Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
konnte.«
Diane starrte Kendel einen Moment lang an und schaute dann auf ihren Computer. »Es stand auf der Website der Universität von Pennsylvania, dass Sie dort auf einem Seminar auftreten würden«, sagte sie schließlich. »Ich bin mir sicher, dass die Reporterin im Internet nachschaute, was dort über Sie zu finden war, und dabei auf diese Sache gestoßen ist. Danach hat sie wahrscheinlich die Universität über die Vorwürfe gegen Sie informiert.«
»Wenn das stimmt, war das sehr grausam. Was glaubte diese Reporterin denn, was die unternehmen würden? Macht es diesen Leuten denn gar nichts aus, das Leben eines anderen zu ruinieren?« Sie wischte sich wieder über die Augen. »Ich weiß wirklich nicht, was ich jetzt tun soll.«
»Ich schon«, sagte Diane. Sie hob den Hörer auf und rief Jin an. Er hielt sich wahrscheinlich gerade im Untergeschoss in seinem neuen DNA-Labor auf und streichelte dessen Geräte. »Jin, Sie haben doch gerade ein bisschen Zeit, oder?«
»Klar, Boss, immer zu Diensten«, sagte er in fröhlichem Ton. Das war etwas, was Diane an ihm mochte. Er war immer flexibel. Eigentlich durfte sie niemanden aus ihrem Kriminallabor für Angelegenheiten des Museums einsetzen – außer wenn diese in ihrer Freizeit dazu bereit waren.
»Ich nehme an, Neva macht auch gerade Pause«, sagte Diane.
»Selbstverständlich«, antwortete Jin und lachte. »Was können wir für Sie tun?«
»Ich möchte, dass Sie ins Konservierungslabor gehen und dort die Kisten mit folgenden Nummern öffnen … Einen Augenblick, bitte.« Sie schaute Kendel an.
»EG 970 bis EG 975«, sagte Kendel. »Es sind insgesamt sechs große Schachteln.«
Diane gab Jin diese Zahlen durch. »Ich möchte, dass Sie die Artefakte, die sich darin befinden, genau untersuchen. Verwenden Sie aber bitte kein Fingerabdruckpulver oder irgendwelche Klebstoffe, es sind wertvolle Altertümer. Benutzen Sie die große Kamera und Hochkontrastfilme für die Latentbilder. Außerdem möchte ich, dass Sie jedes Stück aus allen Winkeln fotografieren, allen Staub und Schmutz, den Sie finden können, einsammeln und eine Probe des Verpackungsmaterials nehmen – alles, was uns ihre Herkunft verraten könnte. Die Außenseite der Kisten können Sie natürlich mit Pulver untersuchen.«
»Endlich darf ich mal Davids Kameras benutzen«, sagte Jin. »Ich weiß nicht, ob er das mögen wird.«
Diane konnte sich lebhaft vorstellen, wie er am anderen Ende der Leitung vor sich hingrinste. Für Jin war fast alles ein großer Spaß. Vielleicht sollte sie Kendel einmal zu ihm schicken, damit sie sah, dass man die Dinge auch leichter nehmen konnte. »Vergessen Sie nicht in Ihrem Eifer, Davids Kameras verwenden zu dürfen, das Ganze gut auszuleuchten«, sagte Diane.
»Boss … Ich kenne mich mit fotografischer Bildverstärkung und Latentbildern aus«, sagte er in gespielt beleidigtem Ton.
»Gut. Ich möchte, dass Sie gründlich und sehr schnell arbeiten.« Die Frage der Reporterin, ob sich das FBI bereits gemeldet habe, hatte Diane beunruhigt. Sie wollte nicht, dass diese Gegenstände konfisziert wurden, bevor sie sie selbst genau untersuchen konnten.
»Gründlich und schnell«, sagte Jin. »Ich verstehe.«
»Bitten Sie Korey, bei Ihren Untersuchungen dabei zu sein. Er als Konservator sollte den ganzen Prozess überwachen. Wenn Sie fertig sind, schauen Sie bitte im Nationalen Kunstdiebstahlregister nach, ob einige unserer Artefakte darin aufgeführt sind.«
»Geht klar«, sagte Jin.
Danach rief Diane David Goldstein an, einen weiteren Mitarbeiter ihres Tatortteams, der heute eigentlich in Urlaub fahren sollte. David hatte bereits mit ihr zusammengearbeitet, als sie noch als forensische Ermittlerin für die Menschenrechtsorganisation World Accord International tätig war. Er war einer ihrer ältesten Freunde. Sie hasste es, ihn in seiner Freizeit zu stören, wusste aber, dass er selbst froh darüber war.
»Diane«, meldete er sich, bevor sie noch etwas sagen konnte, »du willst sicher, dass ich sofort hinüberkomme und mich mit diesem angeblichen Beschaffungsskandal befasse, über den heute in unserer Zeitung berichtet wird?«
»Du klingst, als ob du neben deinem Telefon gesessen und auf meinen Anruf gewartet hast«, lachte Diane.
»Es ist ein Handy. Aber du rufst doch deshalb an, oder? Ich dachte mir schon, dass du mich brauchen würdest.«
»Es tut mir leid, dich in deinem Urlaub stören zu müssen«, sagte Diane.
»Das ist keine Störung. Du weißt doch,
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