Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
es trotzdem im Stumm-Modus eingeschaltet, legte es aber blitzschnell mit dem Display nach unten unter die Kommode. Dann machte sie sich bereit, ihren Besuchern entgegenzutreten, wer immer die auch sein mochten.
Kapitel 49
D iane hatte sich gerade zu Kingsley aufs Bett gesetzt, als sich die Tür öffnete. Wegen des hellen Lichts in deren Rücken sah sie zunächst nur die Umrisse von zwei Menschen. Dann erkannte sie den Jungen, neben ihm stand eine Frau. Sie machte eine batteriebetriebene Laterne an und stellte sie auf den Tisch. Obgleich sie nur ein schwaches Licht verbreitete, sah Diane sofort, wer da vor ihr stand. Clymene.
Sie schaute Diane und Kingsley an, als ob sie irgendwelche mäßig interessanten Lebensformen vor sich hätte.
»Und warum hast du sie hierhergebracht?«
Sie trug ein einfaches weißes Baumwollsommerkleid und eine enge bestickte Jacke. Banks hatte einen Eimer mitgebracht, den er jetzt auf den Boden stellte. Diane sah, dass er auch eine Rolle Toilettenpapier hineingelegt hatte.
»Er lief mir plötzlich über den Weg«, sagte Banks. »Ich wollte etwas bei Jeeters einkaufen, da trat er aus der Tür. Ich traute meinen Augen nicht. Und dann musste ich irgendetwas tun.«
Verdammt, es war nur ein unglücklicher Zufall gewesen, dachte Diane.
»Und warum hast du sie dann hierhergebracht?«, wiederholte sie ganz ruhig ihre Frage.
»Mir fiel nichts anderes ein. Und dann musste ich auf ihn schießen. Das war deren Schuld, nicht meine. Glaubst du, sie wird wütend auf mich sein?«
Bei dieser Bemerkung begriff Diane, dass dies gar nicht Clymene war. »Sind Sie Lily oder Rose?«, fragte sie.
Die Frau schaute sie verblüfft an. »Rose. Wie schlecht geht es Ihrem Begleiter?«
»Schlecht genug. Vor allem seine erhöhte Temperatur macht mir Sorgen. Ich habe Angst, dass die Wunden wieder zu bluten anfangen. Er erholt sich immer noch von einem Autounfall, den er vor einigen Tagen erlitten hat, und jetzt das. Er braucht unbedingt einen Arzt.«
»Sie sind doch einer«, sagte Rose.
»Ich bin kein Arzt«, entgegnete Diane.
»Aber Sie kennen sich in der menschlichen Anatomie aus. Er muss sich leider mit Ihnen begnügen. Brauchen Sie Verbandsmaterial?«
»Nein. Wenn ich den provisorischen Verband jetzt wechsle, fängt die Blutung wieder an«, sagte Diane. »Ich finde es keine so gute Idee, uns hier festzuhalten.«
»Ich schon«, gab Rose zur Antwort. »Er hätte Sie nicht hierherbringen dürfen. Aber jetzt ist es nun einmal geschehen.«
Diane hatte die ganze Zeit Rose und den Jungen, den sie für Bobby Banks hielt, beobachtet. Es war zu merken, dass sie aneinander hingen. »Ist das Ihr Sohn?«, fragte sie.
»Mein Sohn?« Sie schaute sie erneut völlig verblüfft an. »Nein. Joey ist mein Bruder.«
Joey. Diane stellte sich unter diesem Namen eher ein Babykänguru vor.
»Sie werden so lange hier drin bleiben müssen, bis ich die ganze Sache auf die Reihe bekomme«, sagte Rose. »Brauchen Sie in der Zwischenzeit etwas zum Essen?«
»Sie haben gerade erst gegessen«, sagte Joey.
»Tatsächlich. Na ja, dann hat sich das erledigt«, sagte Rose.
Die beiden gingen wieder hinaus und verschlossen die Tür.
»Wenigstens haben sie die Lampe dagelassen«, sagte Diane. Und sie haben uns ihre Namen genannt, dachte sie. Das war eigentlich kein gutes Zeichen. Anscheinend glaubten sie nicht, dass sie später mit diesem Wissen noch etwas anfangen könnten.
Plötzlich überkam sie erneut eine Welle der Angst. Sie versuchte, sie zu ignorieren, und schaute in den Eimer. Tatsächlich lagen darin eine Rolle Klopapier und eine Flasche Handdesinfektionsmittel. Nun, man konnte wirklich nicht sagen, dass die Delaflotes schlechte Gastgeber waren. Sie war sich sicher, dieses Desinfektionsmittel zu etwas verwenden zu können. Vielleicht konnte sie damit die Rückwand in die Luft jagen oder so etwas. Diane untersuchte die Tür nach einem Loch oder Riss, an dem sie mit einem Werkzeug ansetzen könnte, das sich vielleicht aus einem der Bodenbretter herstellen ließ.
»Vielleicht finden wir irgendwo ein loses Brett«, sagte Kingsley, der sie beobachtet hatte.
Diane ging zum Bett zurück und legte ihre Hand auf seine Stirn. Er schien Fieber zu haben. Sie entfernte seine Handfesseln.
»Ich werde ihnen sagen, dass wir hier sowieso eingesperrt sind und Sie darüber hinaus ja auch noch krank sind. Es ist für Sie auf jeden Fall eine Erleichterung, denn Ihre Schultern werden nicht mehr so stark belastet«, sagte sie.
»Das ist
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