken, hatte aber bisher noch nichts gefunden. Diane war etwas enttäuscht. Sie schaute ihre E-Mails durch. Auch Colonel Kade hatte sich bisher noch nicht gemeldet. Irgendwie hatte sie gehofft, sie würde heute aufwachen und der Fall sei gelöst – oder sie hätte wenigstens eine Spur. Natürlich gab es da immer noch Arachnid. Sie würde später hinuntergehen und schauen, ob es auf etwas gestoßen war.
Unter ihren E-Mails waren auch Rückmeldungen auf ihr Hilfeersuchen in den Mailinglisten, die von fünf verärgerten Anwälten stammten. Es waren kurze, im Wesentlichen höfliche, aber doch sehr bestimmte Botschaften wie »Das ist unangebracht« oder »Ich habe mit dem Betreiber der Liste gesprochen«. Nur einer war etwas
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