Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
Clymene von Ihnen wollte?«
Diane war bereits auf dem Weg in ihr Privatbüro, drehte sich aber jetzt noch einmal um. »Sie hat Angst, dass eine ihrer Wärterinnen einen von ihrer Sorte geheiratet haben könnte.« Dann betrat sie ihr Büro, ohne zurückzuschauen.
»Okay, also Sie können doch nicht eine solche Bombe platzenlassen und dann einfach davonlaufen«, rief er ihr nach.
Diane schloss die Bürotür hinter sich. Sie schaltete den Tischbrunnen auf ihrem Schreibtisch ab. Normalerweise mochte sie das Geräusch des über die Steine laufenden Wassers, aber heute regte es sie auf. Sie hätte sofort reagieren müssen, als sie den ersten Artikel gelesen hatte. Aber sie steckte damals knietief in anderen Dingen, und Kendel hatte ihr versichert, dass an der Sache überhaupt nichts dran sei.
Kurz darauf öffnete Kendel die rückwärtige Tür zu Dianes Büro und schlüpfte fast geräuschlos herein. Sie trug ein marineblaues Nadelstreifenkostüm und eine rosa Bluse. Ihr braunes Haar, das sie gewöhnlich leicht eingedreht trug, hing ihr heute fast bis auf die Schultern herab. Ihre Augen waren rot, und sie sah müde aus. Von der knallharten stellvertretenden Direktorin, die sie sonst immer so gut zu verkörpern verstand, war nichts mehr zu sehen. Kendel hatte ganz offensichtlich Angst. Diane forderte sie mit einer Handbewegung auf, sich zu setzen.
»Diane, ich weiß, dass ich Ihnen neulich versichert habe, dass an der Sache nichts dran ist –«
Das Telefon klingelte, und Diane hob den Hörer ab.
»Entschuldigen Sie die Störung«, sagte Andie, »aber hier ist jemand vom Journal-Constitution. Wollen Sie mit ihr sprechen?«
»Vielen Dank, Andie. Stellen Sie sie durch.«
Während sie wartete, verdüsterte sich ihr Gesicht. Das war erst der Anfang. Kendel starrte das Foto an der Wand an, das Diane zeigte, wie sie in einer dunklen Höhle am Ende eines langen Seils hing. Diane fragte sich, ob Kendel sich im Moment nicht auch wie jemand fühlte, der am Ende eines dünnen Seils baumelte.
»Diane Fallon?«, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung. »Ich bin Shell Sidney vom Atlanta Journal-Constitution. «
Diane fragte sich, ob die Reporterin in Wirklichkeit nicht Sidney Shell hieß und ihren Namen umgedreht hatte, weil dieser dadurch irgendwie bedeutsamer klang.
»Ich versuche Sie jetzt schon einige Zeit zu erreichen, um Sie nach den gestohlenen Altertümern zu fragen.«
»Gestohlene Altertümer?«
Die Reporterin zögerte ganz kurz. »Die gestohlenen Altertümer, über die in den Nachrichten berichtet wurde. Ein Mitglied Ihres eigenen Vorstands hat uns bestätigt, dass Miss Williams, die – äh – stellvertretende Direktorin, entlassen worden sei, weil sie Altertümer gekauft habe, von denen sie wusste, dass sie aus Diebesgut stammten. Was haben Sie dazu zu sagen?«
Kapitel 7
I hre Informationen sind falsch«, sagte Diane.
»Welcher Teil unseres Artikels, sagen Sie, ist falsch?«, fragte die Reporterin.
»Alles. Der ganze Artikel besteht nur aus Hörensagen, unbegründeten Behauptungen und Gerüchten«, sagte Diane in einem Ton, der, wie sie hoffte, recht ruhig klang.
»Und was ist mit der Aussage Ihres Vorstandsmitglieds?«, bohrte die Reporterin nach.
»Ein Fehlzitat. Ich bin mir sicher, dass diese Dame in Wirklichkeit gesagt hat, dass jeder unserer Mitarbeiter, der nachgewiesenermaßen mit gestohlenen Altertümern handelt, von uns nicht länger beschäftigt werden wird.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Miss Williams gar nicht entlassen wurde?«
»Ganz genau. Sie ist immer noch bei uns.«
»Und sie ist immer noch stellvertretende Direktorin des Museums?«
»Ja, das ist sie. Es ist nicht Politik dieses Hauses, Mitarbeiter auf Grund von Gerüchten zu suspendieren oder zu entlassen. Ich nehme an, dass Ihre Zeitung denselben Richtlinien folgt.«
»Das heißt also im Klartext, dass Miss Williams keine Altertümer gekauft hat, die aus ägyptischen Raubgrabungen stammen?«
Jetzt wird es heikel, dachte Diane. Sie musste die Frage beantworten. Aber sie hatte bereits etliche Reporter erlebt, die ihre eigenen Spekulationen veröffentlichten, als ob sie unverbrüchliche Wahrheiten seien. Sie musste also jetzt ihre Antwort genau und unmissverständlich formulieren.
»Bevor wir Altertümer für unser Museum erstehen, untersuchen wir deren Herkunft«, sagte Diane. »Wir richten uns dabei nach den höchsten internationalen Authentifizierungs- und Zertifizierungsstandards. Wenn ein solcher Gegenstand in unserem
Weitere Kostenlose Bücher