Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
wie ich mich vor diesen Ferien gefürchtet habe. Du rufst doch deshalb an?«, wiederholte er seine Frage.
»Ja, genau. Als Erstes solltest du Kendel befragen.«
»Großartig. Ich bin gleich da. Und vielen Dank. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich mich nach einer solchen Aufgabe gesehnt habe.«
»Ich dachte, du wolltest verreisen?«, fragte Diane.
»Wollte ich auch, aber was mache ich, wenn ich an meinem Urlaubsziel angekommen bin?«
»Dessen Sehenswürdigkeiten anschauen?«
»Wenn ich so etwas sehen will, könnte ich im Museum bleiben und mir das Benzingeld sparen.«
»Ich werde in einer Vorstandssitzung sein, wenn du kommst. Kendel erwartet dich in meinem Büro.«
Nachdem sie aufgelegt hatte, wandte sich Diane wieder Kendel zu, die immer noch dasaß, als ob das Ende der Welt unmittelbar bevorstünde. Normalerweise wirkte sie ausgesprochen souverän. Diane fragte sich nun, ob sie es nur dann war, wenn alles glatt lief, oder ob nicht doch noch etwas anderes dahintersteckte. Sie wirkte, als ob man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen hätte.
»Kendel«, sagte Diane etwas schärfer, als sie es eigentlich gewollt hatte, »David wird die ganze Sache untersuchen. Er ist der Beste für eine solche Aufgabe. Ich habe ihn gebeten, als Erstes mit Ihnen zu sprechen. Ich verlange zwei Dinge von Ihnen. Erstens: Finden Sie Ihr Rückgrat wieder. Danach sollten Sie sich alles ins Gedächtnis zurückrufen, was mit diesen ägyptischen Artefakten zu tun hat, jeden Menschen, mit dem Sie geredet haben, alles, selbst die kleinste Kleinigkeit, alles, was Ihnen während dieser Transaktionen aufgefallen ist, jede Person, die zufällig den Raum durchquerte, während Sie über diese Anschaffung verhandelten. All das könnte uns weiterhelfen.«
Kendel nickte. »Ich bin froh, dass Sie mich unterstützen. Jeder hier im Museum hat sich mir gegenüber großartig verhalten.«
Mit Ausnahme eines gewissen Vorstandsmitglieds, musste Diane denken. »Sie sind unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen ist«, sagte sie. »Warten Sie bitte hier in meinem Büro auf David.« Diane stand auf. »Jetzt muss ich mich mit dem Vorstand befassen.« Sie griff energisch nach der zusammengerollten Zeitung auf ihrem Schreibtisch.
Kapitel 8
A ndie schaute vom Schreibtisch hoch, als Diane auf dem Weg zur Vorstandssitzung ihr Büro durchquerte.
»Mrs. Van Ross wird heute an der Sitzung teilnehmen«, sagte Andie.
Die Lage musste also kritisch sein, dachte Diane. Mehr als jede andere Person verkörperte Vanessa Van Ross das Museum. Sie und Milo Lorenzo waren die treibenden Kräfte bei dessen Aufbau gewesen. Trotzdem hatte sie sich immer bemüht, Dianes Autorität nicht zu untergraben oder den Eindruck zu vermitteln, dass sie übermäßigen Einfluss auf die Operationen des Museums nehmen würde. Sie nahm nur noch selten an Vorstandssitzungen teil und hatte Diane sogar die Vollmacht erteilt, im Falle ihrer Abwesenheit über ihre Stimme zu verfügen. Wenn also Vanessa persönlich erschien, zeigte das ihre Besorgnis. Sie befürchtete, dass diese Angelegenheit den Ruf des Museums, ihres und Milos Museums, beschädigen könnte.
Milo hatte Diane angestellt, unter ihm als stellvertretende Direktorin zu arbeiten. Dann war er noch vor der Eröffnung des Museums an einem Herzanfall gestorben, woraufhin Diane zur Direktorin aufrückte. Sie konnte dabei die auf ihn zugeschnittene Führungsstruktur übernehmen, die ihr mehr Macht als dem Vorstand verschaffte. Trotzdem konnte dieser sie unter außerordentlichen Umständen aus dem Amt entfernen. Auf jeden Fall würde es eine interessante Sitzung werden.
Als Diane bereits in der Tür stand, blieb sie plötzlich stehen. Clymenes Besorgnis um Grace Noel ließ sie einfach nicht mehr los. Verdammt, als ob sie nicht schon genug am Hals hätte. Sie drehte sich um und übergab Andie das Papier, das ihr Reverend Rivers übergeben hatte, auf dem Grace Noel Tullys Anschrift und Telefonnummer standen.
»Andie, versuchen Sie, diese Frau für mich ans Telefon zu kriegen. Wenn Sie sie finden, legen Sie bitte das Gespräch ins Büro des Konferenzraums.« Andie nickte. »Ansonsten möchte ich nicht gestört werden.«
»Geht in Ordnung … FIM ist angesagt …«, sagte Andie und bewegte den Kopf auf und ab, während sie die Angaben auf der Registerkarte las.
FIM war Andies Abkürzung für »Feuer im Museum«, was bedeutete, dass sie Diane nur im äußersten Notfall stören würde.
Diane zog eine Augenbraue hoch: »Wenn ein
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