Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
auf.
Epilog
D iane saß an ihrem Schreibtisch und tippte einen Dankesbrief an den ägyptischen Botschafter. Agent Jacobs hatte Ägypten alle verdächtigen Artefakte zurückgegeben, obwohl er nie herausfand, woher sie tatsächlich stammten. Der Mord an Randal Cunningham junior blieb weiter ungelöst. Selbst David hatte nichts herausfinden können. Er bedauerte dies nicht nur, weil ihm so etwas selten vorkam, sondern vor allem, weil er damit die Chance vergab, Kendel einmal so richtig zu beeindrucken.
Für die ägyptischen Behörden waren die Verantwortlichen des RiverTrail-Museums plötzlich Helden, die ihrem Volk unschätzbare Altertümer wiederbeschafft hatten. Vanessa und der Vorstand waren darüber ausgesprochen glücklich. Diane wollte ihr Glück nicht überstrapazieren und ließ es dabei bewenden, obwohl sie manchmal den Verdacht hegte, dass nicht zuletzt Kingsley und Jacobs hinter diesem für das Museum so glücklichen Ausgang steckten.
Jacobs fand sogar einige der Artefakte aus der 12. Dynastie, die sie bestellt hatten. Die Steinartefakte hatten den Brand gut überstanden. Die Sphinx Sesostris III. war dagegen in zwei Teile zerbrochen. Die Steinbüste und das Steingesicht waren wie die Sphinx rußgeschwärzt. Der Kanopenkrug war in kleine Stücke zersprungen. Die Goldartefakte waren nur noch Klumpen geschmolzenen Metalls und damit für immer verloren.
Es gab zwei Konservierungsschulen, die jeweils die Erhaltung beziehungsweise die Restaurierung in den Mittelpunkt stellten. Vor Jahren war die Restaurierung die populärere, heute war es die Erhaltung. Dabei sollen die Artefakte in dem Zustand bewahrt werden, in dem sie sich gegenwärtig befanden. Man war gar nicht mehr so sehr daran interessiert, ihnen ihr ursprüngliches Aussehen wiederzugeben. Bei Restaurierungen wurden dem Artefakt oft moderne Materialien hinzugefügt, was ihre Substanz verfälschte. Ihr Chefkonservator Korey Jordan war Anhänger der modernen Konservierungsschule. Trotzdem war er in diesem Fall bereit, eine Restaurierung dieser verbrannten Artefakte zu versuchen, da sie ja erst vor kurzem beschädigt worden waren.
Das Telefon klingelte. Es war Andie.
»Das Kriminallabor ruft gerade an. Sie haben einen Sheriff Maddox aus Ohio in der Leitung«, sagte sie.
»Stellen Sie ihn bitte durch«, sagte Diane.
»Sheriff Maddox. Haben Sie die Abbildungen des vermissten Mädchens bekommen?«, sagte sie.
»Deswegen rufe ich an, Dr. Fallon. Als wir diese Bilder erhielten, vor allem das, wo sie in diesem Kleidchen dasteht, fing mein Deputy, der immerhin einen Meter fünfundneunzig groß ist und einhundertzwanzig Kilo wiegt, hemmungslos zu weinen an. Wenn man ein solches Gesicht vor sich hat, ist das plötzlich eine ganz andere Geschichte. Die Leute werden bestimmt darauf reagieren. Wir finden sicher heraus, wer dieses kleine Mädchen ist.«
»Neva Hurley, ein Mitglied meines Tatortteams, ist eine echte Künstlerin. Sie hat die Zeichnungen angefertigt«, sagte Diane.
»Ihr Gesicht künstlich zu altern, wie Sie es auf der zweiten Abbildung getan haben, war eine großartige Idee. Wir lassen sie zusammen mit den anderen in unserer Lokalzeitung veröffentlichen und schreiben dazu, dass wir jemanden, der so aussieht, als Zeugin suchen.«
»Das ist eine gute Idee. Sicher wird sich daraufhin jemand melden«, sagte Diane.
»Ich wollte Ihnen nur danken. Diese andere Information, die Sie uns geschickt haben, diese Analyse ihrer Knochen, die zeigt, dass sie in Zentralohio aufgewachsen ist … nun, eh, wir sind ein kleines County mit einem winzigen Budget und …«
»Das habe ich aus einer Stiftung bezahlt, über die mein Osteologielabor verfügen kann«, sagte Diane. »Ich habe die Überreste eines jungen Mannes einer ganz bestimmten Familie zuordnen können. Zum Dank hat der Vater das Labor finanziert und einen Stiftungsfonds für Fälle wie diesen eingerichtet, damit wir auch andere vermisste Kinder identifizieren können.«
»Armer Kerl. Er muss seinen Sohn sehr geliebt haben. Das war sehr großzügig von ihm.«
»Teilen Sie es mir bitte mit, wenn Sie sie identifizieren konnten«, sagte Diane.
»Das mache ich ganz bestimmt und nochmals vielen Dank.«
Andie brachte die Post, und Diane gab ihr den unterschriebenen Dankesbrief.
»Kendel ist immer noch sauer«, sagte Andie. »Sie glaubt, dass sie das Ganze weiterhin schuldig aussehen lässt und alle denken werden, wir hätten ihre Verantwortlichkeit nur unter den Teppich gekehrt.«
»Ich weiß.
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