Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
Ich spare mir nur meine Kräfte auf.«
Diane stand auf und versuchte, durch einen Spalt zwischen den Brettern vor dem Fenster nach draußen zu schauen. Sie sah nur ein kleines Stück des Erdbodens. Vielleicht konnte sie diese Bretter doch irgendwie entfernen. Sie versuchte, sich zu erinnern, was sie bei der Anfahrt in der Umgebung des Hauses gesehen hatte. Ein Feld? Einen Teich? Solange sie hier drinnen saßen, spielte das allerdings auch keine große Rolle.
»Legen Sie sich doch neben mich. Sie meinten vorhin, wir sollten noch etwas essen und trinken. Das wäre jetzt unsere letzte Gelegenheit. Das gilt genauso für das Ausruhen«, sagte Kingsley. »Sie brauchen ja nicht zu schlafen, entspannen Sie sich einfach eine Weile.«
Er hatte recht. Sie verbrauchte unnütz Energie. Sie stellte den Stuhl vor die Tür, damit sie hören würden, wenn sie jemand öffnete. Kingsley rückte etwas beiseite, und Diane legte sich neben ihn. Das Bett war nicht sehr bequem, und sie war immer noch sehr angespannt. Sie versuchte, sich zu entspannen.
»Ich habe mir vorhin einen Plan ausgedacht und ihn dann durchgeführt, kurz bevor Rose hereinkam«, sagte sie.
»Oh? Welchen denn?«, fragte er.
»Ich habe mein Handy unter die Kommode gelegt«, sagte sie.
»Was für ein cleverer Plan! Ich wünschte, ich wäre darauf gekommen«, sagte er.
Diane begann, laut zu lachen. Kingsley stimmte mit ein. Das ganze Bett wackelte.
»Nicht doch«, sagte er. »Das tut weh.«
»Joey hat uns unsere Handys nicht abgenommen, da er sie für nutzlos hielt. Hier draußen gibt es keinen Empfang. Aber er dachte nicht an das GPS. In meinem ist ein Chip.«
»Das stimmt. In meinem auch.« Er griff in seine Tasche und holte es heraus. »Vielleicht sollten wir das auch irgendwo verstecken. Oder ich stecke es einfach wieder in die Tasche. Wenn beide Handys plötzlich fehlen, werden sie vielleicht misstrauisch. Sie können ja behaupten, Ihres sei in Ihrer Handtasche gewesen.«
Dianes Versuch, sich zu entspannen, musste funktioniert haben, denn erst das Geräusch des über den Boden schleifenden Stuhls weckte sie wieder auf.
Kapitel 50
W ollten Sie uns damit draußen halten? Das ist ja lächerlich.«
Es war Joey. Neben ihm stand Rose.
Diane setzte sich auf. Kingsley blieb liegen.
»Es wäre nett, wenn Sie und Agent Kingsley uns beim Essen Gesellschaft leisten würden.«
Das war nicht Rose. Das war Clymene.
Auch Kingsley hatte den Unterschied bemerkt. Er rappelte sich auf und setzte sich neben Diane.
»Clymene«, rief er aus.
»Wie Sie wahrscheinlich wissen, ist mein Name Iris. Ich ziehe es deshalb vor, auch so genannt zu werden.«
»Hey, Sie haben ihm die Fesseln abgenommen …«, begann Joey.
»Still! Das spielt keine Rolle«, sagte Iris.
»Wie Sie sicher bemerkt haben, hat Joey eine Pistole, und er neigt leider dazu, sie auch zu benutzen. Sie sollten deshalb keine Dummheiten versuchen«, sagte sie.
Iris trat beiseite und ließ ihnen den Vortritt. Diane spielte kurz mit dem Gedanken, sich auf einen der beiden zu stürzen. Als sie jedoch das letzte Mal etwas Ähnliches versucht hatte, war Kingsley angeschossen worden. Sie hoffte, dass es im Haupthaus weniger riskante Fluchtmöglichkeiten geben würde.
Das Innere des Hauses war in ähnlich gutem Zustand wie seine Fassade. Es war keine heruntergekommene, leicht schäbige alte Pracht, sondern ein wirkliches Schmuckstück. Es war zwar nicht in einem einheitlichen Stil gehalten, aber alle Möbel waren von höchster Qualität und sahen äußerst bequem aus. Überall standen Blumenvasen, und an den Wänden hingen Bilder von Blumen, und zwar ausschließlich Iris, Rosen und Lilien. Als Carleys Großmutter ihnen von ihrer Familie erzählt hatte, hatte sich Diane deren Haus als düster mit dunklen Räumen vorgestellt. Tatsächlich war hier alles hell und licht. Sie fragte sich, ob dies Iris’ Werk war oder ob es schon immer so ausgesehen hatte. Die Außenanlagen waren in solch gutem Zustand und das Innere des Hauses so gepflegt und sauber, dass es irgendwelche Bedienstete geben musste. Das hellte Dianes Stimmung merklich auf. Zumindest waren sie hier nicht mit dieser Familie allein.
»Was war das eigentlich für ein Häuschen, in dem wir da eingeschlossen waren?«, fragte Diane.
»Ein Ort der Besinnung«, sagte Iris. »Bitte …« Sie wies mit der Hand auf eine Tür.
In dem dahinterliegenden Speisezimmer standen ein langer heller Eichentisch mit dazu passenden Büfetts und Geschirrschränken. Iris’
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